Kino-Talk
Erlös der Veranstaltung geht an die Meitinger Tafel
Meitingen. „Gestern war er noch im beschaulichen Abu Dhabi – heute ist er in einer echten Welt-stadt“, scherzte Landtagsabgeordneter Dr. Fabian Mehring, als er Augsburgs Bischof Dr. Bertram Meier nach dessen Rückkehr aus den Arabischen Emiraten im bis zum letzten Platz besetzten Mei-tinger Cineplex-Kino willkommen hieß. Dorthin hatte der FW-Politiker zu einer besonderen Veranstal-tung geladen. Um die Menschen während der Pandemie weiterhin unmittelbar zu erreichen, hat Meh-ring in der Corona-Zeit einen erfolgreichen Podcast etabliert. In diesem moderierten Talk-Format be-spricht der Abgeordnete regelmäßig aktuelle Herausforderungen mit bekannten Persönlichkeiten. Der als „Fonsi“ bekannte BR-Kabarettist Christian Springer war ebenso bereits Mehrings Gast wie US-Ge-neralkonsulin Meghan Gregonis, Weihbischof Florian, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Lucassen oder Fernsehrichter und Landtags-Vizepräsident Alexander Hold.
Jetzt, wo das Pandemiegeschehen wieder persönliche Zusammenkünfte zulässt, zeichnen Mehring und sein Team ihren Vodcast, der anschließend auf allen einschlägigen Portalen erscheint, live und vor Publikum auf. Eine Karte kostet fünf Euro, wobei der Erlös jeweils vollumfänglich an einen guten Zweck gespendet wird. Diesmal ging das Geld an die Meitinger Tafel, wofür Jürgen Werner, der Ge-schäftsführer der Meitinger Sozialstation, sich bei der Scheckübergabe im Namen der ehrenamtlich Aktiven herzlich bedankte. Die Moderation der Diskussionsrunde zwischen Mehring und Bischof. Ber-tram im ausverkauften Meitinger Cineplex-Kino übernahm Kirchenexperte Daniel Wirsching, Im Zuge des 90-minütigen Gesprächs zwischen Bischof Bertram und Dr. Mehring streiften Augsburgs Oberhirte und der Parlamentarische Geschäftsführer der FW-Landtagsfraktion eine Vielzahl aktueller Themen und vermieden es nicht, jeweils deutliche Positionen zu beziehen. So bekräftigte der Bischof etwa seine Sichtweise, dass Waffenlieferungen an die Ukraine notwendig sind: „Frieden schaffen ohne Waffen – diese Gleichung geht nicht auf“, sagte das Kirchenoberhaupt der Diözese. Einig war sich Bischof Bertram dabei mit Dr. Mehring, der klarlegte: „Bei Putins außenpolitischem Amoklauf in der Ukraine geht es bei Weitem nicht alleine um den Donbas. Dort wird entschieden, ob unser Jahrhun-dert den liberalen Demokratien unserer Heimat gehört, oder ob nun ein Comeback der vermeintlich starken Männer droht.“ Würde der Westen es tatenlos zulassen, dass es „wieder salonfähig wird, nachts andere Länder zu überfallen“, befürchtete Mehring einen globalen Domino-Effekt in anderen Krisenregionen sowie einen „Rückfall in dunkelste Zeiten des letzten Jahrhunderts“.
Einigkeit zwischen dem Kirchenmann und dem Politiker herrschte auch im Hinblick auf die Herausfor-derungen im Zusammenhang mit Flüchtlingsbewegungen nach Bayern. Man müsse „Türen und Her-zen öffnen“, sagt Bischof Bertram. Für die katholische Kirche im Bistum versprach er: „Wir werden als Diözese alles dafür tun, dass weder das Dach für den Kopf fehlt noch das Dach für die Seele“, so der Bischof. Mehring nutzte die Gelegenheit, seine Forderung nach der Freigabe von leerstehenden Im-mobilien des Bundes für die Flüchtlingsunterbringung zu erneuern: „Es darf nicht sein, dass unsere Kommunen und Landkreise ihre ausgelasteten Sporthallen beschlagnahmen und zu Aufnahmezen-tren umbauen müssen, während zahllose Immobilien des Bundes in Bayern ohne Verwendung leer stehen“, findet der Abgeordnete. Einig waren sich Bischof Meier und Abgeordneter Mehring darin, dass man sich bestmöglich um Menschen kümmern müsse, die nach Bayern kommen, weil in ihrer Heimat ihre Leben bedroht sind. Mehring schob aber nach: „Auf Dauer können wir uns nur dann gut um diejenigen kümmern, die wirklich unsere Hilfe brauchen, wenn wir Asylrecht und anderweitige Zu-wanderung nicht wild miteinander vermischen.“
Besonders energischen Applaus erhielt Mehring, als er eine Lanze für eine „fairere öffentliche Wahr-nehmung des Engagements der Kirche“ brach. Mehring: „Fakt ist: Von der Kinderbetreuung über das Schulwesen und unsere Altenheime, bis zu den Flüchtlingsunterkünfte und unseren Rettungsdiensten würde unsere Gesellschaft ohne die Mitwirkung der Kirche kollabieren. Wir sollten deshalb nicht im-mer nur über die Skandale weniger Irrlichter sprechen, sondern auch daran denken, dass hunderttau-sende in unserem Land täglich viel Gutes im Namen der Kirche tun“, findet Mehring.
Jenseits dieser ernsten Themen ging es in der lockeren Gesprächsatmosphäre zwischen dem Bischof und dem Landespolitiker im Meitinger Kino indes durchaus auch humorvoll zu. Etwa als Bischof Bert-ram gestand, als Jugendlicher stets neugierig dem Klang der Hochzeitglocken gefolgt zu sein „um zu sehen, ob mir die Braut auch gefallen würde“. Mehring berichtete im Zuge dessen etwa von der Anek-dote, wie er und der Bischof sich persönlich kennenlernten: „Weil wir uns immer nur bei offiziellen An-lässen trafen, war dabei meistens ein Altar zwischen uns. Deshalb lud mich der Bischof zum Früh-stück ins Bischofshaus ein, um einmal in Ruhe miteinander sprechen zu können. Das hat dann aber bis zum Mittag gedauert – wahrscheinlich weil wir beide so viel und gerne reden“, erinnerte sich Meh-ring augenzwinkernd. Viele Parallelen erkannten der Bischof und der Politiker schließlich zwischen ih-ren beiden Berufsbildern: „Am Ende geht es jeweils darum, die Menschen von unserer Sache zu begeistern“, fasste Mehring zusammen. Leicht fiel deshalb die Antwort auf die Frage von AZ-Journalist Wirsching danach, was Bischof Meier und Politiker Mehring tun würden, wenn sie einen Tag die Rolle des Anderen zu übernehmen hätten. „Vermutlich würden wir einen Kino-Talk zusammen machen“, scherzte Mehring.
Text: Peter Heider
Bürgerreporter:in:Anna Pichlmeier aus Augsburg |
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