"Beeindruckt sind wir von der guten ökumenischen Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde"

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Ilka und Burkhard Straeck sind seit Kurzem Pastoren in Laatzen. Das Ehepaar lebt im Grasdorfer Pfarrhaus. Zuvor haben sie 15 Jahre für die Matthias-Claudius-Kirchengemeinde in Langenhagen gearbeitet – und dort viel bewegt. Im E-Mail-Interview erzählen sie vom Wechsel und Wechselgefühlen und erklären, was die Laatzener Thomasgemeinde und die St. Mariengemeinde Grasdorf unterscheidet.

Frau und Herr Straeck, wie kam es zu diesem Wechsel? Haben Sie sich in Langenhagen nicht mehr wohlgefühlt?

Ilka Straeck: Oh doch. Wir haben uns in Langenhagen, wo wir seit 1994 gelebt und gearbeitet haben, immer wohlgefühlt. Das war unser Zuhause.
Und deshalb war es für uns auch immer selbstverständlich, uns über die Gemeindearbeit hinaus in der Stadt Langenhagen beim Stadtmarketing, im Präventionsrat und im Hospizverein zu engagieren. Lange Zeit konnten wir uns schwer einen anderen Ort zum Leben und Arbeiten vorstellen. Doch wir sind der Meinung, dass es sowohl für die Pastoren als auch für die Gemeinde gut ist, wenn zumindest einmal während der Berufszeit ein Wechsel stattfindet.
Und wir hatten uns vorgenommen, uns noch einmal beruflich zu verändern und vor allem auch die eine gemeinsame Pfarrstelle aufzustocken. Diese Chance war uns mit den Stellenausschreibungen von St. Marien in Grasdorf und Thomas in Laatzen gegeben. Das ist eine ideale Kombination für ein Pastorenehepaar. Das sind zwei in ihrer Gegensätzlichkeit ganz spannende Gemeinden. So etwas hatten wir uns immer für uns gedacht. Außerdem fühlten wir uns auch sofort von der Stellenausschreibung angesprochen, da wir schon seit Jahren zur Entspannung in der Leinemasch spazieren gehen oder Fahrrad fahren. Da hat uns auch die schöne Gegend hierher gelockt.
Aber es ist uns auch richtig schwer gefallen, von Langenhagen, von den Menschen in der Matthias-Claudius-Gemeinde, die uns sehr ans Herz gewachsen waren, und auch von den Kolleginnen und Kollegen im Kirchenkreis Abschied zu nehmen.

Wie sind Sie in Laatzen und Grasdorf aufgenommen worden?

Ilka Straeck: Wir sind mit offenen Armen und sehr herzlich aufgenommen worden. Dadurch haben wir den Eindruck, alle freuen sich sehr, dass wir jetzt hier sind. Das tut richtig gut, motiviert und hilft auch, das Anfangsheimweh gut zu überstehen. Wir fühlen uns immer mehr zu Hause.

Können Sie es verstehen, wenn behauptet wird, Sie leben im schönsten Haus von Grasdorf?

Ilka Straeck: Ja, das ist wirklich so. Das ist für uns wie ein großes Geschenk. Die Wohnlage ist besonders schön, und es ist ein großes Haus, wo unsere vielen Bücher und die Engelsammlung gut hineinpassen. Die Pfarrwohnung ist sehr geräumig und liebevoll renoviert. Da muss man sich einfach wohlfühlen. Es ist ein altes Haus mit einem guten Geist. Besonders schön ist der Blick aus meinem Arbeitszimmer auf die Grasdorfer Kirche. Das tut richtig gut und beflügelt die Gedanken.
Der große parkähnliche Garten ist eine Oase zum Entspannen. Nachdem wir vorher 15 Jahre in der Einflugschneise gewohnt haben, genießen wir hier – vor allem nachts – die himmlische Ruhe.

Ihre beiden Gemeinden liegen geographisch unterschiedlich: Grasdorf ist eher ländlich geprägt, Laatzen-Mitte eher städtisch: Können Sie einen Vergleich vornehmen: Was unterscheidet die Gemeinden voneinander?

