Siegertexte im Schreibwettbewerb: Gefunden (von Ole Timm)

Ole Timm liest seinen Gewinnertext. (Foto: Daniel Junker, Leine-Nachrichten)
  • Ole Timm liest seinen Gewinnertext. (Foto: Daniel Junker, Leine-Nachrichten)
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Beim Schreibwettbewerb des Kunstkreises Laatzen zusammen mit dem Calenberger Autorenkreis hat Ole Timm (12) aus der Wedemark mit diesem Text in der Altersklasse "Klasse 5 bis 8" den ersten Preis gewonnen:

Gefunden
Von Ole Timm

Noch 10 Minuten“, dröhnte es durch die Klasse. „Mist“, dachte ich. „Satz des Pythagoras, was war das?“ Ich hasste Mathe. Als es klingelte, hatte ich nicht mal die Hälfte des Tests fertig. Ich schnappte meine Sachen und rannte aus der Klasse. Am Fahrradständer traf ich Tom. „Na, wie war die Mathearbeit?“ „Grauenvoll“, antwortete ich. Tom ging in die Parallelklasse und dessen Mathelehrer hatte „befunden“, dass er seinen Schülern eine Hilfestellung anbieten musste und hatte sie die Bücher benutzen lassen. „Wir müssen los“, sagte Tom „sonst ist die Pizzeria wieder voll.“ Da heute der letzte Schultag war, hatten Tom und ich beschlossen, Pizza essen zu gehen. „2 Wochen Ferien!“, schwärmte Tom. „Was machst du eigentlich?“, fragte ich. „Wir fliegen 10 Tage nach London“, sagte Tom und schwang sich auf sein Fahrrad.
Als ich nach dem Essen nach Hause kam war das erste, was ich sah, eine feuchte Hundezunge. „Aus Joey! Aus!“, schrie ich, aber mein 1 Meter (Schultermaß) großer Windhund ließ es nicht aus, mir einmal durchs Gesicht zu schlabbern. „Aus!“, schrie ich noch einmal und Joey hörte auf. Ich kannte Joey schon seit ich 6 war. Meine Eltern wollten eigentlich einen kleinen Hund, aber was sollte ich denn mit einem Handtaschenhund?
Meine Eltern waren noch nicht zu Hause. Sie hatten ein Restaurant in einer Parallelstraße. Mein Vater war Koch und meine Mutter und mein Bruder Phil Kellner. Phil hatte die Schule geschmissen, um Koch zu werden und als seine Ausbildungsstätte kurzfristig abgesagt hatte, hatten Mama und Papa ihn aufgenommen, bis er eine neue fand. Ich ging in mein Zimmer und Joey folgte mir. Für die Ferien hatten wir nichts vor, weil es im Restaurant im Moment nicht so gut lief. Ich fand das schade, weil so gut wie alle in der ersten Woche weg waren.
Ich setzte mich an den Computer und öffnete das Mail-Programm. Eine neue Mail! Sie war von meinem Fußballtrainer. Sie lautete: „Hallo Fußballer. Das Fußball-Training fällt die erste Woche der Herbstferien aus, da nur 4 Leute da sind. Bitte um Antwort für die zweite Woche. Gruß Stefan.“ Okay Leute! Die gute Nachricht. Es sind noch 3 andere da. Die schlechte Nachricht: Fußball-Training fiel aus. Na ja, vielleicht fand es ja in der zweiten Woche statt. Ich schrieb Stefan noch schnell eine E-Mail, dass ich die ganzen Ferien da war, fuhr den Computer runter und ging ins Wohnzimmer. Joey war in seinem Körbchen. „Na Großer !“, sagte ich. „Wollen wir nochmal raus gehen?“ Joey bellte. Ich zog mir Schuhe und Jacke an. Wir hatten zwar einen Garten, aber der war so klein, dass da drin gerade so Platz für ein Fußball-Tor war. Deshalb schrieb ich, falls meine Eltern und Phil nach Hause kamen, dass ich mit Joey in den Wald gegangen war. Wald war eigentlich eine Untertreibung. Der „Wald“ war ungefähr so groß wie Hannover, nur dass man sich in Hannover nicht so leicht verirren kann.
