Maskerade statt Maiandacht – wo Wassernymphen und Ratschkathln gute Stimmung verbreiten

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Pfarrfasching in Westendorf findet bereits zum 31. Mal statt

Westendorf

„Es hat der Dümmste längst kapiert, wenn der Pfarrer sich maskiert, dann ist das keine Maiandacht – nein: Das ist die Westendorfer Fasenacht!“ Mit diesen Worten begrüßte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marion Pröll die geistliche und politische Prominenz und die vielen Besucher, die sich auch heuer sehr zahlreich zum Pfarrfasching in Westendorf in der Gaststätte Schmidbaur eingefunden hatten.

Traditionell nimmt der Pfarrfasching ein ganzes Wochenende ein – an drei Tagen stehen die Akteure auf der Bühne und unterhalten das Publikum mit einem abwechslungsreichen, kreativen und kurzweiligen Programm, bei dem Musik-, Tanz- und kabarettistische Einlagen vorgeführt werden. Die Veranstaltung findet jeweils am Freitag- und Samstagabend und am Sonntagnachmittag, der speziell für die Senioren angeboten wird, statt. An den insgesamt 12 Programmpunkten waren 120 Akteure aus der ganzen Pfarrei – also aus Kühlenthal, Ostendorf, Waltershofen und Westendorf – beteiligt. Dabei waren alle Altersklassen vertreten.

"Sing-Salabim"

Gleich zu Beginn hieß es „Sing-Salabim“ und der Westendorfer Schulchor, der heuer zum ersten Mal am Programm mitwirkte, stand auf der Bühne und unterhielt das Publikum mit lustigen und rhythmischen Faschingsliedern. Die über 40 Kinder waren natürlich auch alle verkleidet und gaben ein tolles Bild ab. Genauso fetzig ging es mit den „Kühlenthaler Hipphopp-Kids“ weiter. Die jungen Mädchen zeigten in drei Gruppen ihr tänzerisches Können. Auch beim nächsten Programmpunkt standen viele Akteure im Rampenlicht: Die Westendorfer Ministranten zeigten sich als Wassernymphen, die im neuen Brunnen am Dorfplatz leben, auf den Bühnenbrettern, unterrichteten äußerst unterhaltsam über die aktuellen Vorkommnisse in Westendorf und Umgebung und brachten mit vielen witzigen und kecken Bemerkungen den Saal zum Kochen. Als „Kraftmänner“ absolvierten die Damen der Gymnastikgruppe Ostendorf eine Trainingseinheit. In ihren gestreiften Turnanzügen wuchteten sie „tonnenschwere“ Gewichte in die Höhe, was von den Zuschauern mit reichlich Applaus bedacht wurde und zeigten auch ihre Qualitäten als Boxkämpfer.

Charmant auf die Schippe genommen

Die Ratschkathln nahmen das Dorfgeschehen, den Pfarrer und die Kommunalpolitik gekonnt, pointenreich und charmant auf die Schippe. Sie amüsierten die Zuschauer unter anderem mit besonders pfiffigen und kreativen Vorschlägen und Methoden, um Geld für die Renovierung der Pfarrkirche zusammenzubekommen. Mit dabei – wie immer mit dem ein oder anderen Witz auf den Lippen – war die „Grand Dame“ des Westendorfer Pfarrfaschings, Genoveva Spann, die mit ihren nunmehr 81 Jahren nach wie vor im Dienste der guten Stimmung und des gepflegten Tratsches auf der Bühne steht und vom Pfarrfasching nicht mehr wegzudenken ist.
Mit ihrem Sketch „Die Autofahrt“ griffen zwei Damen der Freiwilligen Feuerwehr Waltershofen das Thema auf, wie schwer es doch den Herren der Schöpfung oft fällt, die Autoschlüssel ihrer Frau zu überlassen. Die Diskussionen, welche es zwischen Fahrerin und Beifahrer gibt, führte zu vielen Lachern im Publikum, ganz offensichtlich, weil hier der Wiedererkennungsfaktor oft gegeben ist. Auf eine musikalische Märchenstunde unter dem Titel „Fressen & gefressen werden“ nahm der Faschingsclub FCKW das Publikum mit und zeigte mit tollem schauspielerischen Können, mit detailverliebten Kostümen und einem ebensolchen Bühnenbild, wie sich die Geschichte vom Rotkäppchen und dem Wolf wirklich zugetragen hat. Untermalt wurde das ganze unter anderem von Liedern der neuen deutschen Welle, was zusammen mit der Märchenhandlung zu unglaublich witzigen Konstellationen führte. Einige Damen vom Frauenbund brachten zu ABBA-Melodien aus dem bekannten Musical „Mamma Mia!“ eine sehr gelungene Choreographie auf die Bühne und entführten die Zuschauer auf eine Reise in die bunte Flower Power Zeit.

