Betrachtung am Dienstag: Unendlich
Und es geht weiter:
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich kann mich noch gut an die Mathestunde erinnern, als mir die Zahl am Ende aller Zahlen vorgestellt wurde: die Zahl “unendlich”, geschrieben in Form einer liegenden Acht. Unendlich - nichts greifbares irgendwie. Bis heute finde ich diese Zahl bedrohlich: eine endgültige Zahl, die alles offen läßt. Sie gaukelt uns vor, die letzte zu sein, aber in Wirklichkeit ist sie der Beginn einer neuen Zahlenreihe. Denn unser Rechensystem rechnet mit der Unendlichkeit.
Erstaunt war ich, als ich unseren Vierjährigen einmal bei Tisch zählen hörte: 1,2,3,5,8,9, Gotteszahl! Er wollte seinen großen Brüdern zeigen: “Ich kann auch zählen.” Was für die Gelehrten “unendlich” ist, nennt er “Gotteszahl”.
Immer bei großen Mengen nahm er diesen Ausdruck: Gotteszahl Schmetterlinge, Gotteszahl Sterne, Gotteszahl Regenwürmer. Unser Sohn kennt Gott als den Allergrößten; darum nennt er eine unvorstellbare große Zahl Gotteszahl. Damit geht für ihn jede Rechnung auf - wer weiß wie lange noch.
Mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit sagte er das. Während sich seine Brüder abmühen, richtig zu zählen, bis ihnen die Luft oder Lust ausgeht, sagt er schlicht Gotteszahl. Ich wünsche, dass Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, jede Rechnung aufgeht, weil Sie spüren, dass der Unendliche, den wir Gott nennen, an Ihrer Seite ist. Ihnen eine behütete Zeit: Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus C. Maiwald aus Meitingen
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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