Die Geschichte der Pariser Straße in Prag....
....begann im 13. Jahrhundert, als sich das jüdische Ghetto um die Altneusynagoge und Altschul zu entwickeln begann. Die jüdische Bevölkerung lebte damals rund um die Pinkasgasse und die Breiten Gasse, ebenfalls in der Rabbiner Gasse und noch drei kleinen Gassen, die zum Alten Friedhof führten. Im 18. Jahrhundert lebten dort über 10.500 Personen in 333 Häusern. Über dreißig Häuser standen leer, da sie unbewohnbar waren.
Das Ghetto war eine eigenständige Stadt mit eigener Gerichtsbarkeit und Selbstverwaltung Es war von einer Mauer umgeben, die sechs Durchlässe hatte. Das letzte Tor des Ghettos wurde 1822 niedergerissen.
Rudolf der II, der von 1576 bis 1612 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war, war den Juden gutgesonnen und erlaubte, dass sich die Judenstadt durch Zukäufe über ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus ausdehnte.
Meist war die rechtliche Situation im Ghetto prekär. Die Juden wurden von dem christlichen Umfeld abgegrenzt und waren oft Opfer von Pogromen. Sie mussten einen gelben Ring aus Tuch auf ihre Kleidung nähen. Es gab auch ruhige Zeiten für das Ghetto, wie während der Zeit von Rudolf II. Allerdings gab es auch Zeiten während denen die Juden aus Böhmen ausgewiesen wurden wie zur Regierungszeit von Ferdinand I. 1541 und der von Maria Theresia 1744. Unvergessen ist das Pogrom von 1389. In Abwesenheit von König Wenzel wurden die Tore der Prager Judenstadt gestürmt und in einem grausamen Gemetzel über 3000 Menschen im Ghetto ermordet. Der Grund: die Nachricht von einem Priester, der auf dem Wege zu einem Kranken war und unterwegs angeblich von Juden beschimpft und mit Steinen beworfen wurde.
Ab dem 13. Jh. war den Juden nur noch der Geldhandel erlaubt, der den Christen von der Kirche verboten war. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Handel mit Waren für die Juden wieder erlaubt. Sie handelten auch mit italienischen Stoffen, Pelzen und Gewürzen, welche von den Christen heiß begehrt waren. Langsam entwickelte sich auch das Handwerk im Ghetto; anfangs heimlich, später von Juden für Juden.
1849 kam die Gleichstellung und damit die Aufhebung des Ghettos. Es wurde zum fünften Stadtteil Prags und bekam den Namen Josephstadt (Josefov). Die jüdischen Bürger erhielten 1861 die vollen bürgerlichen Rechte und was passierte? Wer es sich leisten konnte verließ das Ghetto. 1850 lebten noch 80 % Juden darin. 1890 waren es nur noch 20 %. Nur die armen Juden blieben zurück, die sich die Häuser mit armen Christen teilten.
Das Stadtviertel verkam immer mehr. Die hygienischen Zustände waren dramatisch. In dem übervölkerten Stadtviertel ließen sich jetzt auch Kriminelle und Prostituierte nieder. Es gab keine Kanalisation und tausende von Ratten huschten über die Gassen.
1893 begann man das Judenviertel abzureißen. Mehr als 260 Gebäude fielen dem zum Opfer. Nur sechs von ursprünglich neun Synagogen, das Rathausgebäude und Teile des alten jüdischen Friedhofs blieben erhalten. Nicht nur Gebäude wurden abgerissen, sondern auch das Straßennetz sollte vereinfacht werden. Als Hauptstrasse fungiert seitdem die Pariser Straße (Parizska trida), die vom Altstädter Ring nach Norden führt. Sie ist 24 m breit auf beiden Seiten mit Bäumen bestanden und mit Jugendstil- und Neubarockhäusern bebaut.
Quellen:
http://www.kafkaesk.de/
Bürgerreporter:in:Gisela Görgens aus Quedlinburg |
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