Der Bürgermeister ist beeindruckt von den Meitingern
Ein Gespräch mit Bürgermeister Dr. Michael Higl über die zentralen Themen des Jahres 2015 im Markt Meitingen
mh bayern: Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. Können Sie schon eine Bilanz der vergangenen zwölf Monate ziehen?
Dr. Michael Higl: Ehrlich gesagt bleibt in diesen Dezemberwochen nur wenig Zeit zum Bilanz-Ziehen. Wir stehen mitten in den Planungen des Haushaltes 2016 und gehen aktuelle Projekte, wie zum Beispiel im Wohnungsbau an. Beim kurzen Blick zurück auf das Jahr 2015 zeigt sich das Thema Asyl sehr dominierend. Rund 100 Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr im Markt Meitingen untergekommen, unglaublich viele Erlebnisse, Aktivitäten und Erfahrungen könnte ich dazu aufzählen. Besonders beeindruckt hat mich dabei die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Über 100 Personen setzen sich an vielen Stellen ein, von der ersten Begrüßung und Hilfe beim Zurechtfinden über Deutschkurse, Hausaufgabenbetreuung bis zur Unterstützung bei der Jobsuche.
Ein etwas intensiverer Blick zurück zeigt aber, dass unsere Tätigkeiten bei weitem nicht nur von diesem Thema bestimmt wurden. Der Abschluss der Sanierung unserer Ballspielhalle mit einem großen Tag der Vereine zur Einweihung kommt hier ebenso in Erinnerung wie das Sommerfest, die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürgermeister Alfred Sartor oder Treffen mit unseren Freunden aus der Partnerstadt Pouzauges. Viele neue Wohnungen und Häuser entstanden, unter anderem in unseren neuen Baugebieten und auch Wohnanlagen, die unsere gemeindliche Wohnungsbau GmbH errichtete. Alles in allem können wir auf eine Vielzahl von Aktivitäten und Planungen zurückschauen, sind aber voller Tatendrang für die kommenden Monate, neue Projekte stehen an. Die Ankündigung für den Bau eines neuen Kinos ist hier nur ein Beispiel.
mh bayern: Eines der prägendsten Themen in diesem Jahr war sicherlich der ungebrochene Flüchtlingsstrom nach Deutschland. Wie beurteilen Sie die derzeitige Lage in Meitingen und womit ist in den kommenden Monaten zu rechnen?
Higl: Die Integration der Menschen, die hier ankommen und eine längere Zeit bei uns wohnen werden, nehmen wir als wichtige Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Dabei handelt es sich um Aufgaben, für die es kein Patentrezept gibt außer die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Dank eines überwältigenden Engagements aus der Bevölkerung, auch in den Kindergärten, Schulen und Vereinen sowie den Mitarbeitern der Verwaltung etablierte sich ein starkes Netzwerk, das sich für ein gutes Miteinander einsetzt.
Während wir derzeit im Allgemeinen sehr gut Hand in Hand mit ehrenamtlichen Helfern arbeiten, erfüllt mich die künftige Entwicklung durchaus mit Sorge. Die steigende Gesamtzahl der Flüchtlinge wird auch uns erreichen, ich rechne hier mit sicherlich 80 weiteren Personen in Meitingen in absehbarerer Zeit. Der Markt hat sich daher entschlossen im Norden Meitingens eine neue Unterkunft selbst zu errichten. Ich hoffe, dass unser Netzwerk auch diese Herausforderung bewältigen wird.
mh bayern: Was hat Sie in diesem Zusammenhang in den vergangenen Monaten am meisten überrascht – positiv oder negativ?
