Weihnachten in Gefangenschaft
Unter den von meinem Vater hinterlassenen Papieren findet sich auch ein von ihm handgeschriebenes Programm der Weihnachtsfeier vom 24. Dezember 1946 im französischen Offiziersgefangenenlager Mulsanne in der Bretagne. Zu dieser Feier war die Oststube der Baracke 17 des Lagers zusammen gekommen. Das Programm enthält auch einen Text aus der Feder des Kapitänleutnants (MA) Dr.-Ing. W. Jentzsch, der damals wahrscheinlich der Stubenälteste war.
Die gefangenen deutschen Offiziere waren während des Krieges in der bretonischen Stadt Lorient am Atlantik stationiert gewesen. Dort befand sich eine für den Seekrieg wichtige Marinebasis mit U-Boot-Bunkern, die die Alliierten in vielen Bombenangriffen vergeblich zu zerstören versuchten. Tatsächlich wurde aber die französische Stadt Lorient selbst bis 1943 fast vollständig zerbombt. Teile der Zivilbevölkerung kamen bei den Bombardements um, die Überlebenden wurden auf das Land evakuiert und konnten erst nach Kriegsende zurückkehren und ihre Stadt wieder aufbauen. Nach der Invasion im Juni 1944 wurde Lorient zur Festung erklärt, die von den Alliierten nicht eingenommen werden konnte. Lorient kapitulierte erst am 10. Mai 1945, zwei Tage nach dem offiziellen Kriegsende. Die dort stationierten 22.000 deutschen Soldaten gingen in französische Gefangenschaft.
Das letzte Bild zeigt eine Gruppe Gefangener des Offizierslagers Mulsanne, wahrscheinlich 1946 oder im Frühjahr 1947. Es ist interessant, dass die Offiziere noch ihre Uniformen, Dienstgradabzeichen und Orden tragen durften. Lediglich die deutschen Hoheitsabzeichen sind von den Dienstjacken und Mützen entfernt.
Bürgerreporter:in:Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge |
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