Als ich raus kam, hatte Joey seinen mit Hundesabber voll gesoffenen Tennisball im Maul. Ich war darauf vorbereitet und hatte mir Handschuhe mitgenommen. Der Spaziergang zum Wald dauerte 20 Minuten. Auf dem Weg wurde es immer kälter und ich machte meine Jacke zu. Ich schaute zum Himmel und dachte: „Mist!“ Es zog ein Gewitter auf. „Joey“, rief ich. „Komm!“ Joey kam angerannt und wir liefen zu einer Bushaltestelle. Ich wollte gerade mein Handy herausholen und meine Mutter bitten, uns abzuholen als....... „Mist“ dachte ich abermals. Ich hatte es zu Hause in meinem Zimmer liegen lassen. Das Gewitter wurde immer stärker. Jetzt fing es auch noch an zu blitzen. „Joey hat Angst vor Donner“, dachte ich und wollte Joey gerade festhalten als..... es donnerte! Joey flitzte los, heulte vor Angst und lief in den Wald. „Joey!“, rief ich und rannte ihm hinterher. Joey lief schneller. Ich hinterher. Eigentlich war Joey viel schneller als ich, aber da er im Zickzackkurs lief, hatte ich schon aufgeholt. „Jetzt nur noch ein bisschen“, dachte ich. Ich konnte Joey fast greifen da...... Rumms!
Ich war über einen herumliegenden Ast gestolpert und hatte mich der Länge nach in eine Schlamm-Pfütze gelegt. Joey verschwand allmählich aus meinem Blickwinkel. „Joey! Bleib hier“, rief ich noch einmal, aber Joey lief fort. Ich stand auf, aber konnte nicht mehr laufen, mein linker Fuß tat höllisch weh. Es war dunkel geworden. Ich schaute auf meine Uhr: 19:36 Uhr. Wo war Joey entlanggelaufen? Ich musste weiter. Ich stand auf und setzte mich sofort wieder an einen Baum. Mein Fuß tat fürchterlich weh. „Joey“, rief ich „Joey!“ Ich weiß nicht, wie lange ich da saß, aber ich rief immer wieder Joeys Namen. Ich versuchte zu kriechen, aber sobald ich den Fuß zu viel bewegte, tat er höllisch weh. Plötzlich leuchtete mir ein helles Licht ins Gesicht und jemand schrie: „Nick!“ als ich in den Schlaf fiel.
Als ich aufwachte, saß ich auf der Rückbank eines Autos. Neben mir schrie jemand irgendetwas. Ich drehte meinen Kopf. Ich saß in Mamas Auto und neben mir saß Phil. „Nick geht es dir gut?“ fragte er. „Ja!“, sagte ich. „Wo ist Joey?“ „Papa sucht ihn“, sagte er. „Aber du musst jetzt erstmal ins Krankenhaus.“ „Nein ich muss mithelfen“, sagte ich. „Nur ich weiß, wo er entlanggelaufen ist.“ „Das musst du es halt aufzeichnen oder so was“, mischte sich meine Mutter in das Gespräch ein. „Nein, nicht ins Krankenhaus“, sagte ich. „Mit dem Fuß ist nichts. Das wird gehen. Ich muss in den Wald.“ „Nein Nick! Wir fahren jetzt zum Arzt. Geht wahrscheinlich sowieso schneller mit dem Röntgen als im Krankenhaus. Wenn da nichts ist mit dem Fuß, dann kannst du in den Wald. Wenn etwas ist, dann fahren wir ins Krankenhaus. Okay?“ „Es ist nichts mit dem Fuß“, sagte ich. „Joey ist da draußen alleine. Ich muss dahin Mama!“ „Nick, wenn du dich weiter so anstellst, dann sag ich dem Arzt, dass er dich extra lange da behalten soll.“ „Ist Joey dir denn vollkommen egal?“, schrie ich. „Nein!“, schrie sie zurück. „Aber es geht mir in erster Linie um deine Gesundheit. Du zeichnest am besten auf, wo du ihn zuletzt gesehen hast, und dann nimmt Phil sich ein Taxi und fährt damit zu Papa und die beiden suchen ihn.“ Sie schluchzte leise. Es regnete immer noch. „Mist!“, sagte ich leise. Ich schaute aus dem Fenster. Joey war jetzt irgendwo da draußen. Phil, der irgendwo im Seitenfach gekramt hatte, reichte mir Stift und Zettel. Ich zeichnete ihm ein, wo Joey entlanggelaufen war und wo er am besten suchen sollte.
