Schützenverein "Lechtal" Herbertshofen 1899 e.V.
Der Meitinger Bär schmettert seine Fastenpredigt – und verteilt verbale Watschn an die Politiker

Die Fastenpredigt bestritt der Meitinger Bär, alias Wolfgang Wagenknecht, unter den Argusaugen seiner zwei Ministranten, vor gespannt dreinblickenden Mitgliedern des Gemeinderats sowie zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des diesjährigen Starkbierfestes im Schützenheim der Lechtalschützen Herbertshofen 1899 e.V. | Foto: Steffi Brand
  • Die Fastenpredigt bestritt der Meitinger Bär, alias Wolfgang Wagenknecht, unter den Argusaugen seiner zwei Ministranten, vor gespannt dreinblickenden Mitgliedern des Gemeinderats sowie zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des diesjährigen Starkbierfestes im Schützenheim der Lechtalschützen Herbertshofen 1899 e.V.
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Mit der Fastenpredigt in Händen und den Klängen des Dschungelbuch-Klassikers „Probier’s mal mit Gemütlichkeit‘“, interpretiert von der SGL-Werkskapelle, im Ohr, ließ sich der Meitinger Bär alias Wolfgang Wagenknecht am Samstagabend ins Schützenheim der Lechtalschützen Herbertshofen 1899 e.V. fahren. Doch etwas war anders als die letzten Jahre, denn das Kostüm des Meitinger Bärs, der angetreten war, um die Fastenpredigt 2024 zu schmettern, war nicht mehr schneeweiß, sondern braun. Den Grund dafür lieferte Wagenknecht sofort: Er reagiere auf den Klimawandel. So sei der weiße Eisbär zum Braunbär geworden – und das mithilfe der Meitinger First Lady, die Wagenknecht in seiner Rede schnell mal als „Mamabär“ deklarierte. Doch nicht nur beim Kostüm sei Andrea behilflich gewesen, auch bei der grammatikalisch korrekten Formulierung des Trinkspruchs auf ihren Gatten, habe sie geholfen. Der Trinkspruch „Salve praeses municipii! Nunc est bibendum!“ (auf Deutsch: „Sei gegrüßt Bürgermeister! Jetzt muss getrunken werden!“) war der erste dieser Art, den Wagenknecht in seiner Rede nutzte, um das Publikum zum Stemmen der Bierkrüge und zum Anstoßen zu animieren.

Wie einen roten Faden nutze er eben diese Trinksprüche, um thematisch abzugrenzen, wann das Derblecken der einzelnen Personen ein Ende hatte, um das nächste Fastenpredigt-Opfer verbal abzuwatschen. In gewohnter Manier traf es am Samstagabend erneut die Politikgrößen im Ort, die – wie es per Sitzordnung angeordnet wurde – direkt vor dem Rednerpult des Meitinger Bärs Platz nahmen. Nur einer hätte lieber ausgeschert: Fabian Mehring von den Freien Wählern. Ihn zitierte der Bär aus den Reihen seiner ehemaligen Gemeinderatskolleginnen und -kollegen nach vorn auf den ersten Platz – und ließ Sonnenbrillen zum Schutz der Anwesenden austeilen. Der Grund: „Das omnipräsente Perlweiß-Werbelächeln vom Herrn Digitalminister blende sogar bei Neumond und Nebel.“ Doch das war nicht die einzige verbale Watschn, die Mehring einstecken musste. Auch die Digitalisierung und der dazugehörige „Eintrag im Schwarzbuch der Steuerzahler mit dem Wortlaut: Beamte zerstören tausende Tablets beim Versuch Dokumente darauf zu stempeln und anschließend zu lochen und abzuheften“ sowie die Erinnerung an unzählige Wahlkampf-Besuchsrunden sorgten für Lacher, als Wagenknecht diesen Vergleich aufrief: „Die ham g’schaut, wie wenns grad in an Cheeseburger neibissen ham und beim ersten Bissen so a läbbrige Gurk erwischt ham.“

