Bahnverkehr beim Hessentag 2011
Wie bei anderenen Hessentagen galt während des Oberurseler Hessentags ein Sonderfahrplan für Eisenbahn, U-Bahn und den Busverkehr, bei dem auch ungewöhnliche Verbindungen angeboten oder ungewöhnliche Fahrzeuge im Einsatz waren.
Eisenbahnverkehr
Am Oberurseler Bahnhof halten hauptsächlich die Triebwagen der S5, welche am Wochenende meist halbstündlich, unter der Woche bis im abendlichen Berufsverkehr im Viertelstundentakt verkehrt. Letzteren gibt es aber in nördlicher Richtung nur bis zur Nachbarstadt Bad Homburg - der Streckenabschnitt bis Friedrichsdorf wird in der Regel halbstündlich bedient. Weiterhin halten unter der Woche während des Berufsverkehrs verschiedene Triebwagen der Taunusbahn, welche meist zwischen Hintertaunus und Königstein verkehren, in Oberursel.
Während des Hessentags wurde der 15-Minuten-Takt der S-Bahn zeitlich ausgeweitet, allerdings nicht räumlich, d.h. Friedrichsdorf konnte von dieser Taktverdichtung nicht profitieren. Der dichte Takt wurde bis etwa 1:45 Uhr angeboten und begann am Wochenende gegen 10 Uhr. Nach Friedrichsdorf wurde in dieser Zeit alle halbe Stunde gefahren, d.h. es gab mehrere Zusatzzüge nach Mitternacht.
Bei der S5 wurden wie im Normalbetrieb Züge aus zwei Triebwagen (ET423) eingesetzt, aber auf den Einsatz von Langzügen (drei Triebwagen) wurde verzichtet. Morgens konnte es kurz vor Hessentagsbeginn aber auch vorkommen, dass nur ein Kurzzug aus einem Triebwagen auf der Strecke war, welcher dann ab Bad Homburg stark gefüllt war. Zum Glück wurde nicht am Samstagabend mit Kurzzügen gefahren, wie das sonst auf der Strecke üblich ist und besonders bei verschiedenen Veranstaltungen in Frankfurt zu Platzproblemen führt.
Für die S-Bahnen wurden in Friedrichsdorf und Bad Homburg die Anzeigen am Bahnsteig umprogrammiert. Auf diesen werden normalerweise Zwischenhalte wie Bad Homburg und F-West oder F-Messe angezeigt. Gegen Hessentagsbeginn erfolgte jedoch eine Umstellung, dass Oberursel anstelle eines Zieles in Frankfurt angezeigt wurde. Diese Umstellung blieb bis im Dezember erhalten.
Zusätzliche Züge der Taunusbahn hielten nicht in Oberursel. Änderungen gab es auf der Strecke von Bad Homburg bis in den Hintertaunus, wo zusätzliche Spätzüge eingesetzt oder Taktlücken aufgefüllt wurden, um auch am Wochenende noch einen Halbstundentakt bieten zu können. Auf eine Umstellung der Bahnhofsanzeigen in Friedrichsdorf und Bad Homburg wie bei der S5 wurde verzichtet.
Ungewöhnliche Fahrzeugeinsätze gab es nur auf der Bahnstrecke zwischen Friedrichsdorf und Friedberg, wo normalerweise nur Einzeltriebwagen verkehren und während des Hessentags auch Züge aus zwei Triebwagen zum Einsatz kamen. Laut Auskunft von der HLB sollten die beiden abends zusätzlich eingesetzen Spätzüge, samstags die Züge ab 16:47 Uhr und sonntags alle Züge in Doppeltraktion verkehren. Entgegen dieser Angabe wurden allerdings schon am Samstagvormittag verstärkte Züge gesichtet.
U-Bahn-Verkehr
Für Fans von Schienenfahrzeugen war das Angebot auf der U-Bahn-Strecke durch Oberursel deutlich interessanter als der Bahnverkehr, da andere Fahrzeuge als im Normalbetrieb zum Einsatz kamen. Statt des normalerweise auf der Strecke heimischen Triebwagenmodells waren auch andere Fahrzeuge zu beobachten. Hinzu kam ein Verstärkerverkehr zwischen Heddernheim und Oberursel Bahnhof - normalerweise gibt es keine Züge mit Fahrtziel Heddernheim in Oberursel.
Der Star beim Hessentag war ein Zug aus drei Triebwagen in ungewöhnlicher Farbgebung: Die Wagen am Ende des Zuges waren in historischer rot-weißer-Lackierung. Der Mittelwagen in Grün war von Oberursels Grafitti-Künstler Markus Janista besprüht worden. Auf ihm konnte man die Wappen von Oberursel und Frankfurt sowie die Frankfurter Skyline finden.
In den U-Bahnen waren Aufkleber angebracht worden, die neben den Haltestellen die dort gelegenen Hessentagsangebote aufzeigten. Zu Bommersheim wurde auf die Hessentagsarena verwiesen, bei "Oberursel Bahnhof" fanden sich Hinweise auf HR-Treff und "der Natur auf der Spur", und neben weiteren Angeboten waren auch an die eher am Rande liegenden Angebote an der Endstation Hohemark aufgeführt worden.
