Zu Fuß über die Alpen - Alpenüberquerung von Innsbruck nach Bozen - Alternative zur klassischen Route über die Tuxer Alpen
Zu Fuß über die Alpen, dafür gibt es zwei klassische Routen: einmal die große München-Venedig-Tour und einmal den Europäischen Fernwanderweg E5 Oberstorf nach Meran. Eine Alternativroute haben wir gewählt, eine Hüttentour, die von Innsbruck nach Bozen innerhalb von nur einer Woche führt. Anstrengend, mittlerer Schwierigkeitsgrad, ziemlich viel Auf und Ab, aber eine wunderschöne Strecke.
Los ging's von Innsbruck zur Adolf-Pichler Hütte, über die Starkenburger Hütte und Neustift im Stubaital zur Innsbrucker Hütte, von dort über Gschnitz zur Tribulaunhütte, von da übers Gstreinjöchl zum Obernberger See, von dort übers Portjoch rüber nach Italien/Südtirol und über Gossensaß nach Sterzing (hier gönnten wir uns zur Entspannung ein Hotel), von da ging's dann über Mandlseitejoch und Penser Joch zur Flaggerschartenhütte, von da zur Latzfonser Kreuz-Hütte und von dort zum Rittner-Horn-Haus und hinunter nach Oberbozen und Bozen.
Beschreibung der Tour: Überqueren der Alpen zu Fuß von Innsbruck nach Bozen
1. Tag: Innsbruck - Grinzens - Adolf-Pichler Hütte
Los geht's in Innsbruck. Mit dem Bus bis zum Dorf Grinzens (928 m), von dort nun zu Fuß bis zur Adolf-Pichler Hütte (1977 m), die von der freundlichen Pächterin Brigitte Parson liebevoll bewirtet wird. Wenn auch die Unterkünfte in alter Hüttentradition recht spartanisch sind, so macht die leckere hausgemachte Küche (bisweilen selbst gebackenes Brot!) das locker wieder wett. Die Hütte liegt sehr schön in einem Kessel zwischen den schroffen Kalkkögeln. (Wenn man schon am 1. Tag viel vorhat, kann man natürlich auch gleich weitergehen zur Starkenburger Hütte (2237 m), siehe 2. Tag.)
2. Tag: Adolf-Pichler-Hütte - Starkenburger Hütte - Neustift im Stubaital - Innsbrucker Hütte
Von der Adolf-Pichler-Hütte geht es übers Seejöchl (2518 m) hinüber zur Starkenburger Hütte (2237 m), wo man sich gleichmal einen morgendlichen Milchkaffee gönnen kann. Von da geht's steil hinunter nach Neustift im Stubaital (993 m). Dort kann man sich im Supermarkt nahe der Bergbahn mit frischen Lebensmitteln versorgen, und von da auch die Bergbahn Elfer-Lift nutzen, um die noch ein wenig eingerosteten und vom Abstieg mitgenommenen Beine ein wenig zu schonen: Rauf geht's bis zum Bergrestaurant Agrar (1794 m), von dort auf dem Panoramaweg hinter zur Pinnis Alm (1560 m) und weiter das Tal entlang zur Kar Alm, wo man sich mit leckeren frischen Milchprodukten stärken kann (zu empfehlen; Joghurt mit Blaubeeren, frische Buttermilch).
Nun geht's nochmal steil aufwärts, man kann den Weg von der Alm schon studieren, über die ALfagrube und das Plinnisjoch zur Innsbrucker Hütte (2370 m),die direkt hinter dem Plinnisjoch zur Erleichterung der erschöpften Wanderer schon in wenigen Schritten zu erreichen ist. Die Hütte ist recht groß, da sie Standort ist für alle Bergsteiger, die sich den Stubaier Höhenweg hinüber zur Bremer und Nürnberger Hütte vorgenommen haben). In der Innsbrucker Hütte gibt es sogar den Luxus warmer Duschen, zudem eine gute Küche und gute Schnäpse aus der Region (zu empfehlen: Zirbenschnaps!).
3. Tag: Innsbrucker Hütte - Gschnitz - Tribulaunhaus
Am Morgen heißt es dann leider wieder steil absteigen ins Tal, hinunter nach Gschnitz (1362 m), von wo es dann wieder hinaufgeht zum Tribulaunhaus (2064 m) - man kann freilich auch die Tribulaunhütte auf der italienischen Seite wählen (und von dort am nächsten Tag über den Pflerscher Höhenweg zum Portjöchl hinüber - oder gleich ins Tal hinunter nach Hinterstein), diese hatte aber, als wir unterwegs waren, noch geschlossen aufgrund der Schneelage.
