Geheiligt werde Dein Name!
Lieber Leserin, lieber Leser,
kurz zuvor hatte ich meine neue Pfarrstelle angetreten.
Ich kannte mich noch gar nicht richtig aus. “Herr Pfarrer, da ist doch ein Sitz im Kirchenvorstand freigeworden. Wir sollten möglichst schnell jemanden nach wählen. Haben Sie eine Idee?” Ich dachte nach. “In der Kirche sitzt in der dritten Reihe links immer ein Ehepaar. Wäre der Mann nicht was?” Ich stockte. Ablehnung stand in den Gesichtern der Kirchenvorsteher. Fragend blickte ich im Kreis herum. Herr P preschte vor: “Sie meinen K, Herr Pfarrer. Eigentlich ganz ordentlich - er und seine Frau.” “Aber?” “Aber seine Kinder!” Und dann zog einer nach dem anderen vom Leder: Hannebüchene Geschichten über diese Bande. Das Fazit: “Unmöglich, K kommt nicht in Frage.”
Vorsichtig hörte ich mich um - überall dasselbe Bild. Allein die Nennung von K und schon gingen die Beschimpfungen los. Der schlechte Ruf der Kinder hatte den Namen des eigentlich redlichen Vaters verdorben.
“Ich kann an den Gott der Christen nicht glauben, weil mir die Christen zu wenig erlöst aussehen.” So Worte Nietzsches. Er beurteilt Gott nach seinen Verehrern. Er misst den Vater an seinen Kindern. Nietzsche allein? So auch unsere Zeitgenossen. Irgendwie ja auch logisch. Niemand von uns hat bisher Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen. Aber uns, seine Kinder, können die Menschen sehen - und zwar tagtäglich, im Alltag, ohne Heiligenschein. Von uns schließen sie auf unseren himmlischen Vater.
Deswegen zielt ja die Vaterunserbitte “Geheiligt werde Dein Name!” auf unseren Lebenswandel. Wenn ich als Christ Angst habe vor morgen, wenn ich lüge, ehebreche, neide raffe, wenn ich wenig erlöst aussehe, dann fällt es auf meinen Vater im Himmel zurück. Dieser Rückschluß ist logisch und, ich denke, legitim:
Was bedeutet eine frohe Botschaft, wenn sie sich nicht im wirklichen Leben auswirkt?
Wenn die Christen zwar von Liebe reden, aber sie nicht leben. Wenn wir Christen von Versöhnung reden, aber sie selber nicht fertigbringt.
“Geheiligt werde Dein Name!”
Wo geschieht das - und zwar sichtbar und unsichtbar? Denn Glauben hat immer zwei Seiten - eine innere und eine äußere.
Was heißt das?
Glaube geschieht dort, wo ich Gott vertraue und den anderen Menschen als Bruder oder Schwester annehme.
So einfach ist das und doch so schwer.
Wie sagt es uns Martin Luther?
“..wo das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird und wir auch heilig als die Kinder Gottes danach leben. Dazu hilf uns, lieber Vater im Himmel!”
Ja, dazu helfe uns Gott.
Ich wünsche Ihnen eine behütete Zeit und freue mich, wenn die Menschen auch bei Ihnen Geborgenheit erleben: Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus C. Maiwald aus Meitingen
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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