Anton, Teil 116 (Kaugummi)
Anton hatte bereits im August 1998 Geschmack an Kaugummi gefunden. Es war zwar nicht die Sorte, die Menschen bevorzugen, sondern Gummiringe, wie man sie etwa zum Zusammenhalten von Papierrollen verwendet. Anton hatte damals herausgefunden, dass diese Köstlichkeit im Wohnzimmer, neben dem Telefon, in einer Schale mit Schreibzeug lag.
Meistens angelte er sich einen Gummiring, sprang dann auf seinen Stuhl, setzte sich - wie Snoopy auf das Dach seiner Hütte – auf die Lehne und kaute lange und genüsslich Katzenkaugummi. Eine Angewohnheit, die er lange beibehielt. (Siehe Teil 33)
Das änderte sich jedoch im Winter 1999/2000. Anton kam damals bei schlechtem Wetter oft ins Wohnzimmer, machte es sich auf „seinem“ Stuhl oder auf der Couch bequem und schlief eine Runde. Da er ohnehin viel zu wenig aß – Mampf nahm bei Anton einen recht niedrigen Stellenwert ein – hatten wir ihm einen Teller mit Brekkies in den Durchgang zum Esszimmer hingestellt, an dem er sich sogar gelegentlich bediente. Vor allem dann, wenn es draußen regnete oder schneite, und er nicht zwischendurch schnell nach Hause laufen wollte.
Irgendwann im Februar oder März 2000 kam er auf die Idee, seine “Kaugummis“ ebenfalls in den Teller zu legen. Das ging so: Anton klingelte vor der Wohnzimmertüre – die im Winter natürlich zu war – wurde herein gelassen, und sprang, nach einer kurzen Begrüßung, auf den Telefonkasten, angelte sich einen Gummiring und lief dann zu seinem Teller. Dort legte er den Ring zu den Brekkies.
Danach schlief er oft eine Runde, oder besuchte mich im Labor oder sah sich einfach so im Haus um, aber irgendwann, manchmal auch erst einen oder zwei Tage später, ging er dann wieder zu seinem Teller, holte sich den Katzenkaugummi und mampfte ihn genüsslich auf. Das muss für Katzen wie Gummibärchen für Menschen sein.
Wobei er Gummibären nicht mochte. Ich hab ihm mal ein vegetarisches Gummibärchen angeboten – ohne Gluten aus Schweineschwarten, sondern aus Stärke – aber das mochte er nicht. Nach einem kurzen Beschnuppern drehte er den Kopf weg. Ein eindeutiges: „Ungenießbar“.
Ungefähr zur selben Zeit – ich hab es in meinen Aufzeichnungen leider nicht notiert, weil ich nicht dabei war – kam Anton ziemlich abgekämpft ins Wohnzimmer und wollte erst einmal in aller Ruhe eine Runde schlafen. Was er auch übergangslos tat. Nur musste meine Mutter, die alleine zu Hause war, zum Einkaufen. Da er so tief und fest schlief, beschloss sie, ihn nicht zu wecken, da sie in spätestens einer halben Stunde ohnehin wieder zurück sein würde.
Im Supermarkt gab es an diesem Tag gebratenen Speck (zumindest vermute ich, dass es Speck war, aber wir essen das nicht) und das roch extrem gut. Meine Mutter vermutete, dass Anton so etwas mögen könnte, und da er sowieso viel zu wenig mampfte, beschloss sie, ihm ein Stückchen davon mitzubringen. Zu Hause angelangt, brachte sie ihre Einkäufe in die Küche, und kaum hatte sie angefangen, alles einzusortieren, lief Anton aufgeregt schnuppernd zu ihr. Er hatte den gegrillten Speck gerochen!
Das war das einzige mal, dass Anton wirklich gierig etwas davon abhaben wollte. Meine Mutter hat den Speck dann aufgeschnitten, auf einen Teller gelegt – Antons Teller zu holen ging nicht, da der Kater um ihre Beine rotierte – und ihn zu Anton auf den Boden gestellt, der sich sofort darauf stürzte
Und das hat Anton wirklich geschmeckt. Die Breckies hat er immer eher pflichtschuldig gekaut – irgend was muss man ja essen – aber vom gegrillten Speck war er wirklich begeistert! Später hab ich dann von Antons Menschen erfahren, dass er alles Gegrillte mochte. Sie hatten sogar einen selbstgemauerten Grill im Garten...
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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