Ein Gitarrenkonzert der leisen Klänge – Stefan Barcsay in der Johanneskirche in Meitingen
Bei seiner Vorstellung seiner neuen CD „ Stefan Barcsay – Silent Mountain“ gab Barcsay auf Einladung von Pfarrer Markus Maiwald auch ein Konzert in der Johanneskirche in Meitingen. Seit langem das erste Wochenende mit strahlendem Sonnenschein und das WM – Spiel Deutschland gegen England zog es die breite Masse vor die Fernseher oder an die Baggerseen. Dennoch, der virtuose Augsburger Gitarrist Stefan Barcsay musste nicht vor leeren Bänken spielen, denn jene die ihre Prioritäten einer klangfarbenen Gitarre schenken wollten, sie wurden dafür regelrecht belohnt.
Stefan Barcsay gehört zu jenen Künstlern und Pädagogen die nicht ruhig auf ihrem Level ausharren sondern sich und somit auch ihre Schüler weiter entwickeln wollen. Einen großen Profit hat hier die Krumbacher Berufsfachschule für Musik, dessen Trägerschaft der Bezirk Schwaben inne hat. Barcsay verbrachte letzten Winter viele Wochen in einem Augsburger Tonstudio um seine neue Solo – CD „Silent Mountain“ aufzunehmen. Wer nun diesen digitalen Hörgenuss noch nicht hören konnte, oder aber ihn live hören mochte, der kam nach Meitingen in die Johanniskirche.
Nach dem Pfarrer Markus Maiwald Gäste und Solisten begrüßte, stellte sich Barcsay mit kurzen Worten vor und vor allem sein erstes Stück von dem spanischen Komponisten Fernando Sor (1778 – 1839). Das Stück „Le Calme op. 50 (Caprice) stimmte schon gleich zu Beginn auf den einfühlsamen Kontakt Barcsays zu seiner Gitarre ein. Dazu passend waren dann auch die Worte von Pfarrer Maiwald über den Vergleich mit dem Hirten. Barcsays Gitarrenspiel konnte man durchaus zum Vergleich sehen, das eine Form von Geborgenheit wieder gab.
Mit den Stücken „Cancion de cuna“, Ojos brujos“ und „Viaje a la Semilla“ wechselte der Solist zu dem neuzeitlichen kubanischen Komponisten Leo Brower (*1939). Und das Barcsay auch mit der kubanischen Musik und Gitarrentechnik eng vertraut ist, dies konnte er auch live unter Beweis stellen. Vor allem auch im letzteren Stück, das so viel heißt wie „Reise zu den Wurzeln“ kam deren Bedeutung vollends zum Ausdruck. Passend dazu fand auch Pfarrer Maiwald im Anschluss den passenden Dialog. Der Rückblick zu den Wurzeln der Kindheit, dem Spaziergang am Lech, vorbei an einem Baum, eine Kindheit, Wurzeln die ihn geprägt haben.
Mit dem Komponisten Francisko Tarrega (1852 – 1909) kehrte Barcsay wieder nach Spanien zurück. „Lagrima“, was auf Deutsch so viel heißt wie „die Träne“, die Mazurka „Adelita“ und die Serenata „Capricho Arabe“ wurden ebenso zu einem wundervollen Hörgenuss. Der Solist verstand es immer wieder sich mit den Stücken und deren Komponisten in einen Einklang zu bringen, so das Tarrega sehr stolz auf ihn gewesen wäre, hätte er diesem Konzert beiwohnen können. Zurückblickend war auch wieder Pfarrer Maiwalds Dialog was die Erinnerung der Gefühle anbelangte.
Zwar war die Gitarre nie ein chinesisches Instrument, wie Barcsay es nochmals erklärte, doch verbrachte der chinesische Gitarrenkomponist Qu Xiao-Song (*1952) viele Jahre seines Lebens in Amerika. Aus einer Art Verzweiflung heraus, dem Schweigen in sich, schrieb er das Stück „Ji“, die Stille. „Ji 3“ schreib er 1994 für Sologitarre und unterstrich mit dem Untertitel „Silent Mountain“ nochmals den „Schweigenden Berg“. Schloss man bei diesem Lied die Augen, so konnte man sich in ein Stück China versetzt fühlen. Auch hier hat sich Stefan Barcsay in jenes Gefühl des Komponisten hinein versetzt als er dieses Stück geschrieben hatte.
Mit „Etuide Nr 8“, „Prélude 3“ einer Hymne an Bach und dem Promenadenspaziergang „Prélude 5“ des brasilianischen Komponisten und Gitarristen Heitor Villa-Lobos (1887 – 1959)endete ein wundervoller klangvoller sonntäglicher Spätnachmittag. Das von draußen in den Kirchensaal dringende Hupen und Trompeten der Fußballanhänger nach einem 4 : 1 –Sieg schien nicht mal störend zu wirken, es schien als würde in mit dazu gehören, denn wie Barcsay meinte, auch der Klang der Gitarre, diese Kompositionen haben leise und laute Töne, oder wie es Pfarrer Maiwald ausdrückte, wie im Leben, unserer Zeit das Laute in die Stille einbrechen kann.
Wer sich dieses Konzert nun entgehen lassen musste, der findet bestimmt auf der Homepage des Gitarrensolisten unter http://www.stefan-barcsay.de/termine2010.html eine andere und weitere Gelegenheit.
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