Anton, Teil 17 (Winter)
Anton war kein Winterfan. Wenn Schnee lag, ging er nicht wirklich gerne nach draußen, aber zumindest eine kurze Runde war fast jeden Tag angesagt. Und wenn es nur von seiner Wohnung zu mir herüber war.
Im Winter 1999/2000 lag nur wenig Schnee, und auch das nicht besonders oft. Anton tauchte meistens am späten Nachmittag auf der Terrasse auf, klingelte mit seiner Katzenglocke, worauf er sofort herein gelassen wurde. Im Haus lief er als erstes zur Kellertreppe, klingelte dort ebenfalls, worauf ich sofort aus dem Labor hochkam, und wir uns auf Katzenart begrüßten. Gegenseitiges Kopfreiben. Auf der Treppe war das sehr einfach, denn ich brauchte mich nur nach vorne zu beugen, wenn ich noch nicht ganz oben war, und wir trafen uns auf Kopfhöhe.
Manchmal kam Anton zu mir herunter, aber meistens ging er dann ins Wohnzimmer, machte es sich auf „seinem“ Stuhl bequem – was auch immer Katzen unter bequem verstehen – und schlief eine Runde.
Tini, unser Familiendackel, war hier das genaue Gegenteil. (Nur gut, dass sich die beiden nie begegnet sind. Sie sind durch einen Abgrund aus Zeit getrennt, hätten jedoch beide genau in das Beuteschema des jeweils anderen gepasst. Aber dazu mehr in einem späteren Artikel) Tini liebte Schnee, vor allem, wenn er sehr hoch lag. Bei 40 Zentimeter nahm sie auf den geräumten Wegen Anlauf, sprang im hohen Bogen in die zugeschneite Wiese, wo sie so tief versank, dass man nur noch ihre Schwanzspitze sah. (Tini war ein Dackelmädchen, daher wechsle ich gelegentlich von sie (Tini) in er (der Dackel) und umgekehrt) Aber das dauerte bestenfalls eine zehntel Sekunde, dann katapultierte sie sich wieder hoch und landete etwas weiter vorne erneut im Schnee. Auf diese Art bastelte sie sich ihre eigenen Wege durch die tiefverschneite Wiese im Garten.
Richtig wild wurde das Ganze aber erst, wenn ihr jemand einen Schneeball warf, den sie dann jagte und auch fand! Wobei nie wirklich klar war, was sie da jetzt gefunden hatte. Das Heftigste aber waren die Aufforderungsgeräusche, die Tini fabrizierte, wenn jemand einen Schneeball für sie bastelte, aber zu lange dafür brauchte…
Anton ließ sich auch gerne alles möglich werfen, um es dann zu jagen. Im Sommer seinen grünen Ball, im Herbst vom Baum gefallene unreife Äpfel, aber keinen Schnee. Die Äpfel ließ sich Tini auch gerne werfen. Extrem gerne sogar. Sie suchte sich dazu einen Apfel, spuckte ihn vor ihrem Opfer aus und fing an, schrill winselnd, jaulend und kläffend um die eigene Achse zu rotieren, bis ihr Apfel endlich geworfen wurde und sie in einem Affenzahn hinterher hetzen konnte. Manchmal erwischte sie ihn sogar noch in der Luft, und das Spiel begann von neuem.
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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