Der Darß im Oktober

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Wer ist der Darß?
Menschen südlich des Weißwurstäquators werden vielleicht denken, es ist ein exotischer norddeutscher Wurm.
Rheinländer meinen vielleicht, es sei ein Fluß, weil auch der Rhein einen männlichen Namen trägt.
Niedersachsen liegen vermutlich richtig, wenn sie meinen, der Darß liegt in Nordostdeutschland und Mecklenburger wissen genau, was sie vom Darß zu halten haben und was er ihnen wert ist. Er ist Touristenattraktion, nicht preiswert sondern das Gegenteil davon und er ähnelt in seiner Gestalt tatsächlich einem mißgestalteten Wurm. Er ist lang und unregelmäßig dick und unten und oben von Wasser umspült. Tatsächlich ist er eine langgestreckte Halbinsel, die nur an seinem westlichen Eingang über eine direkte Landverbindung zu erreichen ist. Ansonsten überspannen nur wenige Brücken - wenn nicht gar nur eine - die südlich davon gelegenen Boddengewässer.
Ich kannte die Gegend schon seit der "Wende", allerdings nur aus der Perspektive eines Seglers, von der Wasserseite. Als Bustourist erschien mir die Landschaft als noch nie gesehen und ich bin froh, sie aus dieser neuen "Landperspektive" genossen zu haben. Was für den Schlemmer das Steak, ist für den Touristen die landschaftliche Schönheit. Und Schönheit hat der Darß im Überfluß. Steak auch, aber diesen Genuß mußte ich mir bis zum Abend verkneifen. Das Wetter war schuld und ob der Überfluss an gutem Wetter mit dem Überfluß an Schönheit der Landschaft mithalten konnte, wollte ich nicht austesten. So machte ich mich gleich nach der Ankunft und einem kleinen Nachmittagsschläfchen auf den Weg, die Halbinsel an ihrer schmalsten Stelle - die Gegend um Ahrenshoop - mit der Kamera zu ergründen.
Was besuche ich zuerst? Das war nicht leicht zu beantworten. Der Ort war malerisch, fast nur reetgedeckte Häuser, die romantisch geprägte Motive versprachen. Oder der Hafen im Süden der Halbinsel, der mit dem flachen "Bodden" verbunden ist? Oder gleich die Ostseeküste mit ihrem Steilufer? Ich entschied mich für das nächstgelegene Ziel, den kleinen Hafen am Bodden und wurde nicht enttäuscht. Klein, gemütlich und voller schöner Fotomotive lag er mir zu Füßen von meiner kleinen, vielleicht 5 m hohen Anhöhe aus betrachtet.
Dann, auf dem Weg zur 1 km entfernten Nordküste, durchquerte ich "Reetdachgelände." Schöne Häuser, ohne Zweifel, aber haben möchte ich davon keines. Der Brandgefahr wegen und der Reparaturanfälligkeit. Ziegel ist mir lieber, Schönheit hin - Schönheit her.
Zur Ostseeküste muß ich nicht viel sagen. Ich "verlor" mich beim "Knipsen", rutschte aus und sauste einige Meter die Steilküste hinunter. Dann spuckte ich den Sand aus, schüttete die sandigen Bestandteile der Steilküste aus den Schuhen und setzte meine Fototour fort. Die Sonne näherte sich dem Horizont und ich vergaß die Zeit und meine Frau. Das sollte sich rächen, denn das abendliche Buffett war schon ziemlich geplündert. Doch es erwartete mich noch eine wunderschöne Lesung durch meinen Freund Volkmar von Eckardstein, der von der Heimatschriftstellerin Käthe Mietehe berichtete. Sie war etwas Besonderes. Sie trank Rum aus Tassen und tat es den Männern nach, die das als selbstverständlich ansahen.
Meine Bedenken wegen des Wetters für die nächsten Tage entpuppte sich als zu pessimistisch. So gelangen mir 2 Tage später auf einer dreistündigen Bootsfahrt durch die Boddengewässer und auf der Rückfahrt mit Zwischenstopp in Wismar, noch einige sehenswerte Aufnahmen, die zum Teil die Weite und das besondere Licht, das diese Landschaft umgibt, erahnen lassen. Sehen Sie selbst. Schon der besondere Lichteinfall rechtfertigt es, diese Landschaft kennengelernt zu haben.

Mehr über den Autor erfahren Sie über den Link:
http://www.calenberger-autorenkreis.de/

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Nieschalk aus Nordstemmen

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