Als wir beim Arzt ankamen half Phil mir, indem er mich stützte.Wir hatten Glück. Der Arzt war gerade mit seiner Behandlung fertig. Phil sagte zu ihm: „Er ist im Wald gestolpert. Bitte etwas Beeilung. Unser Hund ist im Wald weggelaufen.“ Der Arzt sagte: „Zimmer 4, bitte.“ Ich setzte mich auf einen der beiden Patientenstühle. Der Fuß tat immer noch weh, aber es hatte nachgelassen. Hoffentlich ließ mich der Arzt in den Wald. Phil verabschiedete sich jetzt. Er sagte noch zu mir: „Joey wird schon nichts passieren. Wenn Papa und ich ihn nicht finden, dann findet er wahrscheinlich uns.“ Als er mein betrübtes Gesicht sah, schob er schnell hinterher: „Wir finden ihn. Du brauchst dir nur um deinen Fuß Sorgen zu machen.“
Phil ging und der Arzt kam. „Was passiert wenn ich hier drücke?“, fragte er. „Gar nichts“, antwortete ich. Hierbei hatte ich nicht gelogen. Ich dachte mir, wenn ich die ganze Zeit einfach sage, es wäre nichts, dann würde er mich gehen lassen. Reingefallen! Als er auf den nächsten Punkt drückte, zog ein höllischer Schmerz durch meinen Fuß. Ich verzog das Gesicht und ohne das ich eine Antwort gegeben hatte, machte er weiter. „Was passiert, wenn du den Fuß bewegst?“ Probehalber bewegte ich den Fuß. „Nichts“: antwortete ich (ungelogen). „Und wenn du auftrittst?“, fragte er. Ich trat auf. Ich verzog das Gesicht. „Tut weh“, antwortete ich knapp. „Ich röntge den Fuß jetzt und dann sehen wir weiter. Setz dich schon mal dort in dem Raum auf den Stuhl und leg den Fuß auf die Platte.“
Ich ging so schnell ich konnte zu dem Raum, den der Arzt mir gezeigt hatte. „Bitte!“, flehte ich in mich hinein. „Bitte!“ Ich dachte an Joey. Hoffentlich hatte Papa ihn schon gefunden. Was würde passieren, wenn wir ihn nicht fanden. Der Arzt kam und schob mir das Röntgengerät an den Fuß. Keiner sagte etwas. Meine Mutter stand draußen am Fenster. Ihre Wimpern tusche war leicht verlaufen. Der Arzt ging jetzt an einen Computer und stellte das Gerät ein. Es kam mir vor als würde jede Sekunde mehrere Stunden dauern. Der Arzt ging und schloss die Tür hinter sich. Das Röntgengerät summte. „Schneller!“, dachte ich. „Los!“ Es könnte sein, dass Joey genau in diesem Moment etwas zustoßen würde.
Es piepte. Das Röntgengerät war fertig. Der Arzt kam rein und ging an den Computer. Er klickte ein paar mal und es erschienen zwei Bilder. Er schaute sie sich eine Weile an. Meine Mutter trat zu mir. Mir fiel auf, dass sie seit dem Streit im Auto kein Wort mehr gesagt hatte. Der Arzt sagte: „Also hier ist nichts zu sehen. Es wird wahrscheinlich eine Prellung sein. Ich könnte dir jetzt noch einen Verband machen, aber du wirst jetzt auf jeden Fall Krücken kriegen.“ „Ich nehmen die Krücken“, sagte ich, bevor meine Mutter irgendwas sagen konnte. Ich humpelte in den Eingangsbereich und der Arzt und meine Mutter kamen hinterher. Der Arzt überreichte mir zwei blaue Krücken. Ich nahm sie, zog meine Jacke an und humpelte so schnell wie möglich zum Auto. Als meine Mutter einstieg, sagten wir beide nichts. Als meine Mutter vorne saß drehte sie sich auf dem Sitz um. „Okay Nick“: sagte sie. „Ich fahr mit dir zum Wald und wir suchen Joey. Aber nur, wenn du mir davor etwas versprichst.“ „Was?“, fragte ich. „Erstens: Wir fahren nach Hause und holen eine Taschenlampe und ein Handy. Zweitens: Du lässt dein Handy die ganze Zeit eingeschaltet. Okay?“ „Meinetwegen!“, sagte ich.
