All die Jahre wieder: Zeit für ein Märchen
Da euch mein letztjähriges Märchen so gut gefallen hat, hab ich mir vorgenommen euch wieder mit ein paar Märchen die Weihnachtszeit zu versüßen.
Viel Spaß mit meinem neuen Märchen:
Wie König Dollar zu seinem Herz kam
Es war einmal ein kleiner Königssohn namens Dollar, er wurde von seinen Eltern mit allem versorgt, jeder Wunsch wurde ihm von den Augen abgelesen. Nachdem seine Eltern starben wurde er kurzerhand zum König ernannt. Ohne jegliche Erfahrung stürzte er sein Volk in eine große Hungersnot, da er, je älter er wurde, ein immer größeres Reich wollte und somit mehr Steuern von seinem Volk verlangte.
Als sein Gefolge die Steuern nicht mehr bezahlen konnten, lies er alle Handwerker aus den Dörfern zu sich auf das Schloss bringen, um dort ihre Schulden abzuarbeiten. Er ließ in jedem Dorf nur die Alten und die Kinder zurück.
Die Kinder wurden immer älter und wuchsen ohne ihre Eltern auf, die Alten kümmerten sich so gut sie konnten um sie. Die Steuern, die der König noch immer nicht erlies, wurden so hoch das die Dorfbewohner ihr Saatgut nicht mehr bezahlen konnten. So blieben die Felder leer und die hungrigen Münder ebenfalls. Als der Hunger zu groß wurde beschloss das Dorf einen der Jungen zum König zu schicken, da sie sich am ehesten auf dem weiten Weg durchschlagen könnten. Doch keiner wollte, also meldete sich die kleine Mia zu Wort: „Wenn keiner von euch gehen will, so gehe ich zum König. Ich kann eh nicht mehr viel verlieren.“ „Bist du dir da sicher? Der Weg ist weit und voller Gefahren, du könntest ihn nicht überleben?“, fragte der älteste. „Ja, ich bin mir sicher, wenn ich diese Chance nicht nutze sehe ich meine Eltern vielleicht nie wieder und wir werden alle verhungern“, erwiderte Mia.
Am nächsten Tag brach sie in Richtung Schloss auf, der Weg umfasst drei Tagesmärsche. Mia zog durch Wald und Täler bis sie zu einem Dorf kam, dort bat sie um etwas zu Essen und etwas Wasser. Die Dorfbewohner antworteten: „Der Bach ist leer, der König ließ in zu sich ins Schloss umleiten, um dort den Teich für seine hochköniglichen Fische mit frischem Quellwasser zu versorgen. Unser Dorf, das mit vielen Müllern und Bäckern gesegnet war, kann nun kein Brot mehr backen und um Wasser für uns und unsere Kinder zu holen müssen wir jedes mal einen Tagesmarsch auf uns nehmen.“ „Was kann ich für euch tun?“, fragte Mia entsetzt. „Du kannst zum König gehen und ihn darum bitten den Fluss wieder umzuleiten, damit wir wieder Brot backen können.“ „Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich es nicht“, entgegnete Mia. Die Dorfbewohner ließen sie für diese Nacht bei ihnen in einem kleinen Stall schlafen.
Schon im Morgengrauen brach sie am nächsten Tag auf, um den dunklen Wald nicht erst zur Abendstunde durchqueren muss. Als sie durch den Wald ging, legte sie sich hungrig und durstig auf den weichen moosbewachsenen Boden. Als Mia ihre Augen etwas öffnete sah sie, dass es schon dunkel war und sie eingeschlafen war. Hinter ihr nahm sie plötzlich ein kleines Stimmchen war, aber sie sah niemanden, bis sie sich umdrehte und ein kleines Elfchen hinter ihr saß. „Sag mal, was machst denn du hier?“, fragte das kleine Persönchen. „Ich, ich bin auf dem Weg zum Schloss des Königs, da er vor langer Zeit die Eltern der Kinder aus unserem Dorf mitgenommen hat, damit sie dort die Steuern abarbeiten können. Er hat nur die alten und uns Kinder zurück gelassen, aber will noch immer höhere Steuern. Leider können wir sie nicht bezahlen und darum will ich zum König um ihn zu bitten, dass er unsere Eltern frei lässt oder die Steuern erlässt.“, antwortete Mia. „Du armes Kind, ich werde dir helfen, aber erst mal darfst du etwas essen. Ich zeige dir jetzt was der Wald alles zu bieten hat“, ermutigte die Elfe sie. Als Mia aufstand zeigte das Elfchen ihr Waldbeeren, Pilze und noch viel mehr, was der Wald alles zu bieten hatte. Das Mädchen aß sich richtig satt und dann rief die Elfe ihre Freunde die Glühwürmchen, damit sie ihnen den Weg zum König erleuchten.
Als die zwei den Wald verließen war es schon Tag, Mia und ihre neue Begleitung gingen gemeinsam in Richtung Schloss. Da sie bald müde wurden kehrten sie in ein Dorf ein, dort trafen sie auf ebenso traurige Gesichter wie in Mias und dem anderen Dorf. Als Mia einen Dorfbewohner fragte warum hier im Dorf alle so traurig sind antwortete er: „Der König, mit seinem kalten Herz, setzte die Steuern so hoch das wir sie nicht mehr bezahlen konnten und so nahm er als unsere Kinder mit damit sie an seinem Hof als Mägde und Knappen arbeiten.“ „So etwas kann doch kein Mensch machen, er hat doch kein Herz. Lasst mich versuchen eure Kinder zu befreien ich bin auf dem Weg zum König, vielleicht wird er sie frei lassen“, versprach Mia.