Das Tribulaunhaus ist ein wahres Unikum: eine Holzschachtel im typischen 60/70er Jahre Stil, auch die Inneneinrichtung ist stilgerecht in Violett und Dunkelgrün gehalten, Dusche und Klo wie im Weltraum. Im Schlafraum hört man zudem noch jedes Wort, das unten in der Küche gesprochen wird ;-) Die Verköstigung ist nicht besonders hervorzuheben.
4. Tag: Tribulaunhaus - Gstreinjöchl - Obernberger See
Vom Tribulaunhaus geht es am nächsten Tag steil hinauf zum Gstreinjöchl (2608 m). Tolle Rückblicke zum steilen Habicht (3277 m) über der Innsbrucker Hütte und auf die beiden Tribulaungipfel, vom Gstreinjöchl dann hinüber auf die Tuxer Alpen im blauen Morgendunst - wunderschön.
Nun geht es gleich wieder steil hinunter zum Obernberger See (1593 m), wo wir im dortigen Gasthaus übernachteten, das inzwischen geschlossen ist wegen Betriebsauflösung, was uns nicht sehr wundert. Wir haben es uns ehrlich gesagt angesichts der Einrichtung des Hauses dreimal überlegt, ob wir nicht doch noch weiter oder hinunter ins Dort Obernberg am Brenner laufen sollten, um eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen (eine richtige Fantasy-Horrorfilm-Kulisse mit muffigen dicken alten Wandteppichen, Wildschweinköpfen und anderen Sammelsurien von Jagdtrophäen überall an den Wänden, skurrilen spitzbrüstigen Tempelgöttinenskulpturen auf dem Männerklo usw.). Nichtsdestotrotz ist der See fantastisch schön, man kann auch darin baden. Wer über den Obernberger See gehen will, also nicht vom Tribulaunhaus zur Tribulaunhütte auf der italienischen Seite übergewechselt ist, wie wir es ursprünglich vorhatten, kann in Obernberg am Brenner eine Übernachtungsmöglichkeit finden und von dort aus am nächsten Tag zum Portjoch starten.
5. Tag: Obernberger See - Portjoch (italienische Grenze) - Gossensaß - Sterzing
Am Obernberger See geht es erst einmal entlang und dann nicht allzu steil empor zum Portjoch (2110 m). Dort gab's viele Murmeltiere und auch einige kleine Kreuzottern zu sehen.
Vom Portjoch geht es nun auf alten Militär(?)-Straßen sakrisch steil hinunter ins Pflerschertal. Von da geht es den Rest des Tagespensums aber nur noch ganz gemütlich auf Fahrwegen die Täler hinunter, erst das ruhige Pflerschtal entlang bis Gossensaß (1098m), wo man spektakulär unter der Brennerautobahn, die hoch überm Ort hinwegbraust, hindurchgeht, dann über Ober- und Unterried hinunter nach Sterzing (948 m), wo man sich nun auch ein Hotel gönnen kann, um sich von den bisherigen Strapazen zu erholen, und auch ordentlich Essen gehen kann. Wir ließen uns in der Tourist-Info beraten und wurden dort gleich direkt ans Hotel Lamm vermittelt als "zwei Wanderer" ;-)
Den Abend in Sterzing haben wir sehr genossen, uns aber auch gleich wieder auf den nächsten Morgen gefreut, um wieder raus aus dem Trubel und in die Berge zu kommen.
6. Tag: Sterzing - Mandlseitejoch - Penser Joch - Flaggerschartenhütte
Von Sterzing aus ging es am nächsten Tag steil hinauf zum Mandlseitejoch (2185 m), wobei wir wahrscheinlich den absoluten bisherigen Geschwindigkeitsrekord aufstellten, weil wir über 1000 Höhenmeter verfolgt wurden von stechwütigen Mücken, was die Motivation zum raschestmöglichen Tempo sehr förderte ...
Von dort über den Zinseler (2422 m) mit herrlichem Blick zurück auf den Alpenhauptkamm hinüber zum Penser Joch (2211 m), wo wir ursprünglich im Berggasthof Alpenrose übernachten wollten. Da war uns aber zuviel Trubel, und so gingen wir gleich noch weiter bis zur Flaggerschartenhütte (2436 m). Eine rechte Gewalttour insgesamt, wir kamen auch erst spät an - noch dazu unangemeldet, da den ganzen Tag über das Hüttentelefon nicht funktioniert hatte. Nach etwas unwirscher Begrüßung wurden wir aber dann gut versorgt mit deftigem Menü. Die Unterkunft dort hat etwas von Gefängnis-Massen-Zelle. Metallene Gitterstockbetten in einem einzigen großen Schlafraum, die für Männer und Frauen gemeinsame Waschgelegenheit nur durch einen Vorhang vom Flur vor dem Gastraum abgetrennt ... Aber muss man erlebt haben!
