Meditation - im Wald

Die Wurzel des Wortes "Meditation" geht auf das Wort meditari zurück, die lateinische Übersetzung der hebräischen Vokabel hagah";
sie bedeutet ein wiederholendes, betendes Sagen von Schriftworten mit leiser Stimme.

Heute ist es wieder chic geworden zu meditieren, nicht nur in Klöstern und christlichen Gemeinschaften, sondern auch durch den zunehmenden Einfluß der fernöstlichen Religionen und der Esoterik in unserer Gesellschaft.

Wie oft hören wir, dass und Menschen sagen: "Kirche, brauche ich nicht, da gehe ich doch lieber zum meditieren in den Wald oder umarme einen Baum!"
Schmunzelnd denk ich da an unseren Reinhardswald und die leeren Wege.

Wo sind sie denn, unsere Waldanbeter?

Ich dachte an eine Erfahrung zurück - während meiner Ausbildung zur Erzieherin wurden wir innerhalb eines Selbsterfahrungsseminares mit einer Meditation beglückt.

Wir sollten der fortragenden Dame lauschen, die uns ins Universum führte und ihren Worten folgen. Erst lagen wir auf Decken und schwebten dann im Geist mit ihr durch das All.
Im Universum erwarteten uns Lichtgestalten, natürlich liebende Wesen, alles "LIEBE und LICHT"- wir flogen mit ihnen zu einem Planeten, dort gab es ein Gebäude in das wir Ein-und Ausgehen konnten, mit den Lichtwesen, versteht sich!

Im Gebäude lag ein Buch auf einem Pult, das war das Buch des Lebens. Jeder sollte nun in dieses Buch sehen um herauszufinden was es ihm für die Zukunft oder die Gegenwart zeigen würde.

Ich nahm tatsächlich alles so wahr wie die Dame uns führte, bis zu der Stelle mit dem Buch, dort begann ich mich unwohl zu fühlen; es war irgendwie nicht richtig. Ich wehrte mich dagegen und versuchte das Gebäude zu verlassen, merkte aber schnell wie die angeblich so lieben Gestalten mich nicht gehen lassen wollten, sie nötigten mich in dieses Buch zu schauen. Ich weigerte mich weiter und setzte mich auf, bekam rasende Kopfschmerzen und war stinksauer.

Dies war keine normale Meditation, die ich aus dem christlichen Glauben kannte- es war etwas was sich nicht gut anfühlte und so verließ ich den Raum.

Am Ende des Seminars wollte die Dame eine Rückmeldung von allen haben und fragte mich, wieso ich gegangen sei. Ich erklärte ihr, dass die so liebevollen Lichtgestalten mit mir nicht so freundlich waren als ich mich weigerte in das Buch zu sehen.
Meine Zukunft muß ich nicht erfahren, weil ich durch das Gottvertrauen lebe, teilte ich ihr mit. Warum soll ich in ein Buch sehen, dass mir auch falsche Hoffnungen oder Ängste machen kann, denn es sind und bleiben nur Bilder, auch wenn sie so real erscheinen.

Nach diesem Erlebnis habe ich verstanden, dass es verschiedene Meditationstechniken gibt und sie einer gründlichen Unterscheidung bedürfen.

Das Christentum ist eine geschichtlich-messianische, keine meditative Religion. Jesus ist der Christus, der Messias Israels und der Kirche, er war kein "Guru". Das heißt, er hat keinen von seiner geschichtlichen Person ablösbaren Heilsweg vorgetragen. Nach christlicher Überzeugung wird das Heil durch den menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Heiland gewirkt und im Glauben angenommen: "Wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet." (Römer 10,9) Zu diesem Glauben kommt man durch das Wort. Um in diesem Glauben zu bleiben und zu wachsen, dient auch die christliche Meditation.

Auch wenn das Christentum keine meditative Religion ist, enthält es doch meditative Elemente. So zog sich schon Jesus Christus immer wieder aus der Öffentlichkeit in die Stille zurück, um Zwiesprache mit dem Vater zu halten. "Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort." (Mk 1,35f; siehe auch Mk. 6,46; 14,35-41, Lukas 6,12; 9,18.28). Was Jesus tat, ist auch für seine Gemeinde maßgeblich. Vielleicht betete er in der Weise der Väter murmelnd die Schrift bedenkend. Daran schließt sich die christliche Meditation an, die in der christlichen Frömmigkeit einen uralten angestammten Platz hat. Schon das Wort "Meditation" zeigt an, daß es sich nicht um ein Selbstgespräch, sondern um eine Form des Gebetes handelt.

Die Meditation der Esoterik, der fernöstlichen Religionen soll entweder zu einer vollständigen Auflösung des Selbst in ein NICHTS führen oder dazu, dass man so wird wie GOTT, seine eigene Göttlichkeit erkennt, sich dadurch Macht erwirbt, zu bestimmten Graden aufsteigt.

Diese Meditationen haben nichts gemeinsam mit dem christlichen Glauben.

Vielleicht ist dies auch der Grund warum die Wälder nicht von Waldanbetern bevölkert sind, die Gott im Wald suchen...

Der Hl. Augustinus, Bischof von Hippo sagte:

Willst du Gott finden, so verlasse die äußere Welt und kehre bei dir selber ein. Aber, so fährt er fort, bleibe nicht in dir selber, sondern übersteige dich, denn du bist nicht Gott: Er ist tiefer und größer als du! Ich suche sein Wesen in meiner Seele, finde es aber nicht; da begann ich ein Suchen nach meinem Gott, und durch die geschaffenen Dinge auf Ihn hin ausgespannt, vermochte ich die unsichtbare Wirklichkeit Gottes (Röm 1,20) zu erkennen! "In sich selber bleiben", darin liegt die große Gefahr.

Gott ist tiefer als mein Innerstes und höher als mein Höchstes. Gott ist nämlich in uns und mit uns, übersteigt uns aber in seinem Geheimnis.

Charlotte Schiller sagte Mal:

Es ist nicht Liebe, wenn man sich nur ein schönes Bild in der Seele entwirft, sondern das ist die Liebe: die Menschen so zu lieben, wie wir sie finden..."

Diesen Weg lebte uns Jesus Christus vor, diesen Weg sollten auch wir Christen gehen und unsere Meditationen sollten immer nur ein Zentrum haben um das sich unser Wesen, unsere Seele dreht, IHN selbst!

Mirela Sevenich-Walter

Bürgerreporter:in:

Mirela Sevenich-Walter aus Oberweser

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