Sie zog mit ihrer Elfe weiter. „Da hast du dir aber viel vorgenommen, erst willst du für dein Dorf bitten die Steuern zu erlassen und deine Eltern zurück zugeben. Dann willst du den König bitten für ein anderes Dorf den Fluss wieder um zuleiten, damit die Müller wieder Mehl mahlen können und die Bäcker wieder Brot backen können. Und jetzt noch um Gnade bitten das er die Steuern für wiederum ein anderes Dorf erlässt und ihnen ihre Kinder wieder zurück gibt.“, äußerte die Elfe. „Aber hast du nicht die traurigen Gesichter der Leute gesehen, da hättest du ihnen bestimmt auch keine Bitte ausgeschlagen“, entgegnete Mia. „Das stimmt, wäre ich doch nur nicht so klein. Aber du bist ein kleines Mädchen das mindestens dreimal so großes Herz hat.“
Die zwei kamen vor dem Tor des Schlosses an und mussten sich erst einmal in eine Reihe stellen, da auch andere Leute ihre Bitten dem König vortragen wollen. Nur kamen die meisten nicht sehr weit und kehrten mit einem traurigen Gesicht um. Mia verließ mit jedem Mensch der umdrehte die Hoffnung die sie an den König hatte. Doch die Elfe sprach ihr Mut zu: „Du bist jetzt schon so weit gekommen, dann wirst du das auch schaffen. Du bist so ein starkes Mädchen und wenn wir es zum König geschafft haben kenne ich einen Trick, der dir helfen wird den König davon zu überzeugen.“ Die Beiden kamen zum Schriftführer trugen ihre Bitten vor. Der Schriftführer war so beeindruckt von dem kleinen Mädchen mit dem großen Herz und erlaubte es ihr zu dem König gehen zu dürfen.
Mia ging in den großen Saal, wo der König schon auf sie wartete. Er sprach: „Trag deine Bitten vor, mein Schriftführer hat mir von dir erzählt. Du sollst etwas ganz besonderes sein.“ „Ich komme aus einem kleinen Dorf das drei Tagesmärsche von ihrem Schloss entfernt ist. Wir, die Bewohner, leiden schrecklichen Hunger, da sie die Steuern so hoch gesetzt haben und wir unser Saatgut nicht mehr bezahlen können. Unsere Eltern haben sie mitgenommen, damit sie ihre Schuld hier abbezahlen. Auf meinem Weg kam ich in ein Dorf, dort können die Bewohner kein Mehl mehr mahlen und Brot backen. Da sie den Fluss in ihr Schloss umgeleitet haben um ihre Fische mit dem frischen Quellwasser zu versorgen. In einem anderen Dorf einen Tagesmarsch von ihrem Schloss entfernt haben sie den Dorfbewohnern ihre Kinder weggenommen, damit sie an ihrem Schloss die Schulden der Eltern abarbeiten.“ „Na und, was soll mir das sagen, deine Eltern sind sehr gute Arbeiter. Das Wasser ist gut für meine Fische oder sollen sie sterben, an dem üblichen Wasser. Und die Kinder sind billige und leicht zufriedenstellende Gehilfen.“ „Haben sie den kein Herz?“, fragte Mia.
Als sie das sagte zwickte die kleine Elfe sie in ihre Schulter. Das tat so weh das Mia anfangen musste zu weinen. Dieser Anblick erweckte im König ein Gefühl das er nie in seinem Leben sonst wann gespürt hatte. „Mein Kind, hör auf zu weinen, deine Eltern und alle anderen vermissten Eltern aus deinem Dorf werden frei kommen. Den Fluss werde ich wieder umleiten lassen, damit das andere Dorf wieder Wasser hat. Und in dem letzten Dorf werde ich die Kinder wieder frei lassen. Und die Steuern, die werde ich schweren Herzens auch erlassen.“, sagte der König mit leiser Stimme. Mia strahlte über das ganze Gesicht, ihre Tränen verschwanden. „Danke mein Kind, du hast mir gerade mein Herz geschenkt“, antwortete der König. Mia fiel dem König um den Hals und rannte dann so schnell sie konnte auf den Hof des Schlosses, dort schlossen ihre Eltern sie sofort in die Arme.
Sie brachte nun gemeinsam mit all den anderen Dorfbewohnern zuerst die Kinder in das Dorf ihrer Eltern, dann überbrachte sie die frohe Botschaft das der Fluss in dem ersten Dorf wieder umgeleitet ist. Und zu guter Letzt ging sie zurück in ihr Dorf und überall wo sie hinkam wurde sie als Heldin gefeiert.
Der König schaute nun in jedem seiner Dörfer vorbei und überbrachte in jedem Dorf die Botschaft das alle Steuern erlassen sind, dank eines kleinen Mädchens mit einem mindestens dreimal so großen Herzen. Und als er in das Dorf von Mia kam blieb er dort eine Weile und versprach jedes Jahr einmal vorbei zu kommen um zu sehen ob Mias und sein Herz immer weiter wachsen.
Ihrer kleiner Freundin der Elfe baute Mia ein kleines zu Hause bei ihr im Garten und erlaubte ihr, all ihre Freunde mit zu bringen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wachsen ihre Herzen noch immer weiter und weiter und weiter, bis sie die ganze Welt umfassen.
Bürgerreporter:in:Susi Zander aus Meitingen |
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