Quietschbunt in Aktion

Beim nächsten Programmpunkt „Waltershofer Domgesänge“ legten Clowns als Trio mit Tröten einen im wahrsten Sinne des Wortes „quietschbunten“ Auftritt hin. Mit am Körper befestigten Fahrradhupen wurden bekannte Lieder intoniert und mit reichlich Körpereinsatz begleitet. Sie riefen bei den Zuschauern Begeisterung hervor, als sie musikalisch verkündeten, dass an diesem Abend die gesamte Rechnung der Pfarrer übernehmen würde.
Vor der Himmelstür standen zwei Engel beim Sketch, den die Heimatbühne Westendorf zum Besten gab. Sie standen vor der Problematik, dass ja das ganze Leben aus Warten bestünde und man nun noch sogar hier oben vor der Himmelstüre warten müsse. Im Übrigen würden aus den Engeln aus dem Schwabenland nur in den seltensten Fällen Schutzengel, in den meisten Fällen würden sie eher zu „Putzengeln“ werden, was zu großer Erheiterung bei den Zuschauern führte.

Aber bitte mit Weihrauch

„Die Zugereisten“ brachten es auf den Punkt: Bei dem großen kulinarischen Angebot, das es heute gäbe, wollen sie „Am liebsten bloß einfach Nudla mit Soß“. Auf die Melodie von Udo Jürgens Gute-Laune-Hit „Aber bitte mit Sahne“ kredenzten sie dem Publikum ihren Song „Aber bitte mit Weihrauch“ und beschrieben die Szene bei Weihrauch-Einsatz in der Kirche sehr trefflich und höchst amüsant.
Das gut vierstündige Bühnenprogramm wurde von Pfarrer Andreas Jall, dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung mit dem Sketch „Der kleine Unterschied“ abgerundet. Darin ging es um das Verhalten bei der Getränkebestellung von Männern und Frauen im Restaurant, bei denen sich die Männer nach der Methode „Kurz und knackig“ und die Frauen sehr kreativ präsentierten, was den armen Kellner schier zur Weißglut und die Zuschauer zum Lachen brachte.
Der smarte Moderator Martin Schmid führte charmant und mit viel Witz durch das Programm, das – obgleich alle Akteure Laien sind – von einer bewundernswerten Professionalität war und alle aufgeführten Darbietungen wirkliche Highlights darstellten und das Publikum glänzend unterhielten. An allen drei Tagen übernahm die musikalische Umrahmung die Musikkapelle Westendorf, die mit ihrem bunten Programm für viel Stimmung sorgte und die Zuschauer zu der ein oder anderen Schunkelrunde und sogar zu einer Polonaise durch den ganzen Saal animierte.

Pfarrer Andreas Jall dankt den zahlreichen Helfern und Akteuren

Schirmherr der Veranstaltung, der als Clown verkleidete Pfarrer Andreas Jall, dankte am Ende den Verantwortlichen – allen voran der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Marion Pröll und den Helfern im Hintergrund, ohne deren Einsatz die Abwicklung und Organisation einer solch gelungenen Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre. Außerdem bedankte er sich bei den zahlreichen Akteuren, für die viele Zeit, die in Vorbereitungen und Proben investiert worden war und natürlich auch bei den vielen Besuchern des Pfarrfaschings.

"Mutter aller Pfarrfaschinge"

Eine große Freude war es ihm auch, seinen Vorgänger, Westendorfs ehemaligen Pfarrer Monsignore Karl Kraus begrüßen zu dürfen. Der Initiator des Pfarrfaschings – oder wie Moderator Martin Schmid es ausdrückte – die „Mutter aller Pfarrfaschinge“ war zum Pfarrfasching nach Westendorf gekommen und erlebte – wie auch die Besucher – einen unterhaltsamen und höchst amüsanten Nachmittag.
Der Pfarrfasching 2014 wird den Besuchern und Akteuren als eine fröhliche, bunte und gelungene Gemeinschaftsaktion in Erinnerung bleiben.

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Zwerger aus Meitingen

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