Lesung in der Ruine
Es ist Sonntag, der 26.April.
Lesungstag.
Und der Verlag Torsten Low ist eingeladen in die "Ruine" auf dem Ziegenberg in Hohenstein-Ernstthal.
Ich erschrecke, als ich den Lesungsort von aussen sehe:
Ein altes Fachwerkhaus, zu den ältesten Häusern der Stadt gehörend, seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben.
Doch die Adresse stimmt. Hier findet meine Lesung statt.
Ein sympathisch wirkender, junger Mann mit langen Haaren und Kilt kommte barfuß auf mich zu. Das muß er sein, der Künstler Michael Sonntag.
Wir begrüßen uns herzlich, dann trete ich in die Ruine ein.
Ja, es ist eine Ruine. Gleich rechts neben dem Eingang liegt ein Schutthaufen, die Stufen der Treppe sind ausgetreten und knarren laut. Teelichter säumen die Treppenstufen und geleiten uns ins Obergeschoß. Auch hier unverputzte Wände, aus denen verrottendes Fachwerk hervorlugt. Die Holzdielen ächzen und biegen sich bei jedem Schritt.
Doch neben all dem Verfall sticht eines sofort ins Auge: Die Bilder.
Michael hat die Ausstellung der Glasgravuren hängen lassen. Neugierig beschaue in ins Glas geritzte Aktzeichnungen und Comicmotive.
Dann baue ich meine Lesungsecke auf.
Wenig später ist es soweit, insgesamt sieben Besucher haben sich zu der Lesung eingefunden und lauschen gebannt.
Bei der ersten Geschichte muß ich stocken und unwillkürlich grinsen.
Denn im "Lied des Barden" heißt es doch tatsächlich:
Warum der begnadete Barde in dieser heruntergekommenen Taverne im Nirgendwo seine Kunst an ignorante Tölpel verschwendete? Er hatte hier weder Geld noch Ruhm noch Verständnis zu erwarten!"
Nun, zumindest das mit dem "weder Geld noch Ruhm" traf wohl zu.
Während meiner Erzählungen verschwand urplötzlich der Veranstalter, um mir wenig später ein rostiges Schwert mit dem Spruch "ich habs gefunden" in die Hand zu drücken.
Alles in allem war diese Lesung zumindest für mich eine der interessantesten Lesungen seit langem. Das Ambiente, auch wenn es manchen Anwesenden als zu heruntergekommen erschienen sein mag, passte hervorragend zu meiner Lichtbringer-Lesung. Auch wenn ich mir mehr Gäste (und auch mehr Platz für Zuhörer) gewünscht hätte - war doch der Raum mit 7 Besuchern plus Vortragenden schon recht ausgefüllt.
Und so bleibt mir nur, mich auf die nächste Lesung zu freuen, die wohl - wenn der Veranstalter Michael Sonntag Wort hält - zu Pfingsten auf dem WGT in Leipzig stattfinden wird.
Bürgerreporter:in:Torsten Low aus Meitingen |
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