Ilka Straeck: Die Thomasgemeinde ist eine urbane Gemeinde mitten in Laatzen, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Das prägt auch die Arbeit in der Arche, wo sich die unterschiedlichsten Gruppen und Kreise treffen und ihr Zuhause haben. Die pastorale Arbeit in der Thomasgemeinde steht vor der Herausforderung, die christliche Botschaft in das städtische Umfeld der Menschen hineinzubringen und ins Gespräch mit vielen unterschiedlichen Kulturen, Menschen und Religionen zu treten. Dabei darf nicht aus dem Blick geraten, dass die Arche für die Menschen ein kirchliches Zuhause sein will, wo sie mit ihren Anliegen Raum und Zeit finden können, Ansprache bekommen und Stärkung für das Leben finden.
Burkhard Straeck: Die St. Mariengemeinde Grasdorf ist die älteste Gemeinde Laatzens und damit die Mutterkirche der anderen Gemeinden in der Kernstadt und sie hat eine wundervolle historische Kirche. Die Gemeinde ist traditionell orientiert und gleichzeitig aufgeschlossen für junge Familien, Menschen mit Interesse an geistlichen und religiösen Fragen und bietet breiten Raum für ehrenamtlich geleitete kirchliche Angebote. Der Gottesdienst mit seinen Elementen der Musik, des Gebetes, der Predigt und der Stille lädt immer auch neben den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern Neubürger und Fremde herzlich ein. In den Sommermonaten bietet die täglich geöffnete Kirche ein Willkommen zu stiller Einkehr. Man kann eine Kerze anzünden und in ein Gedenkbuch seine Gedanken schreiben. In Grasdorf liegen die Kirche und das Pfarrhaus inmitten des alten Dorfkerns.

In Langenhagen haben Sie viel bewegt. Was wollen Sie in Ihren neuen Gemeinden bewegen?

Ilka Straeck: Erst einmal schauen wir und hören wir und machen viele Besuche bei Menschen in Laatzen und in Grasdorf und bei haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Gemeinden, sowie in Gemeindegruppen. Wir werden uns dort und so engagieren, wie und wo es nötig ist. Uns liegt am Herzen, die Traditionen in den Gemeinden zu bewahren und zu erhalten, aber auch neue Impulse zu setzen, neue Ideen auszuprobieren und Kirche attraktiv zu machen. Besonders am Herzen liegt uns die regionale Zusammenarbeit und das Aufeinanderzugehen der evangelischen Gemeinden in der Region Laatzen. Dafür wollen wir uns einsetzen. Beeindruckt sind wir von der guten ökumenischen Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde.

In Hannovers Nordstadt gab es im vergangenen Jahr eine besondere Aktion: Jeder Besucher erhielt beim Gottesdienst fünf Euro. Ziel war es, mehr Leute für den Gottesdienst zu gewinnen. Wie finden Sie diese Aktion? Können Sie sich solche oder ähnliche Aktionen auch für Ihre neuen Gemeinden vorstellen?

Ilka Straeck: Ich finde die Aktion grundsätzlich ganz toll. Sie hat ja dazu geführt, dass viele Menschen neugierig auf Kirche geworden sind. Gut an der Aktion finde ich, dass manche das Geld so genutzt haben, dass sie es der Gemeinde anschließend mit Gewinn zurückgeben konnten. Wie in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten in der Bibel.
Leider gab es wohl auch Menschen, die ganz egoistisch das Geld für sich einfach eingesteckt haben und sich vielleicht auch ein wenig lustig gemacht haben…
Um Menschen für den Gottesdienst zu gewinnen, würde ich mir allerdings lieber überlegen, wie wir sie überzeugen können, dass die Stunde Gottesdienst am Sonntagmorgen Nahrung und Balsam für die Seele ist, Zeit zum Auftanken in unserer hektischen Welt. Dass Kirche ein Ort ist, um gemeinsam mit anderen Menschen und mit Gott in Kontakt und ins Gespräch zu kommen. Ich würde das lieber mit anderen Gottesdiensten probieren, wo noch stärker alle Sinne angesprochen werden als in unseren normalen „nüchternen“ lutherischen Gottesdiensten. Grundsätzlich finde ich aber mutige Aktionen in Kirche, die aufmerksam machen sehr gut.

