Winter in Waldperlach, Teil 50
Mittwoch, 19.1.2011: 1°C, bewölkt, am Vormittag Schneefall.
Heute ist ein merkwürdiger Tag. Gut, das mag daran liegen, dass ich nur 2 Stunden gepennt hab, aber sicher nicht nur daran. Ich musste so früh aufstehen, weil sich der Kaminkehrer zum Heizung messen angekündigt hatte. Dann entdeckte ich bei MyHeimat 20 wirklich phantastische Bilder von Kathrin Zander, die mich sofort zum experimentieren zwangen (das musste einfach sein!).
Als ich mir danach einen Becher Kaffee holte, schneite es draußen. Aber gut, das kommt in dieser Jahreszeit schon mal vor. Es ist jedoch zu warm, als dass noch etwas liegen bleiben würde.
Beim Fotorundgang am Nachmittag entdeckte ich eine Katze im Nachbargarten. Es ist die weiße Katze, die sich mehr wie ein Mensch als wie eine Katze benimmt. Und: sie hat einen grau getigerten Rücken. DAS war es vermutlich, was ich gestern in der Nacht im Lichtschacht gesehen hab. Also ist es die selbe Katze, die im letzten Jahr dort hinein geplumpst ist. Nur hat sie inzwischen dazu gelernt.
Ich hab sie ganz freundlich mit einem nicht zu lang gezogenen „Maoaoa“ begrüßt, was sie aber ein wenig irritiert zu haben schien. Zumindest hörte sie auf, in der Wiese nach Wasweisichwasen zu suchen, sondern sah mich an. Und dann hab ich zwei entscheidende Fehler begangen: Ich bin näher zum Zaun gegangen, dachte, den erkennt sie als Hindernis für mich an und fühlt sich sicher, was aber ein Irrtum war, da ich deutlich größer bin als der Zaun, also leicht drüber komme, und dann hatte ich auch noch meine „Katzenglocke“ vergessen. Der Reißverschluss meiner Jacke, der immer klappert und (fast) nach Katze klingt. Die Jacke hatte ich angezogen, weil es mir zu kalt im Garten war.
Also sah die Katze im Nachbargarten einen haarigen 100 kg Riesenkater, der bedrohlich auf sie zu kam. Das Ergebnis war reine Panik. Die Katze sprang auf, rannte geduckt aus dem Garten, über die Straße – nur gut dass hier so selten Autos vorbei kommen – und auf der anderen Straßenseite mit angelegten Ohren weg. Hm. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Etwas Vergleichbares hatte ein alter Freund von mir vor 15 Jahren auch schon erlebt: Er hatte einen lebensgroßen Tiger Pappkameraden gekauft, und wollte ihn seiner Katze zeigen. Als die ins Zimmer kam, schob er den Tiger ein Stück weit vor...
Es hat Stunden gedauert, bis er die Katze wieder gefunden hat...
Als die Katze außer Sicht war, wollte ich natürlich meinen Fotorundgang fortsetzen. Ich schoss die üblichen Fotos im Vorgarten, um die Veränderungen der Vegetation im Lauf der Zeit beobachten zu können, und da hörte ich plötzlich den Zilpzalp, den ich zwar oft höre, aber noch nie gesehen hab. Der Gesang kam aus der Blutbuche, und dort sah ich auch einen kleinen Vogel, der offensichtlich die Quelle des Gezwitschers war. Ich hab mich näher angeschlichen, dabei Fotos gemacht und mit einer Hand den Reißverschluss meiner Jacke festgehalten, damit der nicht klappert.
Bei einer Entfernung von rund 4 Metern kam mir der „Zilpzalp“ dann schon etwas merkwürdig vor. Er war am Bauch gelb...
Als ich noch drei Meter weg war, er mich immer noch nicht bemerkt hatte, dafür kräftig weiter sang, schaltete ich die Kamera auf Video und filmte den Vogel eine halbe Minute lang. Hauptsächlich, um den Gesang aufzunehmen, da er durch die Äste der Blutbuche kaum zu sehen war. Das Video hab ich bei YouTube gepostet. Aber wie gesagt, der Vogel ist schwer zu erkennen. Er sitzt etwas links von der Bildmitte.
Wenn man den Vogel genau ansieht, erkennt man: Es ist eine Kohlmeise!
Eine Kohlmeise, die einen Zilpzalp imitiert. Ich hab in einem Vogelbuch nachgelesen, dass die manchmal andere Meisen nachahmen, aber einen Zilpzalp? Jedenfalls scheint doch kein Zilpzalp seinen Winterurlaub am Mittelmehr verpasst zu haben, sondern hier gibt es eine sehr begabte Kohlmeise. Jetzt frag ich mich natürlich, ob ich auch im Sommer auf eine Kohlmeise hereingefallen bin und es hier überhaupt keine Zilpzalps gibt. Würde zumindest erklären, wieso ich hier noch nie einen gesehen hab…
(Andererseits muss die Kohlmeise den Gesang ja irgendwo abgekupfert haben. Wie vor ein paar Jahren eine Amsel, die unser quietschendes Gartentor imitiert hat, was ich erst begriff, als ich die Scharniere geölt hatte, das Quietschen aber immer noch da war...)
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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