Als wir am Waldrand ankamen, hatte es aufgehört zu gewittern, aber es war stockdunkel. Von Papa und Phil war nichts zu sehen. Meine Mutter sagte: „Rufst du die beiden mal bitte an?“ Ich wählte die Nummer meines Vaters und wartete. „Tuut,Tuut! Ja, Jan Meier“, ertönte die Stimme meines Vaters. Ich holte tief Luft und sagte: „Hi Papa, ich bin‘s, Nick. Mama und ich stehen hier am Waldrand. Wo seid ihr?“ Mein Vater sagte: „Wo Phil ist, weiß ich nicht, aber ich bin schon zu weit im Wald drin. Ich bräuchte eine halbe Stunde, bis ich bei euch bin. Geht am besten gemeinsam los. Nick, da du hier bist, denke ich mal, dass dein Fuß nicht gebrochen ist.“ „Ja, er ist geprellt, aber es geht. Ich muss Joey suchen, bitte Papa!“, sagte ich. Der Gedanke, dass Joey etwas zustoßen konnte, schmerzte in meinem Kopf. Ich musste ihn suchen. „Nick, ich kann dir nicht verübeln, dass du mithelfen willst, aber bitte pass auf und bleib bei deiner Mutter. Okay?“ „Ja, Okay!“, antwortete ich. „Tschüss.“ Ich legte auf.
Meine Mutter schaute mich fragend an. „Komm!“, sagte ich. Wir gingen zusammen in den Wald. Es war dunkel. Ich musste humpeln und dadurch ging es sehr langsam voran. Meine Mutter hatte die Taschenlampe. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Als wir etwas weiter drin waren, blieb ich stehen. „Joey!“, schrie ich. „Joey! Bei Fuß! Joey!“ „Es bringt nichts, er hört dich nicht. Lass uns noch weiter reingehen und es dann nochmal probieren“, sagte meine Mutter. „Meinetwegen“, antwortete ich. Wir gingen wieder weiter. Der Wind wurde jetzt stärker und ich machte meine Jacke zu. Wir riefen immer abwechselnd, aber es brachte nichts. Wir gingen jetzt auf einen kleinen Berg, der einen nicht sehr steilen, aber sehr langen Abhang hatte. Bei Tag konnte man bis nach ganz unten gucken. Aber im Moment bei Nacht sah man gar nichts.
Plötzlich begann die Taschenlampe schwächer zu werden. Meine Mutter und ich guckten uns gegenseitig mit entsetzten Blicken an. Aber dann schien sie wieder mit normaler Stärke und wir gingen weiter. Nach einer Weile schaute ich auf meine Uhr: 21:28 Uhr! Wir gingen jetzt seit fast einer Stunde in diesem Wald herum. Ich hütete mich aber, dies meiner Mutter zu sagen. Wenn sie das erfahren würde, würde sie wahrscheinlich die Suche abbrechen. Joey konnte nicht weg sein, er musste hier sein. Der Gedanke, dass im irgendetwas zugestoßen war, konnte ich einfach nicht ertragen. Wir mussten ihn finden. Wir mussten, mussten, mussten.