Wenn jemand überlegt, nach langer Zeit mal wieder einen Gottesdienst zu besuchen, was würden Sie ihm antworten: Warum lohnt sich ein Gottesdienstbesuch in Laatzen und in Grasdorf?

Ilka Straeck: Ein Gottesdienstbesuch lohnt sich immer! Und sei es nur wegen der ruhigen Stunde einmal in der Woche, die ich nicht mit Aktionismus fülle. Im Gottesdienst bin ich zusammen mit anderen Menschen, die wie ich glauben oder vielleicht gerade auch mal zweifeln, die fragen. Ich bekomme Kontakte, ich bekomme Anregungen für meinen Glauben, muss mich auch mal mit Fragen auseinandersetzen, denen ich mich ansonsten vielleicht nicht so einfach stellen würde. Gemeinsam singen und beten – das stärkt für den Alltag.
Burkhard Straeck: In einer alten Kirche wie der in Grasdorf am Rande des Naherholungsgebiets Leineaue kann der Besucher innehalten, ausruhen und sich besinnen. Im Sommer mag auch die erfrischende Kühle des Kirchenraums erholsam sein.

Wenn jemand Interesse am Ehrenamt hat: Wie kann er sich in Ihren Gemeinden engagieren?

Ilka Straeck: Da gibt es viele Möglichkeiten. Man kann sich bestehenden Gruppen in der Gemeinde anschließen. Die Gruppen sind im Kirchenmagazin bekannt gegeben. Man kann aber auch immer mit eigenen Ideen kommen. Wenn man offen ist für viele verschiedene Menschen, kann man viel Freude und Zufriedenheit bei der ehrenamtlichen Arbeit in einer Kirchengemeinde finden. Freude, persönliche Weiterentwicklung, sinnvolle Freizeitbeschäftigung und soziale Kontakte – das bietet das Ehrenamt in der Kirche. Einfach mal die Pastorin, den Pastor ansprechen.
Burkhard Straeck: Das Gemeindeleben in St. Marien Grasdorf lebt von der Mitarbeit und Begeisterung der Ehrenamtlichen. Was wären Kirche und Gemeinde ohne deren Engagement? Aber die Gemeinde freut sich auch immer wieder über neues Engagement – ob Frauenarbeit aller Generationen, Männerarbeit, Seniorenarbeit, Arbeit mit Kindern und Familien, Bildungsarbeit, Musik im Chor oder Bläserkreis. Kommen Sie auf uns zu, wir freuen uns!

Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Ilka Straeck: Gemeinsam fahren wir gern Fahrrad oder wandern. Auch Konzertbesuche stehen für uns oben an und vor allem die Kontakte zu unseren Freunden und der Familie. An freien Wochenenden machen wir auch gern Kultur- und Städtetrips.
Burkhard Straeck: Vorträge und eigenes ehrenamtliches Engagement in der Hospizarbeit seit mehr als 20 Jahren sind auch meine sogenannte Freizeitgestaltung.

Mal abgesehen von Ihrem Beruf: Was macht Laatzen lebenswert?

Ilka Straeck: Die hervorragende Infrastruktur. Die nahe Leinemasch als Naturparadies, aber auch das Gebiet zwischen Laatzen und Wülfel. Der Park der Sinne. Die kurzen Wege. Laatzen als Stadt der Gegensätze zwischen dörflichem und städtischen Stadtbild ist sehr spannend.

Und was sollte in Laatzen besser werden?

Ilka Straeck: Manche Straßen und weniger Müll auf einigen Plätzen.

Seit über einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Laatzen auf dem Portal myheimat. Was halten Sie von dem Projekt? Können Sie sich vorstellen dort auch von Ihren Projekten zu berichten?

Ilka Straeck: Wir finden das Projekt gut. So haben viele auch die Möglichkeit, von ihren Projekten zu berichten, sie bekannt zu machen. Als Leser können wir erfahren, was in unserer Stadt so los ist. Bestimmt werden wir uns bemühen, dass Projekte in unseren Gemeinden in myheimat regelmäßiger vertreten sind.
Burkhard Straeck: So lernt man interessante Menschen und deren Interessen kennen.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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