Engpass bei Medikamenten
Sicherstellung der Versorgung von Medikamenten
Meitingen. Bereits vor dem Jahreswechsel 2022/2023 schlugen Hausärzte aus den Land-kreisen Dillingen und Augsburg Alarm beim Landtagsabgeordneten Dr. Fabian Mehring um ihm ihre Sorge mitzuteilen: Zahlreiche, darunter auch lebenswichtige Medikamente waren vergriffen und konnten von den Apotheken in der Gegend nicht mehr beschafft werden konn-ten, befürchteten die Mediziner. Ihre Patienten konnten schon vor den Weihnachtsfeiertagen nicht angemessen versorgt werden, ein für Ärzte und Krankheitsbetroffene unvertretbarer Zustand. Der Meitinger FW Landtagsabgeordnete Dr. Fabian Mehring nutzte jedoch seinen Kontakt zu Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek um sich mit ihm im Dialog über diese unzumutbare Lage zu besprechen. Somit gelang es mit dem Großhandelzentren Um-verteilungen innerhalb Bayerns und dessen Task-Force im Gesundheitsministerium, die Ver-sorgung während der Feiertage nach Kräften zu stabilisieren.
„Dauerhaft gelöst ist das Problem damit allerdings nicht. Explodierende Energiekosten, gras-sierender Fachkräftemangel und die über Jahrzehnte betriebene Verlagerung der Produktion jenseits der EU sind strukturelle Probleme, die immer neue Versorgungslücken provozieren“, befürchtet Mehring. Auch die von Bundesminister Karl Lauterbach ab Februar für drei Mona-te ausgesetzten Festbeträge ändern daran in den Augen von Mehring nichts: „Diese Sofort-maßnahme“, so Mehring, „ist richtig und wird kurzfristig helfen, löst die strukturellen Proble-me aber nicht. In drei Monaten sind wir dann so klug wie zuvor. Deshalb müssen wir zeit-gleich grundsätzlichere Maßnahmen auf Weg bringen, um weiteres Marktversagen zu ver-hindern, unabhängiger von Importen zu werden und die Versorgung dauerhaft sicherstellen zu können“, fordert Mehring. Deshalb traf sich der Meitinger Landespolitiker mit Sebastian Riesinger, der kürzlich die Apotheken in Meitingen, Dillingen und Wertingen von seinem Vor-gänger Heinrich Klimesch übernommen hat, um die Lage zu analysieren und konkrete Vor-schläge zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten.
Im Zuge dessen bestätigte der Pharmazeut Mehrings Eindruck und betonte, dass trotz aller Bemühungen sich die Situation immer mehr zu spitzt. Wir mischen beispielsweise Fiebersäf-te vor Ort selbst, weil sie nicht mehr lieferbar sind“, so Riesinger. Er berichtete Mehring, dass diverse Wirkstoffe derzeit kaum oder nicht auf dem Markt verfügbar sind und durch andere Präparate ersetzt werden müssen. Das ist laut Riesinger jedoch nicht in allen Fällen möglich: „Manche Medikamente, etwa für herzkranke Patienten, können nicht ohne Weiteres durch andere Wirkstoffe ersetzt werden. Wenn solche Präparate ausgehen, kann deren unvermit-telte Absetzung schlimmstenfalls bis zum Tod führen. Bei bestimmten dauerhaften Medika-tionen drohen zudem gesundheitliche Schäden, wenn sie mangels Verfügbarkeit vorüberge-hend ausgesetzt werden müssen. Im Bereich der Antibiotika muss außerdem oft unnötig breit angesetzt werden, weil spezifischere Wirkstoffe gerade nicht verfügbar sind“, macht Riesinger die Brisanz der Lage deutlich.
Insbesondere verschiedene Antibiotika sowie Medikamente für Kinder sind laut dem Apothe-ker derzeit kaum zu bekommen. „Das hat bereits über Weihnachten zu vermeidbaren Kran-kenhauseinweisungen geführt, weil Behandlungen Zuhause mangels Medikamente nicht möglich waren“, äußert sich Riesinger besorgt. Entspannt sich die Situation nicht, befürchtet Riesinger gravierende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem: „Unser System beruht auf verfügbaren Medikamenten zur Anwendung Zuhause. Bricht dies durch einen Mangel an Ar-zneimitteln weg, landen die Menschen unweigerlich in unseren Krankenhäusern und es wird erneut zu einer Überlastung unseres Gesundheitssystems kommen“, sorgt sich Riesinger.
Beim Gespräch in der Meitinger Rathaus-Apotheke formulierten Riesinger und Mehring deshalb konkrete Vorschläge, die der FW-Politiker bei Gesundheitsminister Klaus Holetschek einspeisen will. Kurzfristig steht dabei die Preisbildung im Zusammenspiel zwi-schen Produzenten, Großhandel und Apotheken im Fokus, bei denen auch Bundesgesund-heitsminister Karl Lauterbach ansetzt. Mehring kann sich zusätzlich vorstellen, Verträge zwi-schen Krankenkassen und Herstellern zukünftig anders zu gestalten: „Sich über Rabattver-träge an die je günstigsten Anbieter zu binden, macht in einer Mangellage keinen Sinn“, wirbt Mehring für ein Ende dieser Systematik.
Dauerhaft sieht der FW-Politiker den Ausweg aus den Engpässen bei Arzneimitteln aber nur in der Rückverlagerung ihrer Produktion nach Europa: „Uns fällt auf die Füße, dass größte Teile der Produktion zuletzt in Billiglohnländer mit geringen Energiepreisen verlagert wurden. Bei Medikamenten geht es aber sprichwörtlich um Leben und Tod. Auch wenn dies freilich teurer ist, müssen wir die Versorgung der Menschen in unserer Heimat deshalb selbst ge-währleisten können, statt unsere Gesundheit vom Import von Medikamenten aus anderen Kontinenten abhängig zu machen“, wirbt Mehring für eine europäische Initiative für die Pro-duktion von wichtigen Medikamenten in Europa und kann sich dafür sogar ein konzertiertes Förderprogramm auf EU-Ebene vorstellen, um Pharmaunternehmen dafür zu gewinnen.
Bürgerreporter:in:Peter Heider aus Meitingen |
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