Eine Mama für die Zigeunerkinder - „Anni Gross aus Meitingen-Ostendorf“
Kein Thema ist aktueller als dieses. Nicht nur in Deutschland ist Integration ein Schlagwort. Anni Gross (57) unterstützt seit dem Jahr 2000 die Pfarrei Kémes und die Szent Márton Caritas Stiftung. Pfarrer Jozsef Lanko, bei den Kindern „Popa“ genannt, wie es in der Zigeunersprache heißt, ist glücklich über die Hilfe aus dem Donauraum. Einmal im Jahr besucht Anni Gross diese Region.
Die „Stiftung Szent Márton Caritas“ wurde im Frühling 2000 gegründet und unterstützt u. a. benachteiligte Zigeunerkinder. Die Pfarrei „Kémes“ liegt im Süden von Ungarn, an der Kroatischen Grenze. Zu Kémes (ca. 600 Einwohner) gehören noch acht Dörfer mit einer Einwohnerzahl von 100 – 600 Personen. Weitere sieben Dörfer unter dieser Stiftung betreut der Gemeindereferent und Sozialhelfer „Ferenz Varda“. Bei einem Praktikum von „Ferenz Varda“in der Pfarrei St. Jakobus in Gersthofen, bei der Anni Gross aus Meitingen-Ostendorf als Mesnerin arbeitet, hat sie Ferenz Varda“ und die Nöte der Zigeunerkinder kennengelernt.
Im Rahmen dieser Stiftung hat sie es sich dann zur Aufgabe gemacht, jährlich einen Hilfstransport in die Region zu organisieren. Gemeinsam mit Gerda und Otto Drüssler sammeln sie das Jahr über Nutzgüter und Spenden um die größte Not zu lindern. Wichtig ist die Hilfe zur Selbsthilfe, jedoch es fehlt an allem. Frau Gross hat selbst Familie, Kinder und Enkelkinder und sie kann die Erleichterung sehen und die Freude spüren sagt sie, wenn sie persönlich den herzlichen Dank der Menschen entgegennehmen darf.
In den Jahren um 1940 war es ein ziemlich reiches Gebiet in Ungarn. Die Zigeuner lebten jedoch noch im Wald in kleinen Hütten. Sie lernten nichts und hatten wenige Kontakte mit den Leuten. Sie hatten keine offizielle Arbeit und bildeten ihre eigene Welt mit ihrer eigenen Sprache, eigene Tradition und eigene Kultur. Die Zigeuner mussten den Wald verlassen und wurden vom Staat in Dörfer umgesiedelt. Die Integration ist bis heute nicht abgeschlossen und ungerechte Vorurteile sind an der Tagesordnung. Unter dem Kommunismus hatten auch die Zigeuner in den LPGs Arbeit bekommen. Nach der Wende sind diese LPGs zu Grunde gegangen und die Leute haben ihre Arbeit verloren. Es gibt Dörfer mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 90%.
Das Ziel der Stiftung ist die Förderung der gesellschaftlichen Chancengleichheit, der am Rande der Gesellschaft lebenden Gruppen der Zigeuner. Den Einwohnern der Region sollen soziale, gesundheitsfördernde und kulturelle Hilfe angeboten werden, wie Volksküche, Naturalspenden in Krisensituationen, seelische Unterstützung usw. Es gibt fahrende Rechts- und Sozialberatungsdienste und vor allem Zigeunerjugendlichen soll durch alternative Ausbildungs- und Lernhilfeprogramme geholfen werden, mit Nachmittagsschulen, Nachhilfeunterricht, Kinder- und Jugendklubs usw. Es werden Verbindungen hergestellt und aufrechterhalten zwischen den Familien der Kinder und den Ausbildungsstätten und Hilfsinstitutionen.
Viele Kinder wachsen ohne Eltern und ohne Vorbilder auf.
Die Eltern kümmern sich oft wenig um ihre Kinder. Auch können sie den Kindern bei den Hausaufgaben nicht helfen, da sie selbst nur 3 oder 4 Klassen besucht haben. Für Nachhilfeunterricht ist kein Geld vorhanden. Ein Familienvater bringt 90,00 € im Monat nach Hause. Bei der einzigen Arbeitsmöglichkeit der der Saison (Harte Arbeit, wenig Geld),
werden sie meistens sehr ausgenutzt.
Sehr viele Menschen sind seelisch und moralisch zerbrochen.
Der Glauben an sich scheint den erwachsenen Mitgliedern der Familie abhanden gekommen zu sein. Den Glauben an Gott jedoch keinesfalls, wie die zahlreichen Bilder von Jesus und Maria an den Wänden der Zimmer beweisen.
Bürgerreporter:in:Hildegard Steiner aus Meitingen |
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