Busverkehr
Für die durch Oberursel führenden Buslinien waren Fahrplanänderungen nicht nur wegen der benötigten größeren Kapazitäten nötig, sondern auch wegen der Sperrung des Stadtgebiets. Dadurch konnten zentrale Haltestellen wie der Bahnhof nicht angefahren werden. Im Gegensatz zu Stadtallendorf wurde keine kostenlose Anreise aus den Stadtteilen mit dem Bus geboten.
In den Nachbargemeinden Bad Homburg und Friedrichsdorf wurde der Busverkehr nicht für den Hessentag ausgedehnt. Wer auf den Bus angewiesen war, musste rechtzeitig zurückfahren.
Sicherungsmaßnahmen
Während des Hessentags wurden die vom Hessentag direkt betroffenen Bahnübergange mit Hilfe von Absperrungen und Sicherheitskräften zusätzlich abgesichert.
Am Oberurseler Bahnhof betraf das sowohl den beschrankten Übergang von der S-Bahn-Strecke als auch die beiden mit Verkehrsampeln ausgestatteten Übergänge der U-Bahn. Bei der U-Bahn waren noch weitere Übergänge betroffen. Die direkt neben der Haltestelle "Stadtmitte" über die U-Bahn führende Liebfrauenstraße war Hessentagsstraße und während der besucherstarken Zeiten stark frequentiert. Aus diesem Grunde sorgte Sicherheitspersonal dafür, dass bei Annäherung einer U-Bahn rechtzeitig der Bahnübergang geräumt wurde. In Bommersheim befand sich die gleichnamige Haltstelle direkt neben dem Open-Air-Gelände. Ein Zaun am Bahnsteig sollte dafür sorgen, dass die Besucher nicht von dem Bahnsteig auf den benachbarten Radweg kletterten, und ermöglichte die Absperrung der Haltestelle bei Bedarf. Der Zaun war außerdem mit einem Sichtschutz bespannt worden, so dass niemand auf dem Bahnsteig verweilte, weil man von dort besser ins Open-Air-Gelände sehen kann. Der nächste Absperrzaun befand sich ein Stück weiter an der Frankfurter Landstraße, wo die U-Bahn über die Straße führt. Beim folgenden Bahnübergang am Zimmersmühlenweg sorgten Sperrelemente dafür, dass nicht zu viele Besucher gleichzeitig auf den Bahnübergang strömten.
Abgesperrte Haltestellen
Während des Hessentags mussten Hessentagsbesucher teilweise Umwege laufen, um zur S- oder U-Bahn zu kommen, da der direkte Zugang zu bestimmten Zeiten versperrt war.
Den Bahnsteig von der S-Bahn verfügte konnte man auf drei Wegen verlassen: Durch die alte Unterführung Richtung Adenauerallee und durch die neue Unterführung Richtung Innenstadt und Bommersheim. Während des Hessentagsbetriebs gab es jedoch Zugangsbeschränkungen. So wurde die alte Unterführung nur als Ausgang genutzt, und von Bommersheim aus wurden meist auch keine Leute zum Bahnsteig gelassen.
Noch größere Einschränkungen gab es am Ende von Open-Air-Großveranstaltungen. So wurden die Besucher nur durch die Richtung Frankfurt liegenden Eingänge des Open-Air-Geländes herausgelassen. Von dort aus konnte man an der U-Bahn-Strecke nach Oberursel laufen. Ein Einstieg in die U-Bahn an der Haltestelle Bommersheim war nicht möglich. Die Haltestelle war nämlich auf der Seite, wo sich das Konzertgelände befand, abgeriegelt worden. Über die während des Hessentags gesperrte Frankfurter Landstraße konnte man in die Stadt laufen. Hinter dem Bahnübergang für die S-Bahn war sogar der direkte Weg zum Bahnhof abgesperrt worden, so dass man erst noch zweimal über die U-Bahn musste, um zum westlichen Eingang der Unterführung zum Bahnsteig zu kommen.
Teilweise wurden auch Fahrgäste von Bommersheim aus in die Unterführung gelassen, aber nur bei noch nicht zu vollem Bahnsteig.
Bahnhofsumbau
Wie Stadtallendorf hatte Oberursel die Gelegenheit zu einer schon lange gewünschten Umgestaltung der nicht barrierenfreien Bahnstation genutzt. Über ein Jahr wurde am Bahnhof gebaut. Die wichtigsten Baumaßnahmen war der Bau einer durchgehenden Unterführung in Bahnsteigmitte und die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes mit den Haltestellen der U-Bahn.
Der neue Bahnsteigzugang war eine für den Hessentag unverzichtbare Baumaßnahme, ohne die man die großen Besuchermassen nicht hätte bewältigen können. In der Unterführung und an den Rampen waren Bauarbeiter bis am Tag vor Hessentagsbeginn beschäftigt. Allerdings waren die Absperrungen schon etwa zwei Tage vorher entfernt worden.
