So wurde vor 75 Jahren Erntefest in Suttorf gefeiert – mit Erntebier und Hammelverlosung
Ein Bericht der „Leine-Zeitung“ (Original Text) vom 28. August 1934 :
Wie viel Sorgen hat gerade in diesem Jahre der Bauer gehabt ! Petrus war ja recht ungnädig , denn mit dem Regen war er ganz ungemein sparsam. Immer nur schickte er die heißen Sonnenstrahlen auf die Erde. Da konnte in der Tat das Antlitz des Bauern und Landwirts sich surchen. Und doch ist noch alles gut geworden.
Wenn auch die Dürre zu Zeiten groß war, so groß , dass der zweite Grasschnitt nur recht dürftig ausfallen wird, als es aber an die Getreideernte ging und die ersten Wagen mit goldgelben Garben schwer beladen in die Scheuern schwankten, als dann die Dreschmaschinen ihre lustige Musik anstimmten und die Körner glatt und schier in unerwarteter Fülle in die Linnensäcke rannen, da hellte sich manch verdüstert Gesicht auf. Vergessen waren die Sorgen, vergessen waren auch die Schweißtropfen, die Petrus durch seine heißen Sonnenstrahlen als Sühneopfer strenge forderte. Es ist alles gut geworden, „Ende gut , alles gut“ Nun gilt auch hier freilich das Dichterwort: „Tages Arbeit, abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste !“
Das stimmt auch für die Suttorfer , es ist halt das Erntefest. Freilich , ganz ist die Erntearbeit noch nicht beendet, die Kartoffelernte wartet noch, doch bei ihr lässt es sich schon besser leben bei Kaffe und Kuchen an jedem Tag. Niemand kann ermessen mit welcher Begeisterung am Ende der Ernte an der Ausgestaltung des Erntefestes gearbeitet wurde. Schon Wochen vorher wurde alles was nötig war, von den jungen Leuten des Dorfes vorbereitet und das Ergebnis konnte jedermann am vergangenen Sonntag (26.8.34) und Montag sehen.
Dem Besucher Suttorfs bot sich an diesen Tagen ein seltsames Bild. Lange Gewinde aus frischem Eichenlaub und blühendem Heidekraut verflochten mit langen Haferwappen und den schweren Weizen – und Roggenähren , die überall sich über die Straße zogen, dem Feste zu Ehren und den Fremden zu herzlichem Willkommen. Ein ungewohntes und lebendiges Bild gab auch der Umzug durch das Dorf, der das Erntefest einleitete. Vorneweg marschierte die beliebte Dorfmusikkapelle, flotte Märsche spielend.
Dahinter hatten sich die anderen Teilnehmer des Zuges geordnet, Schützenverein , Kriegerverein und was es da sonst noch gab. Dann folgte der riesige Erntekranz, dem größte Verehrung an diesem Tage galt. Beschreiben kann man ihn nicht , nur soviel darüber sagen, dass viele fleißige Mädchenhände an Ihm gearbeitet hatten , eh er in dieser endgültigen Form erstand, behängt mit Früchten ,die auf dem Felde und im Garten gereift waren : da war alles dran.
Dieser Großartige Erntekranz hing auf einem mit Eichen – und Birkenzweigen geschmückten Wagen, umgeben von einer Ehrenwache. Weiterhin folgte ein anderer Erntewagen.
Ganz oben darauf saßen Junge Mädchen und Burschen mit Sensen, Harken und Forken in Ihrer schlichten Arbeitstracht die ganz aus bestem selbsthergestellten Leinen bestand.
Bäuerinnen und Bauer schritten mit im Zuge, da war des Jubelns kein Ende.
Überall wo der Zug hinkam wurde er stürmisch begrüßt. So ging der Marsch durch das ganze Dorf und dann endlich zu den Zelten. Im feierlichen Akt wurde sodann der Erntekranz in die Mitte des Tanzzeltes gehängt und schon begann der lustige Tanz rund um Ihn herum.
Da sah man nur lachende Gesichte und fröhlich leuchtende Augen, als sich Mädels und Bursch fröhlich im Kreis drehten .
Kurz vor Mitternacht gab es dann einen Hauptspaß: Die angekündigte Hammelverlosung:
Der Hammel war zu seinen Lebzeiten ein recht stattliches Exemplar seiner Gattung gewesen, denn 22 Hausfrauen hatten die Freude am nächsten Tag Hammelfleisch und Sauerkraut kochen zu dürfen.
Der glückliche Gewinner war Willi Seegers. Nach dieser kurzen Unterbrechung wurde der lustige Tanz bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt. Zwei Tage dauerte das Erntefest, auf dem alle Suttorfer in vergnügter Stimmung beieinander Waren in guter Gemeinschaft und aus dem Erntebier ein Volksfest machten.
P.S. so findest du Berichte aus der Leine-Zeitung von Anno dazumal : http://www.myheimat.de/neustadt-am-ruebenberge/bei...
Das waren noch Zeiten!