Higl: Es bedrückt mich, dass wir insbesondere in den Behörden alle in einer Art Notstandsmodus agieren und kaum in die Zukunft planen können. Wir können schlicht die Entwicklungen der nächsten Monate nicht voraussehen. Mein Augenmerk liegt darauf, dass wir die Aufgaben angehen und nicht nur Probleme delegieren. Hier habe ich schon den Eindruck, dass auf den Ebenen Landkreis und Kommune eine Hauptlast abgeladen wird. Positiv sehe ich wie schon erwähnt das bemerkenswerte Engagement der Ehrenamtlichen wie Hauptamtlichen. Viele, viele Menschen setzen sich für die Aufgaben an verschiedener Stelle ein und leisten großartige Arbeit.
mh bayern: Die Preise für Wohnraum in Meitingen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, gleichzeitig wird in nächster Zeit ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum entstehen. Welche Maßnahmen sind in der Marktgemeinde angedacht, um diese Problematik zu entschärfen?
Higl: Ein Schwerpunkt unseres Haushaltes 2016 ist die Stärkung des Wohnungsbaus. Mit unserer kommunalen Wohnungsbau GmbH werden wir neben der Flüchtlingsunterkunft auch einen weiteren Bau im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus für breite Bevölkerungsschichten angehen. Dabei sollen 20 Wohnungen entstehen.
Darüber hinaus haben wir ein 10-Jahres-Programm mit einem Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro für neuen Wohnraum aufgelegt, die unseren derzeitigen Bestand von rund 200 Wohnungen erweitern wird. Außerdem wollen wir auch weiterhin Bauland anbieten und so dem regen Bauwillen der Bevölkerung, der auch mit staatlichen Programmen unterstützt wird, zu entsprechen.
mh bayern: 2014 gelang es erstmals den gesamten Schloßpark von den Krähen zu befreien. Doch in diesem Jahr musste bei der Krähenvergrämung ein herber Rückschlag hingenommen werden. Wird die Marktgemeinde im kommenden Jahr einen erneuten Versuch wagen, die Krähen endgültig aus dem Schloßpark zu vertreiben?
Higl: Ja; die Genehmigung ist bereits beantragt. Der Falkner ist beauftragt und wir sind überzeugt, dass die bereits erreichten Erfolge nun dauerhaft gesichert werden, d.h. der Park über das ganze Jahr für die Öffentlichkeit gut begehbar ist und gleichzeitig die Krähen akzeptierte Quartiere im Außenbereich unbehelligt nutzen.
mh bayern: Die Gestaltung der Ortsmitte ist schon länger ein Anliegen der Marktgemeinde. Welche Fortschritte konnten hier im Laufe des Jahres gemacht werden und sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Higl: Ein Schwerpunkt im Jahr 2015 war die Sanierung des Innenbereichs des Schloßparks. Durch eine neue Wegeführung, einige weitere Elemente und vor allem die Betonung der gewachsenen Struktur gewann der Schloßpark an Attraktivität und Aufenthaltsqualität, was man zu fast jeder Zeit beobachten kann.
Für das kommenden Jahr steht nun die Gestaltung der Achse zwischen Park und Rathausplatz an. Der „Pouzauges-Boulevard“ wird sich mit Brunnen und Ortsteils-Wasserfontainen, Boule-Bahn und Gestaltungselementen als zentraler Ort mit viel Aufenthaltsqualität präsentieren.
mh bayern: Nach der Sanierung erstrahlt die Sport- und Ballspielhalle wieder in neuem Glanz und auch die Neugestaltung des Schloßparks war ein voller Erfolg. Welche Projekte sind für das kommende Jahr vorgesehen?
Higl: Unsere wesentliche Leitlinie lautet, die bestehenden Einrichtungen in Schuss zu halten und zu pflegen. Daher werden neben der Sanierung der Abwasserentsorgung vor allem Investitionen in die Wasserversorgung im Vordergrund stehen. Etwas öffentlichkeitswirksamer wird die Sanierung der Mittelschulturnhalle sein, die der Schulverband ab den Osterferien angehen wird. Unser Straßensanierungsprogramm setzen wir mit der Parkstraße fort. Wir hoffen, dass dieses Jahr erstmals seit vielen Jahren keine Neuinvestitionen in die Kinderbetreuung notwendig sind und unser Angebot weiterhin (nahezu) allen Wünschen entspricht.
mh bayern: Vielen Dank für das Gespräch.
myheimat-Team:Viktoria Durnberger aus Augsburg |
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