Lob gab es dafür, dass sich Mehring keine Schlammschlacht mit dem CSU-Landtagskandidaten Manuel Knoll geliefert hat; Schelte musste Mehring für sein Verhalten gegenüber seinen Parteikollegen Johann Häußler einstecken, das „Flecken auf der Meister-Propper-Weste“ hinterlassen habe. Mit einem Hinweis auf Mehrings Nachfolgerin im Gemeinderat – Michaela Meier, die als 1. Vorsitzende der Feuerwehr Ostendorf wohl wisse, wie man mit „verhaltensauffälligen Männern“ umgehe – hangelte sich der Meitinger Bär weiter durch die Politikgrößen im Ort und fand dabei mal mehr und mal weniger Infos, die dem Derblecken würdig waren. Der Mann mit dem Hut, Florian Möckl, erhielt nur eine Zeile in Wagenknechts Rede: „Erwähnenswertes kommt da nix dabei rüber. Daher Pech gehabt und net derbleckt.“ Sein Parteikollege aus der JBU Meitingen, Christian Deisenhofer, erhielt einen Smiley und den Hinweis, dass er sich diesen idealerweise mit der roten Seite in Sichtweite ins Auto klemmen sollte – um zu verhindern, dass er wieder einmal zu schnell durch Herbertshofen brettert.

Auch Meitingens Bürgermeister Michael Higl blieb nicht verschont und wurde kurzerhand zur „Spinne Thekla aus dem Rathaus“. Higl klebte als Kopf einer Spinne auf der neuen Bildmarke der Marktgemeinde. Beim ersten Blick auf das neue Logo assoziierte Wagenknecht das abstrakt wirkende Konstrukt nämlich mit dem Netz einer faulen Spinne – „oder einer mit Spinnenintoleranz“. Doch auch an dieser Stelle recherchierte Wagenknecht nach und fand heraus: Die Striche sollen die imaginäre Verbindung der Ortsteile mit dem Kernort Meitingen darstellen – und schon begann beim Fastenprediger das Kopfkino: „Is euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass unser Bürgermeister ziemlich lange Haxn hat? Fast wie a Spinne.“ Voller Vorfreude auf die neuen Werbeartikel mit dem Spinnen-Logo, das sich sicherlich prima zum Ausmalen eigne und damit dem „Spinnenkindergarten vom Michael im Gemeinderat“ vor zu langweiligen Sitzungen bewahre, schloss der Bär auch diesen Ausflug in die Politikrunde mit dem nächsten Zaunpfahl: „Wozu mehr Fäden, wenn’s so auch geht. Respekt Michael. Scheiß auf den katastrophalen Glasfaserausbau in Meitingen. Wir haben ein Spinnennetz.“

Und damit war der politische Rundumschlag noch lange nicht beendet: Die SPD hätte angeblich eine Selbsthilfegruppe für anonyme Politiker gegründet. Und die „schwarzen Lumpen“, wie Wagenknecht die CSU bezeichnete, könnten sich auch gleich umbenennen in VZDDL, was für „Verein zur Durchführung des Lichtfestes“ stehe. Bei so viel „dynamischen Stillstand“ sei es wahrlich schwer, Input für eine Fastenpredigt zu bekommen, monierte Wagenknecht. Für mangelnde Präsenz büßen musste Manuel Knoll, den Wagenknecht für seine Guglhupf-Backtipps während dem Wahlkampf kurzerhand zum „Tim Mälzer der CSU“ ernannte. Er musste – gemeinsam mit einem Lechtalschützen, der sich geweigert hatte, der Bedienung auf der Wiesn Trinkgeld zu geben – zum Ende der Fastenpredigt Luftballons verkaufen. Der Erlös der Aktion sollte dann der Jugendarbeit des Vereins zugutekommen, verkündete der Bär und wies an, direkt am Tisch der Marktgemeinderäte mit dem Verkauf zu beginnen, bei dem am besten nur Scheine eingesackt werden und kein Kleingeld klingeln sollte.

Bürgerreporter:in:

Steffi Brand aus Meitingen

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