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Medien: Verdrängen die Bürgerreporter die Lokalredakteure? Zahlen Zeitungsredaktionen für Artikel aus MH? Werden Bürgerreporter ausgenutzt?

Zeitungsverlage brauchen schlanke Redaktionen. Insbesondere die starken Lokalredaktionen werden ausgedünnt und selbst "alte Hasen" werden entlassen um zu rationalisieren und Kosten zu sparen.

Der massive Kostendruck entsteht durch den Rückgang des Anzeigengeschäftes und durch den Strukturwandel im Handel.

Es ist noch nicht lange her, da schickte die Redaktion den Lokalredakteur, zusammen mit einem Pressefotografen ins "Feld". Nach Einführung der Digitalen Fotografie, drückte die Redaktion dem Lokalredakteur eine digitale Kamera in die Hand. Die Kamera ersetzte den fachlich versierten und ausgebildeten Fotografen, der nun zu Hause bleiben mußte.

Der noch verbliebene Redaktionsmitarbeiter für das Lokale ist das letzte Glied in der Kette. Auch er muß nun zu Hause bleiben, da seine Arbeit demnächst von vielen ameisenhaft arbeitenden Bürgerreportern gemacht werden kann! Knipsen, schreiben, veröffentlichen, kassieren! Denkste! Die Bürgerreporter arbeiten kontinuierlich für Gotteslohn. Und sie brauchen keinen Schreibtisch und keinen Computer. Denn sie arbeiten im Feld und dann von zu Hause aus.

Personalkosten, Sozialkosten, Versicherungen, Arbeitsplätze, Arbeitsplatzkosten eingespart. Und die, die nun die Arbeit machen, die arbeiten für Gotteslohn. Und wenn sie fleißig sind, dann erhalten sie die Ehre des Bürgerreporters der Woche oder des Monats in Gold, Silber oder Bronze. Das Ganze wird auch noch aufgepeppt. Der Bürgerreporter des Jahres erhält eine Wochenreise nach Gran Canaria. Und allen zusammen setzt man die Krone auf: Sie dürfen, natürlich zum Sonderpreis, einen Presseausweis erwerben, mit dazugehörigem Fahrzeugaufkleber und Presseschild fürs Auto. Alles natürlich zum Vorzugspreis. Der Kohl soll richtig fett werden: Wenn sie mit dem völlig wertlosen Presseausweis ausgestattet, Privilegien erwarten, dann muß ich sie enttäuschen. Presseausweise und Schilder sind heute praktisch an jeder Ecke zu bekommen, gegen urige Versprechungen und verständlicher Weise gegen Bares.

Also schaut mal selbst. Befriedigt Eure Eitelkeit. Wenn euer Beitrag in der Tageszeitung abgedruckt wird, solltet ihr euch nicht mit Gotteslohn zufrieden geben. Der Mikrokosmos der Informationen ist ein lukrativer und schneller Markt.

Die Bürgerreporter sind am nächsten dran. Deshalb sind sie flexibel und schnell. Und sie kosten nichts. Kein Gehalt, kein Schreibtisch, kein Telefon, keine Sozialversicherung, kein Gehalt, keine Kollegen. Und seine Kamera bringt er auch noch kostenlos mit. Seine angestellten Kollegen brauchen das alles, sind sozialversichert und fest angestellt und recherchieren stundenlang am Ort des Geschehens, haben eine lange Ausbildung oder ein Studium hinter sich, haben Familie mit Frau und Kind. Und heute sind sie alle reduziert und morgen entlassen.

Ist das wirklich so. Denken Sie mal drüber nach und lassen Sie sich nicht ins Boxhorn jagen! Die Zeiten sind schlecht, die Kosten sind hoch, die Gewinne werden gebraucht. Damit wieder investiert werden kann. In neue Techniken und neue Ideen, die möglichst nichts kosten. Hier sind wir jetzt angelangt. Die Bürgerreporter und die Zeitungsverlage . . . Tragt mal die Links zusammen, die zu diesem Thema interessant sind!

austrianer

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11 Kommentare

Ich bin Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, Ortsverein Godshorn. Ich versuche, diese Plattform zu nutzen, um Werbung für die AWO zu betreiben. Die Artikel über unsere Aktivitäten wollten die Zeitungsmacher von hier übernehmen.
Das geschieht leider nicht immer. Aber wenn, sehe ich, dass die Artikel auch gelesen werden und oft auch Kommentare folgen. Sollten die Vorwürfe stimmen, dass die Verlage Geld für Veröffentlichungen nehmen, wäre diese Plattform nicht mehr tragbar. Und wir Sozialvereine könnten uns auch keine Schmiergelder leisten.

Die Debatte wird ja nicht zum ersten Mal geführt, ich möchte gern etwas aus der Perspektive der Zeitungen (in diesem Fall: die Heimatzeitungen in HAZ und NP) beisteuern. Als wir vor anderthalb Jahren angefangen haben, myheimat zu unterstützen, da gab es in der Tat viele, die fragten: Ersetzt Ihr damit den Journalismus?

Wenn man heute in die Zeitungen schaut, dürfte das widerlegt sein: myheimat nimmt nur einen Bruchteil des täglichen Platzes ein (und in der Regel solche Seiten, die sonst für "Leser werben Leser"-Anzeigen genutzt worden wären). Einzig auf den Vereinsseiten findet sich in größerem Umfang myheimat-Material. Aber diese Seiten basierten auch schon vorher i.W. auf Material, das die Vereine eingesandt haben. Denn es gibt in der Region derart viele Vereine - bei jeder Versammlung, jeder Aktion und jedem Ausflug mit einem Journalisten dabei zu sein, das könnte kein Verlag finanzieren. Vereinsthemen, die einer journalistischen Aufarbeitung bedürfen, werden natürlich nach wie vor von den Redaktionen bearbeitet.

Mit myheimat redaktionelle Inhalte zu verdrängen, war nie unser Ziel und wird es sinnvollerweise auch nie sein. Denn für ihre Abogebühren können unsere Leser eine journalistische Berichterstattung über das lokale Geschehen erwarten. Gerade das unterscheidet doch die Tageszeitungen von anderen, kostenlosen Medien. Würden wir diese nicht mehr liefern, bräuchten wir uns nicht zu wundern, wenn wir überflüssig werden. Nicht zufällig haben wir ja in mittlerweile sieben Kommunen myheimat-Magazine eingeführt: ein zusätzliches Angebot, kein Verdrängen.

myheimat ist für uns eine wichtige Ergänzung, weil es uns hilft, auf Themen und Meinungen aufmerksam zu werden - die dann wiederum journalistisch aufgegriffen und beleuchtet werden. Wir wollen die Zeitung besser machen, nicht billiger.

Was mögliche Zahlungen angeht: Ich kenne die Verträge nicht. Aber moralisch verwerflich fände ich es nicht, wenn Zeitungsverlage Geld an die myheimat-Beitreiber überweisen würden. Denn diese erbringen ja eine Leistung, indem sie die Technik bereitstellen und betreuen etc.

"Realität beißt Verlagsvolk!" - nettes Video, danke für den Link ;)

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