Weniger knapp war die Zeit zum Umbau des Bahnhofsvorplatzes. Die Fläche wurde komplett umgestaltet, und auch die Haltestellen wurden neu angelegt. Deswegen mussten Behelfsbahnsteige auf der anderen Seite der Adenauerallee errichtet werden, an denen die U-Bahn während großer Teile der Umbauphase hielt. Bereits am 16. Mai 2011 waren die Bauarbeiten schon so weit fortgeschritten, dass die neuen Haltestellen benutzt werden konnten.
Noch lange nicht abgeschlossen war der Umbau des Bahnhofsgebäudes, welches jedoch nicht mehr für den Bahnbetrieb genutzt wird und daher auch für den Hessentag keine Relevanz hatte. Auch andere Baumaßnahmen wie der Parkplatz oder die Fahrradabstellanlagen in Bommersheim wurden erst Monate nach dem Hessentag umgesetzt.
Probleme auf der Main-Weser-Bahn
Während des Hessentags sorgten zusätzliche Fahrten bei U-, S- und Taunusbahn sowie ein angepasstes Busangebot dafür, dass viele Gäste mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Hessentag und wieder nach Hause kommen konnten. Bei nicht direkt nach Oberursel führenden Linien hingegen fehlten meist zusätzliche Angebote. So gab es in den Nachbarstädten Bad Homburg und Friedrichsdorf keine zusätzlichen Spätverbindungen im Busverkehr. Beim Bahnverkehr hatte man die Main-Weser-Bahn nicht berücksichtigt, über die viele Gäste aus Mittelhessen zum Hessentag kamen. Da kein Einsatz zusätzlicher oder verstärkter Züge vorgesehen war, kam es bei normalerweise schon gut ausgelasteten Zügen zu Platzproblemen. Pro Bahn & Bus berichtete von Problemen mit dem Mittelhessen-Express, der zu bestimmten Zeiten nur mit einem Triebwagen (ET 425) gefahren wurde und nicht alle Fahrgäste mitnehmen konnte. Zu den überfüllten Zügen gehörte am 11. Juni auch RE 4170 (Abfahrt Frankfurt 23.24 Uhr), welcher normalerweise aus sechs Doppelstockwagen besteht - dummerweise nicht samstags, wo nur Triebwagen des Mittelhessen-Express zum Einsatz kommen. Bei diesem Zug kommt als Problem hinzu, dass er für Fahrgäste mit Zielen von Kirchhain bis Treysa die letzte Fahrtmöglichkeit vor Betriebsschluss ist.
Wieder Falschmeldungen vom RMV
Die Presseabteilung vom RMV stellt das eigene Angebot gerne besser da, als es in Wirklichkeit ist, und der Hessentagsverkehr bietet dazu immer eine gute Gelegenheit. Dies zeigte sich beim Hessentag 2010 in vielfältiger Weise, wo etwa mit in der Realität nicht vorhandenen Taktdichten geworben wurde.
Zum Hessentag 2011 wurde mit dem Viertelstundentakt der S-Bahn geworben. Eine Pressemeldung vom RMV lautete:
"Die S-Bahnen der Linie S5 werden an allen Tagen des Hessentages ab zirka 10 Uhr bis in die Nachtstunden im 15-Minuten-Takt fahren und damit den Bahnhof und die Oberurseler Innenstadt sowohl aus Frankfurt als auch aus den Taunusgemeinden hervorragend erreichbar machen."
Diese Aussage ist schon bedenklich, da es nur wenige Taunusgemeinden gab, die wirklich vom 15-Minuten-Takt der S-Bahn profitierten, nämlich Steinbach und Bad Homburg. Dass dieser Takt nicht bis Friedrichsdorf ging, wurde verschwiegen.
In einer anderen Meldung, welche sich nicht nur im Hessentags-Newsletter 55 von Oberursel, sondern auch bei verschiedenen anderen Quellen findet (z.B. Verkehrsgesellschaft Dadina, Stadt Gießen, dbb Hessen) findet sich schließlich folgender Text: "Alle 15 Minuten bringen S- und U-Bahn die Besucherinnen und Besucher aus Frankfurt, Bad Homburg oder Friedrichsdorf sicher und bequem zum „Fest der Hessen“ und natürlich auch wieder nach Hause." Das ist natürlich nicht mehr richtig, da Friedrichsdorf keinen U-Bahn-Anschluss hat, der als Ersatz für den nicht vorhandenen 15-Minuten-Takt der S-Bahn dienen könnte.
Probleme mit Fahrplanauskunft
In der Fahrplanauskunft von Bahn und RMV waren die zusätzlichen Fahrten der S-Bahn schon ab dem 22.5. zu finden. Die Sonderzüge der Hessischen Landesbahn hingegen fehlten und wurden möglicherweise erst kurz vor dem Hessentag eingestellt.
Links
Mit der Bahn zum Hessentag - von Stadtallendorf nach Oberursel
Bahnverkehr beim Hessentag in Stadtallendorf
Weniger Züge zum Hessentag 2010 als versprochen
Bilder von Sören-Helge und Leif-Erik Zaschke
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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