Mumbai die Stadt die im Staub erstickt / Indien Mein Schiff 5 2018

Mumbai
MEIN SCHIFF 5 TAGEBUCH 2018
Zeitverschiebung +4 1/2 Stunden

Mumbai die Stadt die im Staub erstickt

Mumbai, hieß vorher Bombai, die gute Bucht. Wenn man Mumbai von der Luft aus betrachtet, sieht es aus wie eine flache Hand. Die Finger gespreizt, zeigt jeder Finger das Land. Dazwischen die Buchten. Zwischen Daumen und Zeigefinger die Bucht in der das ‚Mein Schiff 5’ vor Anker ging.
Wir betrachteten den Sonnenaufgang mit gemischten Gefühlen. Es war schwül, heiss und nebelig. Die Sonne tauchte als gelber Ball auf und wir konnten sie direkt betrachten. Der Nebel über Mumbai war der Smog. So dicht und grau haben wir es noch nie erlebt. Der Smog hing wie eine Glocke über der ganzen Stadt.
Das Frühstück nahmen wir am Sylt-Buffett ein. Gleich daneben stand der Taubenturm. Der unbewohnte Leuchtturm gehörte den Tauben. Aus dem Dach wuchs ein größerer und kleiner Gummibaum. Die Blätter ebenso grau wie das ganze Terminal. Schiefergrau und Schmutz war das Hauptmaterial, dass wie sehen konnten.
Schmutz wohin das Auge reicht. Die Autos, die Häuser und die Bäume, alles war mit dem schmutzigen grauen Staub bedeckt.
Wir mussten uns bis zehn Uhr im Hafengebäude mit unserem Visum anmelden. Bekamen auf DIN A4 Ausdruck einen Stempel darauf und gingen wieder zurück.
Der erste Eindruck von außen auf die Stadt wiederholte sich im Terminal. Grau und Schmutz beherrschten die Stadt.
Nach dem Mittagessen um 13 Uhr Ortszeit versammelten sich 207 Personen zu der Stadtrundfahrt mit Besichtigung von einem Tempel und dem Taj Mahal Hotel.
Die Pünktlichkeit war hier ein Fremdwort. Um 13:35 Uhr ging die erste Gruppe zu den ersten drei Bussen. Wir, Gruppe zwei, durften noch eine viertel Stunde warten.
Es ging zu Fuß vom fünften in den zweiten Stock zum Ausgang. Die Hitze umfing uns wie mit einem Baseball-Schläger mit voller Wucht.
Der Bus 66 wartete auf uns mit seiner offenen Klimaanlage. Fenster ein Spalt auf und der Fahrtwind brachte Kühle.
Die Reiseleitung war ein ‚alte‘ Inderin mit englischer Abstammung, wie sie mir erzählte. Sie wohnte mitten in der Stadt und meinte als ich fragte:
„Why so Dirty the Town?“
Sie deutete theatralisch, mit der ausschweifenden Hand auf ihr Herz unter dem blumigen seidigen Sari:
„Das Herz zählt und nicht das Umfeld.“
Ziemlich schmutzig war untertrieben. Man hatte Angst in dieser Metropole zu Fuß zugehen und man wurde davor gewarnt.
Die sandige Erde beherrschte die graue Stadt. Auf den Gehwegen und Straßen stand der Teer an zweiter Stelle. Es gab mehr Schlaglöcher als gerade Flächen.
Die Häuser sahen aus wie ausgebombt, herunter gekommen, unbewohnt und aus den dunklen schwarzen Fenster kamen die Tauben geflogen. Die Tauben waren in der Überzahl. Sie versammelten sich in riesige Scharen und bedeckten, falls sie mal flogen den Himmel voller Schatten. So viele Tauben auf einem Fleck haben wir noch nie erlebt.
Sie saßen z. B. auf einen verstaubten Bannien-Tree vor dem Zentral-Hauptbahnhof. Wer nicht Platz hatte nahm auf den Stromleitungen Platz. Außerdem gab es die Möglichkeiten sich auf die Zinnen des alten Bauwerks zu setzen, dem Hauptbahnhof, eine Kulturstätte die unter das Welt-Kulturerbe fällt.
In einem der sechs Busse wurde vor dem Bahnhof gehalten um innen drinnen in den ersten Vorraum einen Blick zu werfen. Ergebnis eines Herrn:
„Uninteressant, es schoben sich die Bunt gekleideten Menschen durch die engen Eingänge, die Gerüche waren schrecklich und penetrant. Wir gingen zum Bus zurück. Bei der Abfahrt bemerkten wir, dass drei Personen fehlten. Wir standen eine halbe Stunde in der vom Staub und Dreck sengenden Hitze zuerst vor dem Bus, dann darinnen. Die Reiseleitung tauchte alle fünf Minuten auf und suchte verzweifelt die fehlenden Gäste.“
