Seniorinnen und Senioren werden für "Fit am Steuer" beschult.
Senioren im Straßenverkehr; Gesundheits- und Fahrtests ja oder nein?
Der Deutsche Verkehrsgerichtstag hat sich im Januar 2017 in Goslar erneut nicht klar positioniert. Das ist umso verwunderlicher, zumal sich gerade die Empfehlungen dieses Gremiums sehr stark in der Verkehrsgesetzgebung widerspiegeln.
Schaut man sich im europäischen und internationalen Raum um, so stellt man fest, dass zum Beispiel in Norwegen, Dänemark, den Niederladen, in den USA sowie Kanada ab einer gewissen Altersgrenze (meist ab dem 75. Lebensjahr) Gesundheitschecks bindend vorgeschrieben sind.
Rückblickend erinnere man sich hier nur an das ohrenbetäubende Geschrei vor der Einführung der allgemeinen Gurtpflicht. Heutzutage ist der Griff zum Gurt für jedermann eine Selbstverständlichkeit, weil dadurch ein Mehr an Sicherheit gegeben wird.
Die Seniorvertretretungen landauf und landab haben schon seit Jahren erkannt, dass man sich in Ermangelung gesetzlicher Regelungen des Themas „Senioren fit am Steuer“ zu widmen hat. So organisieren seit rund fünf Jahren die Senioren-beiräte von Langenhagen, der Wedemark und Laatzen und weiterer Kommunen in Niedersachsen und auch bundesweit in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Fahrschulen Schulungs- und Trainingsprogramme, die speziell auf Seniorinnen und Senioren zugeschnitten sind. Das Angebot ist kostenlos, oder es ist gegen einen symbolischen Betrag möglich. Die Teilnehmer werden mit gesetzlichen Neuerungen vertraut gemacht, zumal in der Regel der Zeitpunkt seit Ablegung der Fahrprüfung zum Teil mehr als 50 Jahre zurückliegt. Gegen einen redu- zierten Preis ist auch eine praktische Nachschulung möglich. Das ist gut so und auch gewollt. Die Nachfrage ist immens, so dass das Angebot auch künftig erfolgen wird. Auch der ADAC hat bei Entrichtung eines moderaten Unkosten- beitrags das stark nachgefragte und zu empfehlende Trainingsprogramm „Mobil im besten Alter“ aufgelegt.
Der Seniorenbeirat der Region Hannover richtete am 09. Juni 2012 ein Schreiben an den Deutschen Verkehrsgerichtstag, um das Thema dort mit entsprechenden Vorschlägen sensibel zu machen. Die Eingabe blieb bis heute unbeantwortet, sogar eine Eingangsbestätigung blieb bislang aus.
Im Jahr 2015 erfolgte ein Projekt des Nds. Innenministeriums, mit der Landesverkehrswacht, dem ADAC, dem Landesseniorenrat Nds. e.V. und dem Fahrlehrerverband. Die Durchführung dieses Events in Theorie und Praxis erfolgte auf dem Gelände des „ADAC-Fahrsicherheitszentrum Hannover-Messe“ in Laatzen. Für den Landdesseniorenrat Nds. nahm ich an diesem Schulungs- programm teil.
Am 24. Januar 2017 unterzog ich mich auf Bitten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) auf dem Laatzener ADAC-Gelände einem intensiven, mehrstündigen Fahrsicherheitstest. Nach Aussage des zuständigen ADAC- Projektleiters habe ich diesen Test, immerhin im Alter von fast 77 Jahren, mit Bravour und ohne Einschränkungen absolviert. Der Beitrag über diesen Test wurde in den ARD-Programmen bundesweit ausgestrahlt. Die zahlreichen Rückmeldungen, die mich nach den Sendebeiträgen erreichten, waren durchgehend positiv und bestätigten voll meine Sichtweise.
Festzustellen bleibt, dass nicht erst nach dem m.E. sehr unbefriedigenden Ergebnis des Verkehrsgerichttages 2017 das Thema „Mobil im Straßenverkehr“ weiterhin in der öffentlichen Diskussion bleiben wird. Vertreter der Versicherungen, des Deutschen Anwaltsvereins und andere Stellen mehr, stehen einem „Gesundheits-Check“, ab welcher Altersgrenze auch immer, positiv gegenüber.
Erwähnen möchte ich noch, dass zum Beispiel meine seit Ende der 50er Jahre in Kanada lebenden Geschwister den dort vorgeschriebenen Test auch im Alter von inzwischen über 80 weiterhin absolvieren und ohne Einschränkungen bestanden haben. Somit bringt diese Überprüfung nicht nur für Absolventen selbst sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer ein Mehr an Sicherheit!
Zwei für mich sehr nachhaltige und zum Thema gehörende Beispiele möchte ich noch schildern:
1. Im Jahre 1964 saß ich als junger Einzeldienstbeamter in Hannover-Misburg auf
dem Polizeirevier. Ein schon betagter Herr kam herein, legte seinen Führer-
schein auf dem Tisch und erklärte. Er feiere heute seinen 80. Geburtstag. Er
sei stolz darauf, bisher unfallfrei gefahren zu sein. Das solle auch so bleiben,
und er möchte sich keinen weiteren Gefahren aussetzen und gebe
daher den Führerschein freiwillig ab.
2. Aus unserem Laatzener Bekanntenkreis hat kurzem ein über 80-jähriger
Freund sein Auto verkauft, weil er sich den Gefahren im Straßenverkehr am
Steuer nicht mehr aussetzen möchte.
Dieses ist meines Erachtens umso mehr zu begrüßen, weil seine Frau keinen
Führerschein besitzt und sie nun alle ihre Besorgungen zu Fuß zu erledigen
haben.
Die Seniorenvertretungen werden das Thema jedenfalls weiterhin im Fokus behalten und damit ihren Beitrag zur „Erhöhung der Sicherheit von Seniorinnen und Senioren m Straßenverkehr“ leisten!
Der Seniorenbeirat der Stadt Laatzen hat bereits mit der ortsansässigen Fahrschule Pleiß vereinbart, das langjährig erprobte Schulungsprogramm auch 2017 fortzusetzen. Schon jetzt kann davon ausgegangen werden, dass die Nachfrage und somit der Run auf die Beschulungsplätze wieder groß sein wird.
Abschließend ist die Prognose sicherlich nicht so abwegig, dass bis zum Zeitpunkt einer eventuellen gesetzlichen Regelung über Gesundheits-Checks o.ä. noch mancher Wasserstrom durch die Leine geflossen sein dürfte.
Klaus-Dieter Meyer / Seniorenbeirat Laatzen
Bürgerreporter:in:Klaus-Dieter Meyer aus Laatzen |
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