Anton, Teil 105 (Anton und Erich)

Erich und Anton

Ende Juli 1998 hatte sich Antons Katzenrudel schon halbwegs gefestigt, aber speziell Anton und Erich begegneten sich immer noch mit einer gewissen Vorsicht. Am 29. Juli kam ich dazu, als Anton auf dem Weg neben der Garage saß und sehr konzentriert in Erichs Garten starrte.

Und dort saß Erich in der Wiese und starrte Anton an. Zwischen ihnen verlief der Zaun, der beide Grundstücke trennt, also war der Wert der Erreichbarkeitsfunktion hinreichend hoch, dass sich keiner der Beiden vom Anderen bedroht fühlte. Ich machte ein paar Fotos von ihnen und setzte mich dann dazu. Einfach um die zwei Kater zu beobachten.

Nach einer Weile fand ich, dass das eigentlich eine recht entspannte Situation war, nicht wie am Anfang, als Anton zum ersten Mal Erich traf und sofort fauchend mit gesträubtem Fell zum Zaun stürmte. Nein, diesmal war es einfach ein Treffen. Man kennt sich.

Wieder ein paar Minuten später wurde mir klar, dass ich mich eigentlich genauso verhielt, wie die beiden Kater: Ich saß da und beobachtete die anderen. Und die machten genau das selbe. Etwa aus der selben Motivation heraus? Ich wollte wissen, wie die sich verhielten, und die beiden hatten ebenfalls genau diese Absicht.

Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich tatsächlich ein Mitglied des Katzenrudels war! Ich konnte nicht nur verstehen, was in den beiden Katern vorging, sondern konnte es nachvollziehen, sogar selbst erleben.

Wir wollten die Körpersprache des jeweils anderen verstehen und wollten wissen, ob er unsere eigene Körpersprache genau genug beobachtet, um sie richtig interpretieren zu können. In meinem Fall hieß das, ich wollte nicht bedrohlich auf Erich wirken – bei Anton musste ich mir da keine Gedanken machen – weil ich nicht wollte, dass er wegläuft, und ich wollte, dass Erich mich als jemand akzeptiert, der dazu gehört. Ich vermute, dass sowohl Erich wie auch Anton genau das selbe beabsichtigten. Dazu kam noch, dass sie darauf achteten, ob der andere sich in irgend einer Weise aggressiv verhält. Andererseits zeigten sie dem jeweils anderen die „Breitseite“ ihres Körpers, um nicht schwach und angreifbar zu wirken. Das schafft Respekt.

Begegnungen dieser Art gab es noch öfter, aber bereits im August war kein Zaun mehr nötig, die Katzen trafen sich anfangs oft auf “neutralem” Gebiet, auf der Straße vor einem Nachbargrundstück und saßen dort zusammen. Wobei die Abstände zwischen ihnen im Lauf der Zeit immer kleiner wurden. Danach entwickelte sich der Platz vor dem Windfang in meinem Garten zum Katzentreffpunkt.

Das Bild hier habe ich aus zwei Fotos zusammengesetzt, man muss sich nur den Zaun zwischen den beiden Katern dazudenken.

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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