Hilfe für die Flutopfer in Pakistan
Gemeinsam mit „Pakistan Relief“ unterstützt LandsAid von der verheerenden Flut betroffene Menschen in Pakistan
Im derzeit von massiven Überschwemmungen betroffenen Pakistan startet die Hilfsorganisation LandsAid gemeinsam mit ihrem lokalen Partner Pakistan Relief einen Hilfseinsatz. Gerade erst haben die beiden Organisationen eine Hilfsgüterverteilung für die schwer vom Erdbeben betroffenen Menschen im benachbarten Afghanistan abgeschlossen, jetzt setzt das Team von Pakistan Relief seine Arbeit im eigenen krisengeschüttelten Land fort – und hat bereits mit einer ersten Verteilung von Moskitonetzen, Lebensmitteln und Hygieneartikeln in Rajanpur, dem südlichen Punjab und einigen Teilen von Sindh begonnen. Der Schwerpunkt liegt auf der Deckung des unmittelbaren Bedarfs der Menschen, die in ländlichen Gebieten leben und nach den Überschwemmungen nur begrenzten oder gar keinen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern haben.
Prävention von Krankheiten
LandsAid unterstützt dabei in einem ersten Schritt gezielt die Beschaffung und Verteilung von Hygiene-Kits – bestehend etwa aus Seife, Shampoo, Zahnbürsten und Zahncreme sowie Hygienetüchern – in den besonders von der Flut getroffenen Regionen Agra und Rajanpur. „Die Menschen hier können ihren normalen Hygienestandards nicht mehr gerecht werden, was zu einem Gesundheitsnotstand in diesen Gebieten führt“, erklärt Anum Saba, Vizepräsidentin von Pakistan Relief. Ein solches Kit versorge einen Haushalt mit sechs bis acht Personen für circa sechs Wochen. Zudem sei diese Maßnahme immens wichtig, um eine Ausbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten zu verhindern.
Schon jetzt sei eine wachsende Zahl von Menschen mit Magen-Darm-Infektionen und Hauterkrankungen zu beobachten, so Saba. Schlangenbisse und durch verunreinigtes Wasser übertragene Krankheiten wie Cholera könnten die bestehenden Probleme in den nächsten Tagen und Wochen noch verschärfen. „Auch wenn es im Moment noch nicht viele Mücken gibt, könnten große Wasserlachen in den nächsten Tagen leicht zu Brutstätten und Zufluchtsorten für die gefährlichen Überträger des Dengue- und Malaria-Erregers werden“, sagt Saba.
Eine halbe Million Menschen obdachlos
Seit mehr als zwei Monaten regnet es bereits in Pakistan. Die nicht enden wollenden Monsun-Regenfälle haben sich zu verheerenden Fluten ausgeweitet, die bisher über 1.200 Menschen das Leben gekostet haben, etwa 400 davon sind Kinder. Es handele sich um die schlimmsten Überschwemmungen der letzten dreißig Jahre, so Saba. Rund ein Drittel der Fläche Pakistans stehe unter Wasser, mit katastrophalen Folgen: Eingestürzte Häuser, zusammengebrochene Infrastruktur, ganze Dörfer, die von der Außenwelt abgeschnitten sind – mehr als eine halbe Million Menschen sind plötzlich obdachlos. Rund 33 Millionen Menschen leiden insgesamt unter den Folgen der Regenfälle. Besonders in den schwer betroffenen Regionen im Süden des Landes fehlt es an allem: Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Unterkünften oder auch medizinischer Hilfe.
Das Ausmaß der Katastrophe sei so groß, dass die betroffenen Gemeinden noch Monate, vielleicht sogar Jahre, mit den verheerenden Auswirkungen zu kämpfen haben werden, meint Saba. Die Mehrheit der Betroffenen habe bereits vorher unterhalb der Armutsgrenze gelebt, viele Menschen seien von der Landwirtschaft und dem Viehbestand abhängig – beides wurde ihnen durch die Überflutung genommen. Es werde Monate dauern, bis das Hochwasser abgeflossen oder verdunstet sei. Zudem werde der Klimawandel die bestehende Situation in den kommenden Jahren noch weiter verschlechtern.
Schnelle Hilfe ist wichtig
„Es ist erschütternd für uns zu sehen, wie die Menschen leiden und ihre Angehörigen, ihre Häuser und ihr Vieh verlieren“, sagt Saba. Die Verzweiflung der Menschen sei nicht in Worte zu fassen. „Ganz wichtig ist es, jetzt schnell zu handeln“, betont LandsAid-Geschäftsführer Sven Weber. Jede Hilfe sei dabei wertvoll und willkommen, denn die Katastrophe übersteige bei weitem die Kapazitäten Pakistans. Aber auch langfristig sollten die besonders betroffenen Gemeinden beim Wiederaufbau unterstützt werden, meint Weber. Auch dafür werde sich LandsAid engagieren. „Helfen auch Sie uns dabei, das Leid der Opfer der schlimmen Überflutungen in Pakistan erträglicher zu machen.“
Hintergrund:
Pakistan ist extrem anfällig für Naturkatastrophen wie saisonale Überschwemmungen, Lawinen und Erdbeben. Jedes Jahr sind mindestens drei Millionen Menschen davon betroffen. Eine schlechte Infrastruktur, ineffektive Warnsysteme und abgelegenes Gelände verschärfen die Situation und begrenzen die humanitäre Hilfe. Das südasiatische Land mit seinen rund 230 Millionen Einwohnern leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Durch die heftigen Regenfälle in Südasien sind allein in Pakistan über 1.200 Menschen ums Leben gekommen– und die Zahl der Todesopfer steigt weiterhin an. Hinzu kommen mehr als 1.500 Verletzte. Schätzungen zufolge beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf rund zehn Milliarden Euro. Besonders im Bereich der Telekommunikation, im Straßennetz und in der Landwirtschaft sind massive Schäden entstanden.
Insgesamt steht rund ein Drittel der Fläche Pakistans unter Wasser. Fast eine Million Häuser wurden beschädigt. Nahezu 3.500 Kilometer Straßen sind zerstört, etwa 150 Brücken eingestürzt und 40 Dämme sind gebrochen. Das verhindert die Evakuierung bzw. die Flucht der Menschen aus betroffenen Gebieten, aber auch den Zugang zu humanitärer Hilfe sowie die Verbindung zu Krankenhäusern oder Notunterkünften. Auch zahlreiche landwirtschaftliche Flächen sind betroffen: 800.000 Hektar Ackerfläche sind vernichtet und hunderttausende Nutztiere verendet. Eine halbe Million Menschen haben ihr Zuhause verloren und der Zugang zu sauberem nicht kontaminiertem Trinkwasser ist stark eingeschränkt womit das Risiko für Infektionserkrankungen in den überschwemmten Gebieten, aber auch in Notunterkünften, stark erhöht ist.
Neben Pakistan haben auch die Nachbarstaaten Indien, Bangladesh und Nepal mit den katastrophalen Folgen der ungewöhnlich starken Monsunregenfälle zu kämpfen.
Infos unter https://landsaid.org.
Bürgerreporter:in:Andrea Schmelzle aus Landsberg am Lech |
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