Philosophisches über die Vorsilbe: "Un"

Die Vorsilbe ‚un’ verkehrt die Bedeutung eines Wortes in sein Gegenteil.

Ein Unerfahrener ist nicht erfahren, etwas Unsichtbares ist nicht Sichtbar.
Doch keine Regel ohne Ausnahme!
Kann eine Geselle ungesellig sein?
Kann ein Wirt unwirtlich sein?
Kann ein zu allen Dingen fähiger Mensch unfähig sein?
Oder kann ein Fall einen Unfall verursachen?

Ist nun eine Untiefe eine seichte Stelle oder eine unergründliche Tiefe?
Im Schrifttum sind beide Auffassungen anzutreffen!

‚Un’ als Vorsilbe ist nicht immer eine klare Verneinung, sondern manchmal eine versteckte Steigerung ins Positive.
Manche denken an Bildungen wie ‚Untier’ und ‚Unsumme’, wobei es schon aller Rabulistik* bedarf, dieses ‚Übertier’ und diese ‚Übersumme’ als Verneinung zu behaupten.

Beim sprachgebräuchlichen: ‚es entstehen ihnen keine Unkosten…’ sieht die Angelegenheit allerdings wieder ganz anders aus. Hier liegt eine Art doppelter Verneinung vor, denn: ‚keine Nichtkosten’ sind dann eben eigentlich doch wider Kosten!

Aber auch sonst hat die Vorsilbe ‚un’ recht tückische Eigenschaften wie folgende Beispiele zeigen:
Wer uns schon keinen Rat geben kann, sollte wenigstens vermeiden, dass er uns mit Unrat belästigt.

„Unrecht Gut“, sagt Bernard Shaw, „gedeiht nicht, wenn es von Unfähigen verwaltet wird!“
Hätte Kant den Niedergang des Deutschen Reiches nach 1918 und 1945 oder die Misswirtschaft heutiger Parteien erlebt, so hätte er vermutlich seine ‚Kritik der reinen Vernunft’ widerrufen und eine ‚Kritik der reinen Unvernunft’ geschrieben!

* Nach Duden = Wortverdreherei, Haarspalterei

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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