Das Leben in Thierhaupten war nicht immer leicht
Thierhaupten: rogu
Im Rahmen der Kultur- und Heimattage, die der Landkreis Augsburg in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Augsburger Land e.V. durchführt, referierte Professor Dr. Walter Pötzl im Kloster über das Leben der Thierhaupter unter der Herrschaft der Äbte.
Claudia Draxler begrüßte im Namen der Thierhauptener Volkshochschule. Walter Pötzl verwies immer wieder während seiner Ausführungen auf die Wichtigkeit der Salbücher, die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München sind und die ihm bei seinen Recherchen über Thierhaupten unter der Herrschaft der Äbte eine große Hilfe waren. So gab es im Jahre 1752 in der Gemeinde Thierhaupten vier Höfe, sechs Halbhöfe, einen Drittelhof, 15 Viertelhöfe, 13 Bausölden und 51 Leerhäuser zu verzeichnen. Geschichtlich gesehen hat Thierhaupten durch sein frühes Kloster eine ganz besondere Bedeutung inne. Allerdings weist der Ortsname auf einen germanischen Ursprung hin. Aller Wahrscheinlichkeit nach standen auf dem Kreuzberg Tierköpfe, dem Kriegsgott Wotan geweiht("Thier-Haupt"). Hier wurde um 750 nach Christus ein Kloster von Herzog Tassilo, der sich verirrt hatte, gegründet.
Das Kloster Thierhaupten gehört zu den bayerischen Urklöstern, die für die Kultur und die Geschichte des Landes eine wichtige Rolle spielten. Die Mönche machten sich durch ihre Rode- und Siedlungstätigkeit besonders verdient. In insgesamt 58 Orten hatte das Benediktinerkloster Thierhaupten Besitzungen aufzuweisen. So bildeten die Bauernhöfe und Grundstücke um Thierhaupten eine klostereigene Hofmark. Dem Kloster stand innerhalb dieser Hofmark die niedere Gerichtsbarkeit zu, die dem Kloster grundlegende Verwaltungshoheiten sicherte. Kaiser Ludwig der Bayer bestätigte diese Gerichtsbarkeit im Jahre 1341. Seit dem Mittelalter befand sich demnach in Thierhaupten eine klösterliche Verwaltungskanzlei, die die Bedeutung des Ortes schon sehr früh herausstellte. Ein Beispiel hierfür: Am 21. Januar 1799 wurde in Thierhaupten die Mühlenbeschau gehalten. Bei der oberen Mühle wurde moniert, dass der Läufer nicht eben war, dass ein Sieb vier Flecken hatte und dass sich vor der Türe kein Strohschab befand, beim unteren Müller, dass der Beutelkasten schmierig angetroffen und ebenfalls kein Schab vor der Tür lag. Das Protokoll nennt jeweils die Paragraphen der kurfürstlichen Mühlenordnung. Tage später hatte sich der Richter mit den Klagen mehrerer Untertanen gegen die beiden Müller zu beschäftigen. Immer wieder mussten die Bauern auch für das Kloster "in Arbeit treten" - drei Tage vorher wurden sie dafür vom Gemeindediener benachrichtigt. Es gab keinen Widerspruch zu leisten.
Thierhaupten war für die Umgebung ein bedeutender Mittelpunkt und deshalb wurden hier auch Vieh- und Jahrmärkte abgehalten. Das Kloster versorgte sich und sein Umland mittels eigener Betriebe, beispielsweise gehörten eine Brauerei, vier Mühlen und für kurze Zeit sogar eine Druckerei dazu. Die Säkularisation im Jahre 1803 machte auch vor Thierhaupten und seinem Kloster nicht Halt. Die Gebäude des Klosters mit dem dazugehörigen Ökonomiegut wurden Privatbesitz, während die ausgedehnten Waldungen in Staatsbesitz übergingen. Der letzte Abt, Edmund Schmidt gebürtig aus dem Thierhauptener Ortsteil Hölzlarn, blieb als Pfarrer in Thierhaupten, allerdings ohne Besoldung. Nach der Klosterauflösung kaufte er die Klosterkirche zurück und schenkte sie der Pfarrei. Damit wurde die schöne Klosterkirche zur Pfarreikirche. Die eigentliche Dorfkirche St. Georg wurde 1819 abgerissen.
Im Jahre 1983 kaufte die Marktgemeinde unter dem damaligen Bürgermeister Fritz Hölzl das desolate Kloster. Nach 16-jähriger Bauzeit wurde die Klosteranlage am 14. Mai 2000 durch den inzwischen emeritierten Augsburger Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz eingeweiht. Professor Dr. Walter Pötzl verwies während seiner Ausführungen immer wieder darauf, dass der geschichtliche Werdegang Thierhauptens und auch seines Klosters im Staatsarchiv sehr gut nachzuvollziehen sei.
Bürgerreporter:in:Rosmarie Gumpp aus Ellgau |
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