Wo isser denn nur?
Eine Frage, liebe Leserin und lieber Leser, die ein wenig an die Rennplatzszene erinnert, in der ein etwas begriffsstutziger Besucher eines Pferderennens ein über das andere Mal fragt: „Ja, wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn?“ Idee und Text dazu stammen zwar nicht von Loriot, bürgerlich Vicco von Bülow, doch er hat sie gestrafft und mit seinen Knollennasenmännchen auch zeichnerisch hervorragend umgesetzt (s. den Link unten). Ein wahrer Schalk war er, unser Loriot und sehr, sehr weitläufig geistesverwandt mit der Familie von Schampus, die allerdings kaum jemand kennt, da man in den vornehmen Kreisen Familiennamen bisweilen zu verheimlichen trachtet.
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wo isser denn nur? Sie treibt diesen und, vor allem, jene um: Wo ist das Anderl geblieben? Er - oder besser, es - wird doch nicht das Erdenrund verlassen haben?, murmelt es traurig-zweifelnd aus der Runde und die Bitte, die wir aus einer Kurzgeschichte von Heinrich Böll bereits kennen, schwingt sehnend mit: „Steh auf! Steh doch auf!“
Das bricht einem Menschen voller Empathie das Herz: Trost werde Euch, Ihr Kleinmütigen! Das Anderl, mittlerweile auch schon in den Siebzigern, lebt in der rot gedeckten Hütte hinter der Mauer, die Euch beide anbei vorgestellt werden. Drei Schlafzimmer gibt es darin und zwei Bäder. Diskretion verbietet es, die Hütte von vorne zu zeigen. Doch sei allen versichert, die schmucke Fassade, die weiße, berankte Grundstücksmauer und die von Josef gepflegten, kunstvoll beschnittenen Büsche bieten einen wirklich einladenden Anblick.
Dort wohnt also unser unvergessenes Anderl. Nicht allein für sich. Seinesgleichen bietet ihm Gesellschaft: Julius Winter, der Giraffen-Wärter Kupper mit Frau und Zwillingen, das HB-Männchen, Tom Ate und - wollte man den Namen in die deutsche Umgangssprache übertragen - die Muschi, die im Original leider als ‚kleiner Drachen‘ erscheint; aber das ist wohl eher ein Rechtschreibproblem. Bei dem schon erwähnten Platzangebot herrscht natürlich ein ziemliches Gedränge in der schmucken Hütte, zumal die hier aufgeführte Bewohnerliste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Der Eigentümer mit dem großen Herzen hat, wie wir hören, sein Feldbett bereits in der Garage aufschlagen müssen. Ist es da ein Wunder, dass der gute Kupper jüngst entnervt sein Familienquartier verließ und in eine psychiatrisch betreute Wohngemeinschaft gezogen ist?
Es grüne die Tanne, es wachse das Erz, Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz! (deutsches Volkslied)
PS: Ob wohl der smarte Alex von all dem gewusst hat? Gehen wir mal davon aus, die Antwort sei ‚ja‘, denn dass er auf den Kopf gefallen wäre, wollen wir nicht unterstellen.
Bürgerreporter:in:Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge |
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