Ein Krippenmuseum bleibt das Ziel
Ausstellung. Mit der diesjährigen Krippenausstellung untermauert der Freundeskreis Kloster Thierhaupten seine Vision eines eigenen Krippenmuseums. Zahlreiche „Krippenfreunde“ arbeiten seit Monaten mit dem geschenkten Krippenschatz der Familie Reiter aus Erlingen und werden ganz besondere „Highlights“ präsentieren
Von Claus Braun
Thierhaupten. 386 Weihnachtskrippen hat der Freundeskreis des Klosters Thierhaupten vor zwei Jahren aus einer Privatschenkung der Familie Reiter aus dem benachbarten Erlingen erhalten. Ganz besondere Schmuckstücke werden nun bald der Öffentlichkeit vorgestellt.
Heiß war der Sommer dieses Jahres, sehr heiß sogar! Während viele Menschen Erfrischung in Freibädern und Badeseen suchten, schleppten Mitglieder des Freundeskreises Thierhaupten zahlreiche Krippen vom Zwischenlager in der Grund-und Mittelschule zum ehemaligen Kloster. 94 Stufen vom Parkplatz in der Busschleife hinauf in das Lager in ehemaligen Klassenzimmern, wo noch vor wenigen Jahren Kinder und Jugendliche Mathe, Bio oder Deutsch gepaukt hatten. Und 94 Stufen wieder hinab, mit oft massiven Aufbauten und schweren Krippenställen. „Schweißtreibend war`s“ erinnert sich Willi Kraus, doch mit viel Man-Power und einem guten Zusammenhalt haben wir diese schwere Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes gestemmt, sagt der engagierte Architekt.
Zu der Zeit, als die ersten Lebkuchen und Schokoladennikoläuse in den Supermärkten zum Kauf angeboten wurden und sich noch viele Konsumenten strikt dem Kauf dieser verführerischen vorweihnachtlichen Angebote verweigerten, hatte sich in Thierhaupten ferner längst ein Arbeitskreis mit rund 30 Menschen konstituiert, der durch die geplante Ausstellung einen Einblick in den geschenkten Krippenschatz gewähren möchte.
„Durch unsere diesjährige Ausstellung wollen wir Besuchern und Interessierten einen Vorgeschmack bieten, was hier in Thierhaupten rund um die Krippen entstehen kann“, sagt Fritz Hölzl, der seit über 30 Jahren den Freundeskreis als 1. Vorsitzender leitet. „Und, wir halten an einem Krippenmuseum fest!“ Hölzl spielt mit dieser Forderung darauf an, dass die fortgeschrittenen Planungen durch eine Nichtberücksichtigung im Rahmen der EFRE-Förderung (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) heuer im Frühjahr einen herben Dämpfer erhalten haben (AZ berichtete).
Schon lange ist Hölzl klar und dies wurde ihm in den letzten Wochen immer wieder bewusst, dass ein Krippenmuseum auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. „Mit Ehrenamt alleine geht das nicht“, hofft Hölzl auf finanzielle und personelle Unterstützung von vielerlei Seiten!
Was den früheren Bürgermeister dennoch positiv stimmt ist der Fortschritt der Arbeiten an der diesjährigen Ausstellung. „Wir zeigen Highlights und absolute Hin-gucker aus den großen und prächtigen Landschaftsgruppen, die bislang noch nicht öffentlich gezeigt wurden“, macht Hölzl neugierig. „Unsere Besucher dürfen sich zum Beispiel auf seltene und wertvolle neapolitanische, orientalische und alpenländische Darstellungen freuen, die nach Ausstellungsende Eins zu Eins in das spätere Museum übernommen werden sollen!“
Verantwortlich für den Fortschritt sind eine Vielzahl von ehrenamtlich tätigen Männern und Frauen. Hölzls Augen funkeln förmlich, wenn er vom Fleiß und Engagement seiner Mitglieder spricht. So malen und gestalten zum Beispiel die Thierhauptener Künstler Sofie Weber und Wolfgang Klaus die Hintergrundbilder, Xaver Meir sägt und zimmert Holzplatten, Fanny Kienberger reinigt, flickt und schneidert Kleider der Figuren, Andreas von Mühldorfer verlegt Stromleitungen und setzt die Darstellungen mit bunten Beleuchtungslämpchen ins rechte Licht und Barbara Groer und Cilly Urban basteln aus tannengrünen Plakatkarton, Draht und Lindenholz nahezu originalgetreue Palmen zur Verschönerung und Ausgestaltung der Krippenlandschaften.
