Hitlerjunge Salomon - Zeitzeuge Sally Perel an der Realschule Meitingen

Er war der „Hitlerjunge Salomon“. Bei einer Veranstaltung an der Dr.-Max-Josef-Metzger-Schule am 19. März 2019 gibt Sally Perel Einblick in seine außergewöhnliche Biografie. Als jüdischer Junge hatte er den Holocaust in einer Nazi-Kaderschmiede überlebt. Getarnt in der Uniform seiner Feinde und ständig in Todesangst, entdeckt zu werden.
164 Zehntklässler folgen gebannt dem Vortrag des 93-Jährigen, der in Israel lebt und mit fester Stimme sagt: „Noch heute habe ich ein Stück des Hitlerjungen in mir- damit muss ich bis zu meinem letzten Tag leben.“

Sally Perel wird 1925 in Niedersachsen als Kind einer jüdischen Rabbinerfamilie geboren. 1935 emigriert die Familie nach Polen. Als die Nationalsozialisten in Lodz ein Ghetto errichten, schicken die Eltern Sally mit seinem Bruder Richtung Osten. Er wird seine Eltern nie wiedersehen. Nahe Minsk lebt er fortan in einem Kinderheim. Als das Kinderheim angegriffen wird, vergräbt Sally seinen Ausweis und gibt sich der Wehrmacht gegenüber als Volksdeutscher aus. „Ein kluger Mann sagte einmal: Wenn die Wahrheit dich töten will, lüge.“
Mit dieser Lüge lebt Sally vier Jahre in einer Eliteschule für den Führungsnachwuchs der Nazis als Hitlerjunge in Braunschweig, immer in panischer Angst, entdeckt zu werden. „Mein Name war nun Josef und nicht in meiner kühnsten Fantasie ahnte ich, dass mich diese aufgezwungene Lüge in wenigen Monaten zu einem begeisterten Hitlerjungen machen würde.“ Er beschreibt seine Seele als zerrissen zwischen Juden- und Nazitum und führt weiter aus: „Ich habe den Massenmord meiner Glaubensbrüder nicht unter ihnen erlebt. Ich überlebte ihn unter den Nazis. Versteckt unter der Haut des Feindes. Während im selben Moment andere Juden in den Konzentrationslagern vergast wurden und 1,5 Millionen jüdische Kinder verbrannt, schrie ich begeistert ‚Es lebe der Sieg’“.
Erst vierzig Jahre später schreibt er seine Autobiografie „Ich bin der Hitlerjunge Salomon“, die 1990 verfilmt und mit dem Golden Globe ausgezeichnet wird. Denn „Zeitzeugen sind die besten Geschichtslehrer.“

„Ab jetzt seid auch ihr Zeitzeugen“, sagt Sally Perel eindringlich zu den anwesenden Schülern, die den ganzen Vortrag vollkommen gebannt verfolgt haben und im Anschluss knapp 100 signierte Bücher erwerben. „Ihr habt es noch gehört aus erster Quelle. Bitte überliefert diese Wahrheit weiter. Diese Wahrheit muss wachgehalten werden, bis in die letzte Generation. Damit möchte ich euch beauftragen.“

Bürgerreporter:in:

Christine Weinl aus Meitingen

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