„Wir haben es geschafft!“ - Freie Wähler feiern „gigantischen Erfolg für die Region“ – landespolitische Enttäuschung bleibt
Sie mussten sich heftigste Kritik gefallen lassen, als die Freien Wähler in der Region zu Beginn des Jahres 2014 gegen Planungen der Bundesnetzagentur mobil machten. Auf bis zu 80 Meter hohen Masten von der Breite einer sechsspurigen Autobahn sollte Gleichstrom aus Mitteldeutschland nach Meitingen im Landkreis Augsburg gebracht werden, wo auf der Fläche von dreißig Fußballfeldern eine riesige Konverterstation errichtet werden sollte. Mehr als 22 000 Unterschriften hatten die Parteifreien damals in der Region und darüber hinaus zu einer Massenpetition eingesammelt, die FW-Bezirksvize Fabian Mehring auf den Weg gebrachte hatte. Zu einer Massenkundgebung in der Meitinger Gemeindehalle, für die Mehring sogar FW-Bundeschef Hubert Aiwanger an den Lech holen konnte, waren fast 1000 Bürger gekommen, die gegen das umstrittene Milliardenprojekt demonstrierten. Ein Protest, der anschließend von hunderten Bürgerinitiativen in ganz Bayern fortgeführt wurde, denen sich unterdessen fast 100 000 Menschen angeschlossen haben.
Was danach passierte bezeichnet Initiator Mehring heute als einen „bemerkenswerten politischen Dominoeffekt“. „Nachdem wir ein halbes Jahr lang aus allen Richtungen Kritik einstecken mussten, haben sich mittlerweile fast alle Politiker in der Region, bis hin zum Bayerischen Ministerpräsidenten, unserer Meinung angeschlossen“, so Mehring. Dies sei nur möglich gewesen, so der Fraktionsvize der Parteifreien im Augsburger Kreistag weiter, weil sich unzählige Menschen mit viel Mut und Einsatz in den Bürgerinitiativen gegen die „Monstertrassen“ engagiert hätten und wichtige Aufklärungsarbeit leisten konnten. „Nur so konnte jeden Tag ein wenig klarer werden, dass es sich bei den geplanten Leitungen um eine Subvention für den Braunkohlebergbau in Ostdeutschland handelt, bei denen die Bürger über das Netzentgelt eine Trasse bezahlen sollen, die für die Energieversorgung Bayerns nicht gebraucht wird sondern Exportgewinne für die Energieriesen im Ausland ermöglichen soll“, fasst Mehring seine wesentlichen Argumente noch einmal zusammen.
Seit gestern ist nun klar, dass sich all jenes Engagement nachhaltig gelohnt hat.
Ausschlaggebend dafür ist ein Beschluss der Bundespolitik, der nicht nur die unterirdische Verlegung der umstrittenen Kabel festlegt, sondern auch neue Endpunkte für die geplanten Leitungen definiert. Demzufolge endet die viel diskutierte „Süd-Ost-Passage“ nun am Atomkraftwerk in Landshut. „Damit ist endlich auch die Variante eines Endpunkts in Gundremmingen vom Tisch, die besonders empfindliche Bereiche des Landkreises Dillingen durchschnitten hätten, wo man durch die aktuelle Flutpolderdebatte bereits genug Diskussionen auszuhalten hat“, freut sich Johann Häusler, der Heimatabgeordnete im Bayerischen Landtag, mit Mehring. Dabei, so Häusler weiter, könnte man die Tragweite dieses politischen Erfolgs aus regionaler Sicht gar nicht groß genug einschätzen. Häusler: „Durch den gigantischen Flächenbedarf für den Konverter wäre im Falle eines Endpunktes in Meitingen die dynamische Entwicklung der Kommune im Handstreich beendet gewesen. Bei einem Endpunkt in Gundremmingen wäre der Landkreis Dillingen von einer milliardenschweren Baumaßnahme durchzogen worden, deren Nutzen noch immer nicht nachgewiesen werden konnte. Sobald der Umstieg auf erneuerbare Energien gelungen wäre, hätten wir es vielleicht mit einer der größten Bauruinen der Bundesrepublik zu tun gehabt. Dass wir diesen Irrsinn von unserer Heimat fernhalten konnten, gehört zu den größten Erfolgen in der Geschichte der Freien Wähler“.
Bei aller Freude über einen „historischen Erfolg für die Region“, bleibt sowohl bei Häusler als auch bei Mehring ein Beigeschmack.
„Durch die Verlagerung des Projektes nach Niederbayern wird es nicht sinnvoller. Wir haben uns deshalb nie an Argumentationen nach dem St.-Florians-Prinzip beteiligt. Unsere Argumente gelten deshalb auch für die jetzt geplante Trasse nach Landshut unvermindert“, erklärt Mehring. Umso mehr freut sich auch Landeparlamentarier Häusler darüber, dass „dieser Kelch an unserer Region vorübergeht“, will jedoch nicht müde werden, sich im Bayerischen Landtag dafür stark zu machen, dass das umstrittene Projekt „beerdigt statt verlagert“ wird.
Bürgerreporter:in:Kathrin Zander aus Meitingen |
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