„Wie ging es aus?“
„Das sieht man doch, meinte er nach der Erzählung, vollzählig, sonst wären wir nicht an Bord unseres Schiffes.“
Wir hatten einen Stop mitten an einer Verkehrsreichen Stelle. Eine dreieckige Plattform wurde zum Aussichtspunkt für den Fotostopp erwählt.
„15 Minuten Pause um die historischen Gebäude aus der britischen Kolonialzeit einzufangen.“
Die meisten blieben sitzen. Der Verkehr auf vier Spuren war sehr lebhaft. Stoßstange an Stoßstange wälzten sich die Autos durch die Stadt. Schwarze kleinere Autos mit gelben Streifen am Dach waren in der Überzahl. In den Taxis saßen ein bis acht Leuten. Kinder mitgezählt. Ganze Familien zwängten sich hinein um dem Chaos Bahn oder Linien-Bus zu entgehen. Die Straßen, auf der unser Bus fuhr, waren teilweise sehr schmal. Es trafen sich die Außenspiegel mit einem mm Abstand und wir fuhren links.
Das Englisch der Reiseleitung war dürftig. Sie kannte die Gebäude-Komplexe beim Namen mehr erfuhren wir nicht.
Der Bus fuhr den höchsten Punkt der Stadt, an, sie sagte 110m waren es, und dann ging es schon weiter.
„Rechts sehen sie eine Hochzeit. Ca. 3000 Gäste nehmen daran Teil.“
„Links sehen sie drei Grünanlagen. Hier wird der Nationalsport Kricket gespielt.“
Der Bus fuhr und fuhr. Nur die Aussicht blieb immer das selbe. Alte Häuser, mit mausgrauen kaputten Wänden, gab es in der Überzahl. Die gelbe oder rote Farbe ist ab von den Wohnhäuser. Hinter vergitterten Fenster standen mickrige verstaubte Blumentöpfe. Na ja, sollte darin Gewürze wachsen, so war das nicht erkennbar. Der staubige Mantel war überall ausgebreitet.
Endlich kamen Hochhäuser in Sicht. Sie sagte.
„Das tolle architektonische Haus hat fünfzig Stockwerke, aber es wohnen nur fünf Familien darinnen. Es wird von dem reichsten Mann von Indien bewohnt. Personal hatten sie auch, schließlich braucht der Maharadscha das Fußvolk um sich.“
Es tauchten mehrere Hochhäuser auf. Kleine Fenster konnte man erkennen und darüber die obligatorischen grauen Kästen der Klimaanlage. Nicht ein Mal möchten wir dort Probe wohnen.
Wir hielten wiederum an einer lebhaften zweispurigen Straße und wir konnten den Bus 🚌 gemütlich verlassen. Unsere Reiseleitung hob die Tafel 66 hoch und wir zockelten ihrem langsamen Schritt hinterher. Die Tafel war ihr zu schwer, diese ständig oben zu halten. Sie war halt nicht mehr die Jüngste. Da halfen auch keine dunkel gefärbten Haare, die sie mehr zerzaust trug.
Schuhe aus und warten. Wer will gab seine Schuhe in einen weißen Plastikbeutel und die im nummerierten Schuh-Stall ab.
Nach zwanzig Minuten durften wir den Tempel innen besichtigen. Die angenehme Kühle umgab uns hitzigen Touristen. Es ging in den ersten Stock.
Eine reich verzierte Halle aus braunen geschnitzten Holz war ein Prunksaal. Wir durften schauen, aber es wurde nichts erklärt. Mönche in gelben Stoffüberwurf erklärten es uns ebenso wenig, also nichts. Die Treppen war blank poliert und mit rutschigen Socken gefährlich. Ein Mönch sah meinen sehnsuchtsvollen Blick auf einen Aufzug, aus dem ein Mönch heraustrat.
„Darf ich sie mitnehmen.“
„Oh ja, thank you, but not allone.“ Er drückte drei Knöpfe und ich fuhr mit ihm hinab in den Erdgeschoss.
Es ging wieder zurück zum Bus. An einem Gemüsestand mussten wir warten. Eine indische Junge Frau im bunten Sari saß zwischen den Holzpritschen auf einer Unterlage am Boden und aß seelenruhig ihren klebrigen Reis mit der Hand. Von der Nase zum linken Ohr trug sie eine goldene Schmuckkette. Männer wie Frauen, sowie Kinder in Brauner Schuluniform mussten die Erbsen aus den reifen Schoten pellen und in eine Schüssel geben.
Uns wurde gesagt:
„Keine Gemüse, kein Wasser und keine Lebensmittel kaufen. Es ist alles schmutzig und sie können sich rasch eine Infektion zuziehen.“
