Anton, Teil 27 (Der Feind)

Ein Anwärter auf Mitgliedschaft im Katzenrudel
  • Ein Anwärter auf Mitgliedschaft im Katzenrudel
  • hochgeladen von B Göpfert

Im Mai 1998, das lokale Katzenrudel bildete sich langsam heraus, gab es ähnlich wie bei den Rockern ‘Hangarounds’, Anwärter auf Mitgliedschaft im Club, die sich längere Zeit in der Nähe aufhielten. Der schwarz grau getigerte Kater, den ich vorhin schon kurz erwähnte, war einer davon.

Er kam ein paar mal vorbei, geriet aber sofort in Panik und flüchtete, wenn Anton fauchend und mit ‘geflufftem’ Schwanz auf ihn zustürmte. Sein Fehler, genauer gesagt einer davon war, dass er die nötige ‘Kontaktaufnahmedistanz’ nicht kannte. Das ist jetzt keine Entfernung in Metern, sondern hat etwas mit der Geometrievorstellung von Katzen zu tun. Ich habe das einmal ‚Erreichbarkeitsfunktion’ genannt. Sie beschreibt, wieviele mal gehen oder springen nötig ist, um einen Ort von der momentanen Position aus zu erreichen. Der Wert der Funktion ist 1, wenn man nur ein Stück gehen (oder springen) muss, egal, wie weit (zumindest konnte ich das nicht weiter aufgliedern) das Ziel entfernt war, 2, wenn man danach ein mal springen muss, 3 wenn dann wieder gehen nötig ist und so weiter. Mit dieser Funktion kann man eine Katzenlandkarte nachbilden, die aber, im Gegensatz zu Menschenlandkarten, dreidimensional ist.

Die Erreichbarkeitsfunktion für die Kontaktaufnahmedistanz ist 2. Um aneinander zu geraten, muss eine der Katzen also ein Stück gehen und einmal springen. Gilt auch umgekehrt. Erich wusste das offensichtlich, Anton war durch den Zaun einen Sprung und ein paar Schritte von ihm entfernt. Der grauschwarze Tiger kannte das nicht. Er sprang über den Zaun in unseren Garten, war also von Anton nur ein paar Schritte entfernt, also zu nahe. Und daher wurde er von Anton verjagt. So einfach läuft das bei Katzen.

Sein zweiter Fehler war: Er zeigte Angst. Damit war er unter Katzen als Versager gekennzeichnet und kam als Mitglied im Katzenrudel nicht in Frage. Wie das bei größeren Rudeln, etwa dem im Kolosseum in Rom mit mehreren 100 Mitgliedern funktioniert, weis ich leider nicht.

Das Foto ist leider ein wenig verrissen, da ich kaum Zeit hatte, die Kamera auf den Grauschwarzen zu richt, so schnell flüchtete er. Aber an seiner Körpersprache sieht man deutlich die Anzeichen von Angst. Und die konnte Anton natürlich mindestens genauso gut interpretieren, wie ich.

Ein paar Monate danach habe ich den Kater noch öfters gesehen. Drei Straßen weiter. Er saß dort gelegentlich auf einer Gartenmauer an einer Einfahrt. Das war übrigens das Grundstück mit den zwei unterschiedlichen Katzenmarkierungen: Eine an der Ecke der Einfahrt, und eine andere keine drei Meter daneben an einer Garage. Vom Geruch her deutlich zu unterscheiden...

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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