Bejagung von Enten am Silbersee und im Stadtpark? Und: Welche Alternativen es geben könnte.
Zerkarien, Fischsterben, gestörte Gewässerökologie – nur einige Stichworte, die im direkten Zusammenhang mit dem Füttern von Wasservögeln stehen. Heute soll beim »Grünen Runden Tisch« der Stadt Langenhagen über mögliche Lösungen diskutiert werden. Das Thema ist spannend und frustrierend im gleichem Maße, denn wie vermittelt man jungen Familien und Senioren, dass ihre sicherlich gut gemeinte Versorgung von Enten, Schwänen und Co dazu führt, dass die wohl einzige umsetzbare Lösung der daraus entstandenen Probleme, die Bejagung der Wasservögel mit Lebendfallen ist! Dabei stellen sich allerdings weitere Fragen:
Ist die Bejagung wirklich die Lösung der Probleme?
Sicher, wenn man Tiere der Natur entnimmt, ist der Bestand kurzfristig reduziert. Allerdings ist klar, solang ein zu großes Angebot an Nahrung vorhanden ist, kommen gerade sehr mobile Tiere wie Vögel sehr schnell nach. Schon nach wenigen Tagen wird der Bestand wieder die alte – und damit zu Hohe – Größe haben und der Kreislauf beginnt von vorn – und somit ist das Problem auch nicht gelöst! Es müsste also regelmäßig bejagt werden. Wie man das während der Brutzeit realisieren kann, ist eine weitere Frage die daraus entsteht und die geklärt sein muss.
Welche Alternativen gibt es zur Bejagung?
Die Natur folgt einem sehr einfachem Gesetz: Der Reproduktionserfolg einer jeden Tierart hängt unter anderem mit der Verfügbarkeit von Nahrung zusammen. Ein einfaches Beispiel dafür sind die fleischfressenden Tierarten wie der Turmfalke. In guten Mäusejahren schafft der Turmfalke bis zu sieben Jungtiere aufzuziehen. Kommt es regelmäßig zu solch erfolgreichen Bruten, führt dies dazu, dass der Bestand an Turmfalken zunimmt. Dies wiederum führt dazu, dass mehr Mäuse gefressen werden. Wenn dadurch der Bestand an Mäusen stark reduziert wird, kommt es in den Folgejahren dazu, dass die Turmfalken weniger Jungtiere aufzuziehen können, wodurch sich der Falkenbestand wieder reduziert. Dadurch erholt sich der Mäusebestand und der Kreislauf beginnt von vorn.
Wenn wir als Menschen in diesen Kreislauf eingreifen kommt es immer zu Problemen. Vergiften wir beispielsweise die Mäuse großflächig mit Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, kann dies dazu führen, dass alle Tierarten, die auf Mäuse als Nahrungsquelle angewiesen sind, in ihrem Bestand zusammenbrechen. Das führt dann dazu, dass es zu wenige natürliche Feinde von Mäusen gibt, was es erforderlich macht weiterhin mit Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen gegen Mäuse vorzugehen. (Dieses Beispiel kann natürlich auch auf Insekten und deren Fressfeinde angewandt werden. Bedenken Sie dies, bei der nächsten Bekämpfung von Blattläusen oder Raupen auf dem Balkon oder im Garten.)
Die einzige Alternative zur Bejagung ist es also, die verfügbare Nahrung einzugrenzen. Im konkreten Fall bedeutet dies, dass das bestehende Fütterungsverbot von Wasservögeln auch durchgesetzt werden muss. Da es dafür aber zu wenig Personal gibt und für neue Stellen kein Geld vorhanden ist, stehen wir vor dem Problem: Wie durchsetzen?
Sinnvoller als Strafen finde ich es dafür zu sorgen, dass die zu bestrafende Handlung gar nicht erst durchgeführt wird. Meiner Ansicht nach ist es also erforderlich, dass vom Elternhaus über Kinderkrippe, Kindergarten, Grundschule und so weiter bis zum Seniorenheim allen Menschen klargemacht wird, welche Konsequenzen das Füttern von Wasservögel hat und es deshalb auch verboten ist Wasservögel zu füttern. So sollte es möglich sein ein Bewusstsein zu schaffen, dass man selbstverständlich keine Enten füttert und das dieses Selbstverständnis dann genauso fest verankert wird, wie dass Selbstverständnis um Höflichkeitsformen, Anstandsregeln oder dass man für seinen Einkauf auch bezahlen muss.
Natürlich geht dieses gesellschaftliche Umdenken nicht von Heute auf Morgen. Das wird es wohl erforderlich machen, dass wir vorerst nicht um Bejagung und Bußgelder herum kommen werden. Ich habe aber die Hoffnung, dass es möglich ist, die Gesellschaft zum Umdenken zu bewegen und somit Badegäste, Enten und alle anderen Lebewesen in Gewässern in Zukunft problemlos nebeneinander leben können. Der Weg dahin ist gar nicht schwer wenn Sie nur zwei Kleinigkeiten tun:
Erstens: Sie erkennen an, dass das Füttern von Wasservögeln Probleme verursacht und füttern zukünftig nicht mehr.
Und Zweitens: Sie geben diese Information innerhalb Ihres Bekanntenkreises weiter.
Wenn jeder Ihrer Bekannten diesen Beitrag liest und diese beiden Schritte umsetzt, sollte es mit der Zeit keinen Menschen mehr geben, der in der Gewissheit etwas Gutes zu tun Enten füttert.
In diesem Sinne appelliere ich an alle Leser diese „zwei Kleinigkeiten“ umzusetzen.
Bürgerreporter:in:Ricky Stankewitz aus Langenhagen |
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