Stimmt, es ist alles Schmutzig, denn der Dreck verfolgte uns auf dem ganzen Ausflug. Der Bus fuhr uns zum Taj Mahal Hotel.
Ein reicher Britte durfte Anfang des zwanzigsten Jahrhundert aus religiösen Gründen das erste Haus am Platz nicht betreten. So beschloss er 1912 dieses Hotel zu erbauen. Es wurde ein Prunkstück mit Türmchen, Erkerchen und vielen verzierten Details innen wie außen ausgestattet. Gleich neben dem wichtigsten Tor der Stadt.
Die Prominenten, Politiker wie Hollywood-Schauspieler waren zu Gast.
Wer das Hotel betreten will muss durch die Taschen-Kontrolle. Es gab viel Personal dass wie aufgescheuchte Hühner herum schwirrte. Ein kleiner Boy lotste unsere Gruppe durch die langen Gänge die mit gelben Seidenstoffen und vielen Bildern der 110 jährige Geschichte des Hauses erzählten.
Über breite mit Teppich-Stufen im riesigen Treppenhaus ebenfalls mit ausgelegten Treppen, in den wir versanken ging es in holzgetäfelte Räume.
Sogar die exklusiven Toiletten waren beeindruckend sauber, natürlich mit Personal.
Mein Schiff 5 stand auf zwei Tafeln, denn wir durften im riesigen Speisesaal feine Leckereien und Getränke aus dem bereitgestellten Buffett im Vorraum verkosten.
Wir konnten das Personal gut verstehen, die entsetzt dieser Touristen Gruppe zusahen und die wie ein Schwarm Hornissen die Räumlichkeiten für sich in Anspruch nahmen. Mit weißen Handschuhen wurden die leeren Teller abgeräumt.
Ich durchwanderte danach den langen Flur mit verschiedenen Sitzgruppen in den Verhandlungen durchgeführt wurden. In einem Ausstellungsraum rechts hinten traf ich einen typischen Künstler in ausgemergelten Gewand. Er war schwerhörig aber er seine ganze Phantasie steckte er in die vielen A3 gerahmten Zeichnungen und ein paar Ölgemälden.
45.000 stand hinter Bild 46.
„Rupien?“ „ja, Indische Rupien.“ flüsterte er zurück.
Erzeigte mir seine Preisliste.
Das Thema war außergewöhnlich und hieß „Haarig.“
Es waren gezeichnete Haare von Zöpfen und offen Haar. Man sah nur noch Haare, Haare, Haare.
17:15 Uhr versammelten wir uns im Foyer und der Bus hielt mitten auf einer Strassenspur. Wir mussten durch den Verkehr, über die Straße, wie viele der Millionen Fussgänger und Autos unseren Weg bahnen.
Ein Frau mit Kind wunderte sich über unseren alten Bus, der innen anders aussah als ihrer, denn sie musste wieder aussteigen und sich ihren Bus Nr 65 suchen.
Es ging wieder zurück, durch die schmutzigen Gassen, den reichlich vorhandene Verkehr zum Tor, der streng bewacht war. Am Visum-Schalter ging es nur langsam voran, jedes einzelne Formular wurde eingescannt und die Gepäckkontrolle, die Durchleuchtung und Abtastung mit einem surrenden Gerät nahm viel Zeit in Anspruch. Einige mussten hinter einem Vorhang zur Leibesvisite.
Beim Abendbrot sahen wir die rote Sonne im Smog über Mumbai untergehen.
Gegen 21:30 Uhr gab es eine Pool-Party. Der Kapitän Tom Roth, geboren Zürich, lebt in Berlin, wenn er nicht auf dem Mein Schiff unterwegs ist. Er hielt eine einminütige Rede und eröffnete das Buffet. Vorher gäbe es eine Akrobatik-Nummer eines russischen Geschwister-Paar. Er kräftig, groß und stark, sie zierlich klein und wendig, wirbelten über die Bühne mit Handstand und sie tanzte ihm auf Kopf und Schulter. herum.
Eine Gruppe tanzte bei Musik „Walk, like in Ägypten.“ sie sangen sehr gut und ihre Kostüme waren wunderbar.
Das Buffett stand unterm dem Thema Exotik. Aus Wasserblöcke wurden ein Adler und eine weitere Skulptur geschnitzt. Viele kleine Melonen-Schnitzereien verzierten das Buffett.
Es war ein staubiger Tag mit
Einem schönen Abschluss
Bis zum nächsten mal.

Nächstes Ziel
Cochin im Süden von Indien bei vierzig Grad

Gedankenspuren:
Es sprach die Zauberblume danach.
Es kommt immer was Gutes nach!:

Bürgerreporter:in:

Brigitte Obermaier aus Ismaning

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