Zudem erhalten die Klosterfreunde von außen und durch absolute Fachkräfte wertvolle Hilfe. Schon lange bevor die Familie Reiter die Krippen nach Thierhaupten in Obhut begab, hatte Alois Spaderna aus Erlingen mit dem über viele Jahre angesammelten Krippenschatz schon Bekanntschaft gemacht. „Ich war der Familie Reiter mit ihren Krippen gerne behilflich, da ich seit Renteneintritt eine echte Liebe zu Krippen entdeckt hatte“, so der 77-jährige, der zudem seit vielen Jahren als Mitglied des Krippenvereins Jettingen Erfahrungen gesammelt hat. So weiß Spaderna, welche Figuren zu welchen Darstellungen gehören und hat zudem den Thierhauptenern den „Kniff“ mit dem Basteln der Palmen „verraten“.
Auch schon seit Wochen ist Horst Geppert am Werk. Als Restaurator, der freiberuflich und auch im Angestelltenverhältnis für den Bezirk Schwaben in der Abtei in Oberschönenfeld arbeitet, bringt er fachmännisch meist mit feinen Pinsel vielerlei bunte Gouache-Farben an beschädigten Stellen an Figuren und Krippenarchitekturen an. „Die meisten Schadstellen befinden sich an der Fassung (Bemalung – Anm. der Red.) der Objekte, die ich behutsam restauriere und konserviere“, so der hochkonzentrierte Fachmann. Wieder ein echtes Schmuckstück ist nach der Arbeit von Geppert auch der opulente Elefant aus der großen neapolitanischen Krippendarstellung mit prächtig gekleideten Figuren und typisch gewöhnlichen Alltagsszenen der bekannten Italienerin Angela Tripi geworden, die den Ausstellungsraum im ehemaligen Refektorium am meisten in Beschlag nimmt und vielleicht das Herzstück der Schau sein wird.
An jedem Tag, an dem die Ausstellung durch einen nicht mehr aufzuhaltenden Kreativprozess der Freundeskreismitglieder mehr und mehr der Vollendung zusteuert, steigt die Vorfreude von Klosterfreunde-Chef Fritz Hölzl. Auch wenn er weiß, dass seinem Verein in Punkto Krippenmuseum noch eine heiße, ja vielleicht sogar sehr heiße Zukunft bevorsteht! Doch die Vision und Zielsetzung eines Krippenmuseums für Thierhaupten, den Landkreis Augsburg und die gesamte Region bleibt zusammen mit den „Krippenfreunden aus Thierhaupten“ eine ernstzunehmende Zukunftsaufgabe für politisch Verantwortliche und Geldgebern.
Info
Öffnungszeiten der Krippenausstellung:
Zum Engerlmarkt am 28. + 29. November und 5. + 6. Dezember bis jeweils 20 Uhr; die weiteren Sonntage im Dezember und am 6. Januar 2016 von 14 bis 17 Uhr. Weiter bis zum 2. Februar 2016 jederzeit nach vorheriger Anmeldung bei Fritz Hölzl, Telefon (08271) 3418. – Der Eintritt kostet 2 €, Kinder sind frei. Ort: Refektorium im Konventgebäude des Klosters.
Begleitend zur Ausstellung findet an den vier Tagen während des Engerlmarktes in der ehemaligen Klosterküche eine Vorlesung der Weihnachtsgeschichte für Kinder ab fünf Jahren statt. Beginn jeweils um 18.30 Uhr.
Bürgerreporter:in:Claus Braun aus Thierhaupten |
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