Als ich noch mitten in meinen Gedanken war, ging plötzlich die Taschenlampe aus. „Mama wo bist du?“, rief ich in die Dunkelheit hinein. „Ich bin hier Nick“, rief sie zurück. Ich humpelte langsam in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Aber plötzlich........... Rumms! Mit einem Mal war unter einer meiner Krücken kein Boden mehr. Meine Mutter hätte mich wahrscheinlich noch festhalten können, aber sie sah mich ja nicht. Ich wollte gerade aufschreien, aber in dem Moment landete ich mit dem Gesicht voran auf der Erde. Ich rollte den Abhang hinunter. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, rief ich um Hilfe, aber ich war wahrscheinlich schon außer Hörweite. Außerdem trug der Wind meine Stimme fort. Ich rollte immer weiter. Man konnte jetzt nicht mehr die Spitze vom Hügel sehen. Ich schaute nach unten. Ich hatte jetzt schon mindestens 40 km/h drauf. Dort unten war ein Fluss. Wenn ich mich nicht irgendwo festhalten konnte, dann würde ich voll in den Fluss rollen. Er war jetzt zwar nicht tief, aber es würde trotzdem wehtun und ich wollte nicht klitschnass werden. Da sah ich die Lösung. Meine Krücken waren mit runter gefallen und die eine war jetzt fast in meiner Reichweite. Wenn ich sie kriegen würde, konnte ich mich damit vielleicht an einem Baum oder etwas anderem festhalten. Ich versuchte nach der Krücke zu greifen. Aber sie war noch zu weit entfernt. Außerdem war es gar nicht so einfach, wenn du jede Sekunde einmal mit dem Gesicht auf den Boden kamst. Langsam wurde mir auch schwindelig. Viele Versuche hatte ich nicht mehr. Ich versuchte nach der Krücke zu greifen und ich......... ich hatte sie. Da vorne war ein Baum, der war gut geeignet. Jetzt musste ich nur noch den richtigen Moment abpassen. Wenn ich den Baum nicht erwischte, dann würde ich wahrscheinlich in den Fluss rollen. Der Baum kam näher. Ich machte mich bereit zum Versuch und........ Knacks!
Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen linken Fuß. Dies vertrieb zwar meinen Schwindel, aber es tat trotzdem höllisch weh. Ich hatte den Baum mit der Krücke verfehlt, aber mein geprellter Fuß war in einer hervorstehenden Wurzeln hängen geblieben. Ich versuchte ihn zu bewegen, aber es regte sich nichts. Jetzt war er sicher gebrochen. Ich musste irgendwie Hilfe holen. Es war alles so..so... dunkel und finster. Joey war weg, mein Fuß war gebrochen und ich lag irgendwo auf diesem Hügel herum. Ich wünschte, ich könnte jetzt einfach einschlafen und wenn ich aufwachte war alles wieder gut. Meine Mutter konnte mich irgendwo suchen. Sie wusste ja nicht, wo ich hingefallen war, weil sie es ja nicht gesehen hatte. Außerdem konnte sie nicht so schnell Hilfe holen, da sie ihr Handy nicht mitgenommen hatte. Wo war eigentlich mein Handy? Vielleicht war es ja genauso wie die Krücke den Berg runter gerollt. Aber ich konnte es in der Dunkelheit nicht entdecken. Das einzige, was mir jetzt noch blieb, war um Hilfe zu schreien. „Hilfe! Hilfe!“, schrie ich. Ich schrie so lange, bis ich heiser war, aber niemand kam. Ich schaute runter. Ich konnte den Fluss jetzt deutlich sehen. Hinter ihm lag noch ein kleiner Abschnitt vom Wald. Ich spürte plötzliche Müdigkeit und versuchte sie abzuschütteln, was mir fast gelang. Fast! Ich schaute auf meine Uhr: 21:49! Normalerweise saß ich um diese Zeit noch vor dem PC und zockte irgendetwas. Ich wünschte, das wäre heute auch so.
Plötzlich raschelte etwas unten im Gebüsch. Ich konnte nicht erkennen was es war, aber das war mir jetzt egal. „Hallo hier! Hallo!“, schrie ich. Jetzt kam jemand aus dem Gebüsch. Ich konnte nicht genau erkennen, wer es war, aber jemand war da. „Hallo!“, schrie ich noch einmal. Dieser Jemand begann jetzt den Berg hochzuklettern. Er machte dies, in dem er auf allen Vieren lief. Moment, das war nicht irgendjemand, das war..... „Joey!“, rief ich und mein Windhund kam auf mich zu gerannt. „Joey“, rief ich noch einmal und Joey kam an gesprintet. Ich kraulte ihn erstmal ausgiebig hinter den Ohren.
