Anton, Teil 7 (Der Kratzbaum)
Im Vorgarten, in der Wiese mit dem Lungenkraut, steht neben der Blutbuche ein Flieder. Kein Strauch, sondern ein Baum. Und den nutze Anton nicht nur als Klettergerüst, sondern auch als Kratzbaum.
Wenn ich im Vorgarten irgend welche Messungen durchführte, kam meistens Anton dazu. Oft schon nach wenigen Augenblicken, wobei ich vermute, dass er in diesen Fällen vorher in der Blutbuche gesessen war. Manchmal dauerte es auch etwas länger, wobei ‘lange’ hier wenige Minuten bedeutet. Ich vermute, dass Anton mich gehört hat, was bei der Empfindlichkeit von Katzenohren heißt, dass er womöglich einen Kilometer oder weiter weg war.
Wie empfindlich Katzenohren tatsächlich sind, konnte ich im Sommer 1999 beobachten, als ich gerade eine neue Videokamera für einen Robot testete, dazu Kabel aus dem Labor in den Vorgarten gelegt hatte, die Anton natürlich extrem faszinierten. Also spielte Anton mit den Kabeln und ich mit der Kamera. Irgend wann stutzte er plötzlich, spitzte die Ohren, lausche konzentriert und stand nach knapp einer Minute auf, ging zum Zaun, immer noch sehr angespannt, sprang dann auf eine Gartensäule, setzte sich und starrte konzentriert die Straße hinauf. Ich stand natürlich neben ihm, weil ich wissen wollte, was los ist.
Nach etwa drei Minuten tauchte meine Schwester am Ende der Straße auf. Sie war von einem Landheimurlaub mit ihrer Kindergruppe zurück gekommen. Jetzt muss man aber wissen, dass die Bushaltestelle nur knapp zwei Gehminuten von uns entfernt ist. Anton hat sie also bereit gehört, gewittert, wasauchimmer, als sie noch im Bus fuhr. Eine mehr als erstaunliche Leistung.
Um auf den Kratzbaum zurück zu kommen. Wenn bei meinen Experimenten keine Kabel im Spiel waren, Anton also nichts fand, womit er sich unbedingt beschäftigen musste, dann turnte er am Flieder herum oder schärfte an dessen Stamm seine Krallen
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.