Wies'n? Nein danke!

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Für Leute, die an den letzten schönen Tagen des Sommers nicht auf die Wies’n gehen wollen/können/möchten/müssen …
Traumhafter Himmel – ein Tag zum Genießen. Einer kommt sicher noch während der Wies'n, vielleicht auch zwei oder mehrere. Auf geht’s, zum Starnberger, das Gummiboot aufblasen und hinaus aufs Wasser, oder in eine der schönen Lagunen, wo einen keiner stört und man sich fühlen kann wie im Paradies.
In der Lagune wasserndes Federvieh entfleucht sofort kreischend in Richtung des bayerisch-blau-weißen Himmels. So still ist es jetzt, das muss erst mal ausgehalten werden. Das Wasser hat die Farbe und die Temperatur, die man liebt am Starnberger See: Glasklar und erfrischend. Sonnenstrahlen zaubern bei jeder kleinsten Welle Kreise und Streifen auf das Wasser und über den feinen Sand am Boden.
Hier und da kann man in Ufernähe auf dem Sandboden zahlreiche mit kleinen Muscheln bewachsene Steine entdecken. Es lohnt sich, sie aus der Nähe anzusehen und zu staunen, wie viele winzige dieser Untermieter eng aneinandergepresst Platz darauf finden. Wenn etwas hell leuchtet am Boden, könnte es die leere Schalenhälfte einer ausgewachsenen Starnberger-See-Muschel sein. Die meisten von ihnen sind ebenfalls mit kleinen Muscheln bewachsen. Auch dafür lohnt sich das Aussteigen aus dem Gummigefährt, denn sie liegen nicht überall herum im See. Es kann passieren, dass sich während des Staunens ein Schwarm Fischkinder an den Zehen zu schaffen macht. Das ist zwar ungefährlich, kitzelt aber ungemein, wenn sie knabbern.
Danach vielleicht dem in einiger Entfernung vorüberziehenden Schwan nachmeditieren, der einen keines Blickes würdigt. Das Rascheln der Papiertüte allerdings, aus der man die belegte Semmel rausholt, veranlasst ihn zu einer 180- Grad-Drehung. Er kommt herangedüst, als hätte man ihn zum Essen gerufen. Am besten lässt man ihn mitessen. Die meisten Schwäne sind sie höflich und warten, bis man ihnen etwas anbietet. Er faucht nicht und nimmt sich auch nicht selbst. Allerdings glaubt er es nicht, wenn alles aufgegessen ist. Dann die leere Papiertüte hinhalten und ihn reinbeißen lassen. Das versteht er. Er wird einen vorwurfsvollen Blick schicken, umdrehen und sich majestätisch davon machen.
Etwas einnicken im Boot? Warum nicht! Es ist kaum Verkehr auf dem Wasser und so heiß ist es nicht mehr, dass man einen Sonnenbrand fürchten muss. Geweckt wird man nach kurzer Zeit ohnehin von einer Reihe höherer Wellen, die werweißwoher kommen.
Wenn man dann nochmals aufmerksam ins klare Wasser steigt und den Boden absucht, kann es passieren, dass man eine Muschel findet, die sowohl ein Innen- wie auch ein Außenleben hat! Nix wie runter und herausholen. Aber NUR ZUM ANSCHAUEN!
Ist nichts mehr zu essen vorhanden, kein Buch in der Nähe und sind auch sämtliche schweren Gedanken zu Ende gedacht, bietet der Blick auf die Zugspitze im Abendlicht einen genüsslichen Abschied vom Tag. Den Kopfstand, den vor dieser beeindruckenden Kulisse der Mittagsgast und ein Kumpel machen, gibt es gratis dazu.

Bürgerreporter:in:

Ilka Franz aus München

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