Interview mit Großmeister Kocaman N. Ali (7. Dan Taekwon-Do)

Ali in den 80er Jahren
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Der in Donauwörth lebende Großmeister Ali Kocaman betreibt Kampfsportschulen in Meitingen, Rain und Nördlingen und ist mein Trainer. Da ich schon seit eineinhalb Jahren Kampfsport bei ihm trainiere und ich in Erfahrung gebracht hatte, daß er national und international sehr bekannt ist, dachte ich mir, ich könnte mit ihm mal ein Interview machen.

PK: Wie lange bist du schon in Deutschland?

GM: Im August 1969 brachte mein Vater die ganze Familie und mich nach Deutschland (Donauwörth). Zehn Jahre davon wohnte ich in Augsburg, den Rest von vierzig Jahren immer in Donauwörth.

PK: Seit wann betreibst du Kampfsport?

GM: Ich hatte in den 70´ern mit dem Kampfsport angefangen. Zunächst lernte ich im Selbststudium aus Büchern Karate, Joga und Waffensport. Mit dem Taekwon-Do-Training habe ich 1974 in Donauwörth angefangen.

PK: Wie bist du zum Kampfsport gekommen?

GM: Als ich wegen einer Blinddarm-Operation im Krankenhaus lag, brachte mir mein kleiner Bruder ein Plakat von einer Eröffnung einer Taekwon-Do-Schule in Donauwörth. Ich konnte es nicht abwarten aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, denn ich wollte die Eröffnungsveranstaltung nicht verpassen. Nachdem ich mir diese Veranstaltung angesehen hatte, fing ich mit dem Taekwon-Do-Training an und bin dabei geblieben.

PK: Wie kamst du zum traditionellen Taekwon-Do?

GM: In den 70er Jahren gab es nur traditionelle Kampfsportarten. Ich hatte mir mal in Augsburg einen Film angesehen mit Billy Blanks, einem Hapkido-Meister. In diesem faszinierten mich die Fußtechniken. Umso mehr freute ich mich, als in Donauwörth-Zirgesheim eine traditionelle Taekwon-Do-Schule eröffnet wurde. Ich konnte dort eine Vorführung miterleben und war fasziniert von den Beintechniken.

PK: Wie waren und sind deine Beziehungen zu deinem Trainer?

GM: In den traditionellen Kampfsportarten steht die Loyalität und das Vertrauen an vorderster Stelle. Ich habe als Schüler die Treue zu Großmeister Jakob Beck bis heute aufrecht erhalten.

PK: Was hat dich in den Kampfkünsten am meisten beeindruckt?

GM: Wie oben erwähnt sind Loyalität, Vertrauen, Philosophie, Disziplin, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Integrität, Unbezwinglichkeit, Selbstvertrauen und Patriotismus Werte, die man in jeder Hinsicht auf´s Leben übertragen kann.

PK: Du bist als Trainer schon seit sehr vielen Jahren erfolgreich. Woran liegt das eigentlich?

GM: Ich denke, daß man begeisterungsfähig sein muss. Wenn man selber "brennt", kann man auch seine Schüler "entflammen". Wenn man im Leben mit Herz und Begeisterung bei einer Sache ist und an den oben genannten Werten festhält, dann hat man die richtige Einstellung. Bei mir trainieren einige Leute schon in dritter Generation. Wir verbringen die Zeit nach dem Training auch miteinander bei Speis und Trank. Ebenfalls unternehmen wir an Wochenenden Ausflüge, Wanderungen und nehmen an kulturellen Veranstaltungen teil. Wir legen großen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit. Dies alles trägt zum Gemeinschaftsgefühl bei.

PK: Was denkst du über Dan-Graduierungen?

GM: Ich habe die Einstellung auch mit dem höchsten Dan ist man ein Schüler. Man lernt nie aus. Die Dan-Grade haben für mich keine große Bedeutung, aber sie zeigen die Erfahrung des jeweiligen Trainers.

PK: Hast du ein Idol?

GM: Es gibt viele berühmte Kampfsportler, die ich bewundere und die Großartiges geleistet haben. Man kann diesen Personen nacheifern, aber niemals diese Personen imitieren. "Man soll sein eigenes Bild malen und nicht eine Kopie!"

PK: Gefallen dir auch andere Budo-Disziplinen:

GM: Als Kampfsportler sollte man auch Ahnung von anderen Kampfsportarten haben. Ich akzeptiere und respektiere alle anderen asiatischen Kampfsportarten, denn alle haben das gleiche Ziel, die "Ertüchtigung von Körper und Geist".

PK: Was denkst du vom Frauenkampfsport?

GM: Kampfsport ist etwas, was großen Spaß macht, ohne Unterschied ob Mann oder Frau. Körperertüchtigung kann jeder betreiben, ob klein oder groß, alt oder jung. Gerade für Frauen ist er sehr wichtig und von Vorteil.

PK: Du hast ziemlich viele Erfolge im Kampfsport gehabt. Kannst du einige nennen?

GM: Nachdem ich zwei Jahre Kampfsport betrieben hatte, habe ich angefangen mich in Turnieren zu messen. Mein erstes großes Turnier war die Pointfighting-Europameisterschaft in Killesberg-Stuttgart 1977. Dann kam mir die Organisation WAKO, die Ranglistenturniere ausgetragen hat, gelegen. Denn ich konnte 1979 in Vollkontakt den Bayerischen Titel gewinnen. 1980 wurde ich internationaler Vize-Deutscher-Meister in Vollkontakt. Ich habe mehrere Titel gewonnen, die ich hier nicht alle aufführen möchte. Ohne Zweifel waren die Highlights:
Europameister 2003 in Formen (Köln)
Worldcup 2003 2. Platz (Calw)
Sportler des Jahres 2003 für die Verdienste im Kampfsport (Donauwöth)

PK: Warst du in Sachen Kampfsport auch im Ausland?

GM: Ja, es war ein Herzenswunsch von mir das Ursprungsland von Taekwon-Do zu bereisen, um zu sehen, wie die Koreaner trainieren. Ich nutzte diese Gelegenheit 1985 für vier Wochen das Land Südkorea zu besichtigen und mit den Koreanern zu trainieren. Da ich schon in Korea war, besuchte ich auch für eine Woche Japan. Ferner war ich in meinem Sport auch als Nationaltrainer tätig, und war mit der Mannschaft der Türkei in Österreich, Italien und der Schweiz zu Weltmeisterschaften unterwegs.

PK: Da du auch im Ausland warst und sehr weit gereist bist, hast du bestimmt auch sehr bekannte Leute der Kampfsportszene kennengelernt. Kannst du einige nennen?

GM: Ja, es sind so viele, aber ich werde nur ein paar davon nennen. Ich habe einige sehr bekannte Koreaner nach Rain für Lehrgänge geholt, wie: Koe Eui Min, Park Su Nam und Georg Streif. Auch trainierte ich jahrelang unter Kwon Jae Hwa. Ich kenne aber auch Cynthia Rothrock, die einige Tage bei mir in Deutschland war, sowie Bill Wallace und Don Wilson, die ich in Wien kennengelernt habe.

Ich bedanke mich für dieses Gespräch und wünsche dir und der Kampfsportgemeinschaft Kocaman alles erdenklich Gute!

Deine treue Schülerin

Petra Kinzer

Bürgerreporter:in:

Petra Kinzer aus Meitingen

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