Ich wünschte jetzt wäre alles okay. Aber das war es nicht. Ich hatte zwar Joey wieder, aber es blieb immer noch die Frage, wie ich meine Eltern benachrichtigen sollte. Ich wusste, was die Lösung war, aber ich wollte, es gäbe noch eine andere. Wenn Joey etwas falsch verstand, würde ich ihn schon wieder verlieren. Wie lange ich dann noch hier liegen sollte, daran wollte ich gar nicht denken. Ich rief Joey wieder zu mir, der ein paar Schritte weg gegangen war. Ich sah ihm ins Gesicht: „Joey! Such Mama! Such Papa! Hol sie her.“ Joey bellte als Zeichen, dass er verstanden hatte. Dann lief er in den Wald. Ich schaute auf meine Uhr: 22:32 Uhr! Langsam wurde es kalt. Ich versuchte noch einmal mein Bein zu bewegen. Wieder nichts. Ich wartete eine Weile. Plötzlich überfiel mich wieder die Müdigkeit. Ich versuchte noch gegen sie anzukämpfen, aber es gelang mir nicht. Ich schlief ein und meine einzige Hoffnung lag bei Joey.
Joey war verwirrt. Zuerst griff „der große Geist“ ihn und Herrchen an. Nachdem er Herrchen wieder gefunden hatte, schickte Herrchen ihn, um das Herrchen von Herrchen zu finden. Aber was auch immer, Herrchen befahl – Joey führte es aus. Er hielt die Schnauze ihn die Höhe, um die Fährte aufzunehmen. Da! Da war etwas. Joey presste die Schnauze auf den Boden, um die Fährte zu erkennen. Derjenige war gar nicht weit von hier. Jetzt erkannte Joey ihn. Es war Mittel-Herrchen. Joey rannte los. Er wusste zwar nicht warum, aber Herrchen hatte es ihm aufgetragen. Er durchbrach ein Gebüsch und da war auch schon Mittelherrchen.
„Joey!“, rief Phil, als er Joey sah. „Mensch, das hat aber lange gedauert. Aber Joey verhielt sich nicht normal. Er wollte nicht wie üblicherweise erstmal hinter den Ohren gekrault werden, sondern er lief einfach wieder in den Wald. „Joey! Warte!“, rief Phil und lief hinterher. Joey lief weiter in den Wald. Phil dachte natürlich, Joey wollte wieder abhauen. Er konnte ja nicht ahnen, dass Nick in Gefahr schwebte. Phil war zwar schneller als Nick, aber Joey war immer noch schneller. Phil und Joey waren jetzt auf der Hälfte der Strecke. Langsam kam Phil ins Schwitzen. Er könnte stehen bleiben und seine Eltern anrufen, aber dann würde er Joey wahrscheinlich aus dem Blick verlieren.
Endlich erblickte er den Waldrand. Joey steuerte genau darauf zu. Joey brach jetzt durch das Gebüsch und war außerhalb von Phils Sicht. Aber nicht mehr lange. Phil brach auch durch das Gebüsch. Er sah Joey fast sofort wieder. Dieser lief den Berg hoch. Plötzlich blieb er stehen mitten auf dem Berg. „Endlich“, dachte Phil. Er begann den Aufstieg. Als er näher kam, sah er, dass neben Joey ein unförmiger Haufen lag. Plötzlich erkannte er den Haufen. „Nick!“, rief er. „Keine Angst ich hole Hilfe!“ Innerhalb von einer Viertelstunde kam ein Krankenwagen und brachte Nick ins Krankenhaus.
Zwei Wochen später fing die Schule wieder an. Ich lief auf Krücken. Der Knöchel war wirklich gebrochen gewesen. Aber jetzt heilte er ganz gut. Zu Anfang der Ferien dachte ich zwar, die Ferien würden langweilig werden, aber der erste Teil war eigentlich ganz spannend. Der zweite Teil dann wieder nicht so aufregend, da ich mit dem gebrochenen Knöchel zu Hause rumgehangen habe und das Fußballtraining, das in der zweiten Woche stattfand, verpasst hatte.

Bürgerreporter:in:

Robin Jantos aus Hannover-Mitte

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