Burgen und Schlösser in der Region Hannover (Teil 5) - In Laatzen gibt es noch viele Gutshäuser
Wer über Alt-Laatzen in die Leineaue wandert oder fährt, kommt an der "Alten Rathausstraße" an einen kleinen Park vorbei. Inmitten des Parks liegt ein stattliches Gebäude.
Der Straßenname deutet auf die Funktion des Hauses hin. Tatsächlich diente das Gebäude von 1937 bis 1976 als Rathaus von Laatzen. Ursprünglich wurde es jedoch Mitte des 18. Jahrhunderts als Herrenhaus des Rittergutes Schwake erbaut. Bei einem Umbau 1872 erhielt das schlossartige Gebäude dann seine klassizistischen Stilelemente.
Das Rittergut Schwake entstand durch die Zusammenlegung mehrerer Bauernhöfe. Doch das prächtige Herrenhaus an der Alten Rathausstraße war nicht der erste Herrensitz in dem Dorf Laatzen. Um das Jahr 1300 herum war das Geschlecht derer von Lathusen Inhaber der Vogtei von Laatzen, das damals noch Lathusen hieß, und hatte hier natürlich auch ihr Domizil. Diese Adelsfamilie von Lathusen übertrug ihren Besitz und ihre Rechte im Laufe des 14. Jahrhunderts an das Kloster Marienrode. Auf dem Gut, auf denen bisher die von Lathusen gesessen hatten, wurde ein Klostervogt gesetzt. Der frühere Döhrener Pastor von St. Petri, Ernst Wehr, ist in seinen "Mitteilungen aus der Geschichte der Kirchengemeinde Döhren", den Spuren dieses Adelshofes gefolgt. Pastor Wehr lokalisierte ihn an der Laatzener Brückstraße als den späteren Köhlerschen Hof, der einst im Hofstellenverzeichnis die Nummer 1 geführt hatte. Später wurde der Adelshof an die Neue Straße verlegt. Der Name "Edelmannsgarten" ist für diese Stelle überliefert und erinnert an die frühere Bedeutung. Anfang des 19. Jahrhunderts brannte dieses Gut ab und wurde auf dem Kronsberg neu aufgebaut.
Nicht ganz so imposant, eher bescheiden wirkt das Gutshaus im Ortsteil Rethen. Es in seiner Ausführung eher schlicht geraten ist und hat so gar nichts mit einem Prachtschloss gemeinsam. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen zweistöckigen Vierständerbau, den sich die Familie von Hartmann als Domizil auf ihrem Rittergut vor rund 200 Jahren in einem großen Gutspark erbauen ließ. Möglicherweise lag ein Stückchen weiter früher noch ein zweiter wehrhafter Adelssitz. Die "Burgstraße" in Rethen soll jedenfalls daran erinnern.
Herrenhaus und Park stehen inzwischen als Baudenkmale unter dem Schutz des Gesetzes. Seit 1974 wird das Herrenhaus von der Stadt Laatzen als Ordnungsamtsnebenstelle genutzt und der kleine Park ist öffentlich zugänglich.
An der Ritterstra8e 14 im benachbarten Gleidingen am Rand der Leineaue liegt ein weiteres Gut. Es ist allerdings noch relativ jung. Erst 1817 wurde es gebildet. Sehenswert ist das zweigeschossige prächtige Herrenhaus. 1860 schufen die Bauhandwerker dieses hübsche Gebäude Einer der angrenzenden Scheunen stammt aus dem Jahr 1836.
Schräg gegenüber mit der Hausnummer 21 liegt an derselben Straße ein weiteres Rittergut. Hier stand früher einmal die kleine Wasserburg der Herren von Gleidingen. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde im 16 Jahrhundert erlosch das Geschlecht jedoch. Die Familie von Reden bewirtschaftete dann den Besitz. Vor einigen Jahren war von der ehemaligen Befestigung noch ein Teil des Wassergrabens vorhanden. Und auf der höchsten Stelle im Gutspark fanden sich die Reste eines Wachturmes. Von hier hatten die Posten einen weiten Überblick ins Leinetal. Das Herrenhaus des Gutes wird in die Zeit vor 1750 datiert. Obwohl die alle Bausubstanz des Rittergutes nur noch teilweise vorhanden ist, steht die ganze Anlage ebenfalls unter Denkmalschutz.
Das frühere Herrenhaus am Rethener Kirchweg in Grasdorf muss nach alten Bildern zu urteilen ein schönes schlossähnliches, imposantes Gebäude gewesen sein. Doch das Gut gibt es schon lange nicht mehr. Ein Altersheim nahm seinen Platz ein. In Grasdorf hat es wohl nach dem Heimatforscher Helmut Flohr auch eine kleine Niederungsmotte – eine Turmhügelburg – gegeben. Die Anlage ist nicht zu verwechseln mit der Retburg (siehe Teil 6 - Pattensen) auf dem anderen Leineufer. Der Burghügel ist längst abgetragen, so dass alle Spuren vernichtet sind. Es dürfte sich bei der Wehranlage um eine einfache Holzkonstruktion zum Schutz eines adeligen Hofes gehandelt haben.
Im Westen schließt sich an Laatzen die Stadt Pattensen an. Pattensen war nicht nur besonders burgenreich. Dort thront auch noch eines der bedeutesten Baudenkmale der Region: das Schloss Marienburg. Davon soll in der nächsten Folge die Rede sein.
Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen – 24.11.2011
05: Gutshäuser in Laatzen – 15.12.2011
06. Schlösser und Burgen der Stadt Pattensen - in Vorbereitung
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.