Anton, Teil 52 (Das Schwimmbecken)
Am 2. August 1998 drehte meine Schwester ein paar Runden im Schwimmbecken hinten im Garten. Anfangs kümmerte sich Anton nicht darum, aber als sie kurz mit ihm redete, wurde er doch neugierig, ging zum Beckenrand und sah hinein. Ob er dabei sein Spiegelbild sehen konnte, kann ich nicht sicher sagen, aber falls ja, schien es ihn nicht besonderes zu interessieren. Jedenfalls beobachtete er die Wellen, versuchte aber nicht, zu trinken. Dazu roch das Wasser zu streng, da es Chlor enthielt. 10 Liter Chlorbleichlauge pro Jahr reichen aus, das Wasser dauerhaft keimfrei zu halten. Zumindest habe ich das Wasser vor knapp 20 Jahren das letzte mal abgelassen, und das auch nur, weil die alte Folie zu viele Löcher hatte und ich anstelle von weiteren Flicken gleich eine neue Folie eingebaut habe.
Meine Schwester schwamm zu Anton, wollte ihn hinter den Ohren kraulen, was Anton aber gar nicht mochte, da sie tropfnass war. Also ging er wieder in die Wiese und tobte dort in sicherer Entfernung weiter.
Bei Tini, unserem Familiendackel, war das ganz anders. 20 Jahre zurück, selber Ort, selbe Ausgangssituation. Tini tobte hinten im Garten herum, meine Schwester sagte etwas zu ihr, der Dackel rannte los, sprang in das Becken und schwamm zu ihr. Wollte aber nach ein paar Minuten freiwillig wieder heraus.
Wieso kann man, äh, Dackel, so leicht über den Rand eines ein Meter siebzig tiefen Beckens springen? Ganz einfach: Ich hab es eingegraben. Als mein Vater das Becken vor 40 Jahren gebraucht gekauft hatte, und es zerlegt in 17 Wandsegmente auf dem Dach seines VW Käfers heimgebracht hat, stellten wir es zuerst frei im Garten auf. Wobei sich bald herausstellte, dass es nicht besonders stabil stand. Also habe ich in den nächsten großen Ferien ein Loch gegraben. 6,5 Meter im Durchmesser, 1 Meter tief. Mit Pickel und Schaufel. Wenn man das einen Sommer lang macht, weis man nachher, was man getan hat...
Übrigens: Damals, vor 40 Jahren, habe ich herausgefunden, dass die Dächer von VW Käfern die Eigenschaft von Schnappfröschen haben: Der Transport der Beckenteile ging die ganze Fahrt über gut. Mein Vater hatte alles mit Spannriemen und Seilen sehr stabil auf das Käferdach geschnallt (wobei niemand begriffen hat, wieso er nicht den Firmenlastwagen benutzt hat) und ist die ganze Strecke von vielleicht 15 Kilometern extrem vorsichtig gefahren. Als er dann bei uns in die Einfahrt fuhr, musste er über einen kleinen Huckel vom Randstein, und das reichte aus, das Dach des Kugelporsches umschnappen zu lassen. Mit genau dem Geräusch, das man sich bei einer solchen Aktion vorstellt.
Ihm ist im Auto nichts passiert, aber die Beckenteile saßen plötzlich 30 Zentimeter tiefer. Also haben wir alles abgeladen, mein Vater stieg wieder in den Wagen, stemmte sich mit dem Rücken gegen das umgeschnappte Dach – und: Es schnappte wieder hoch! Mit genau dem Geräusch eines Schnappfrosches. Nur lauter.
Und das Erstaunlichste war: Der Lack hatte gehalten. Kein Kratzer, nichts abgesplittert.
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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