7. Tag: Flaggerscharten-Hütte - Latzfonser-Kreuz-Hütte
Nun kommt eine der schönsten Strecken der Tour: Von der Flaggerschartenhütte geht es auf einer Teilstrecke der "Großen Hufeistentour" hinüber zur Latzfonser-Kreuz-Hütte (2303 m). Herrlichste Weitblicke nach allen Seiten.
Die Latzfonser Kreuz Hütte ist wunderschön gelegen, wird von der Familie Lunger liebevoll bewirtet, die Küche ist hervorragend, der Blick von der Terrasse der Hütte einfach unbeschreiblich. Die Hütte ist auch sehr beliebt bei den Einheimischen! Wer da alles sichtlich sturzbetrunken am Abend noch den durchaus ausgesetzten Weg hinunter ins Tal antrat ... Die Hütte hat auch einen eigenen Hütten-Esel, der durchaus mal seine Runde durch die Bänke macht.
8. Tag: Latzfonser-Kreuz-Hütte - Rittner-Horn-Haus - Oberbozen
Von der Latzfonser-Kreuz-Hütte geht es ganz gemütlich über die weite Hochebene der Jocherer Alm (Pferde, Kühe, Almen ...), der Villanderer Alm und Barbianer Alp hinüber zum Rittner Horn und dem Rittner Horn Haus (2260 m). Da hier auch eine Seilbahn hinaufführt, ist das Haus untertags natürlich mit Tagesgästen nur so überlaufen, da das Panorama wirklich unglaublich ist! Das Essen ist empfehlenswert.
Von dort nun auf dem breiten Wanderweg hinunter zum Unterhornhaus und weiter auf dem E10 über die Saltner Hütte nach Oberbozen (1221 m), wo man Seilbahn oder Bus hinunter nach Bozen (262 m) nehmen kann, wenn man dort nicht übernachten möchte.
Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter: Ende Juni waren wir unterwegs, teils noch viel Schnee, aber herrlich stabiles Sommerwetter, nur bisweilen abends heftige Gewitter, aber immer erst, wenn wir schon sicher in der nächsten Hütte angekommen waren. Ursprünglich hatten wir vor, die Strecke Innsbruck-Sterzing auf einem der klassischen Wege über Glungezer, Lizumer oder Naviser und/oder Geraer Hütte drüben auf der anderen Seite der Brenner-Autobahn in den Tuxer Alpen zu laufen, um dann über Pfitscherjoch Haus und Landshuter Europahütte nach Sterzing zu gelangen, aber aufgrund der Schneelage und weil einige der Hütten deshalb noch geschlossen hatten, mussten wir uns eine andere Route suchen. Das hat sich aber gelohnt, wenn auch unsere Oberschenkel einige Ab- und Aufstiege mehr verkraften mussten.
Insbesondere die letzte Strecke in den Sarntaler Alpen von der Flaggerscharten-Hütte über die Latzfonser-Kreuz-Hütte bis zum Rittner-Horn-Haus ist ein Traum für Wanderer, Trekking-Fans und Bergsteiger - alle, die halt gern in den Bergen unterwegs sind. Herrlichste Aussicht auf der gesamten Strecke, es geht ohne große Höhenverluste nur wenig auf und ab, die Hütten sind urig, die Pächter freundlich und das Essen lecker. Wenn man nur wenig Zeit hat, würde ich jedem diese Strecke als zwei-dreitägige Hüttentour in Südtirol sehr ans Herz legen.
Verwendete Wander-Karten (würde ich wegen des angenehmen Maßstabs von 1:50.000 auch empfehlen):
1. freytag und berndt WK 241 Innsbruck - Stubai - Sellrain - Brenner
2. freytag und berndt WK S4 Sterzing - Brixen (Vipiteno - Bressanone)
3. freytag und berndt WK S1: Bozen - Meran - Südtoriler Weinstraße - Sarntal (Bolzano - Merano - Strada del Vino dell'Alto Adige - Val Sarentino)
Würde mich sehr freuen über Kommentare mit Erfahrungen zur selben Route oder Teilstücken, Alternativrouten usw.!
Bürgerreporter:in:Christine Bauer aus München |
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