Bankbetrug, Teil 10 – Vermögensberatung

Bevor Sie zu irgendjemand zur Vermögensberatung gehen, machen Sie – nur für sich selbst – eine Aufstellung über Ihr Vermögen.
Da ist zunächst der Vermögensbestand, dies sind Bankguthaben, Wertpapiere, eventuell weitere Forderungen gegen Dritte, das Grundvermögen. Dem stehen eventuell vorhandene Verpflichtungen gegenüber. Beispiel Haus: Wert 500.000, Belastung 300.000, also eigentliches Vermögen nur 200.000 – wenn es denn verkauft würde und der Verkäufer bekäme, was er gern haben möchte.
Da sind die laufenden Einnahmen und Ausgaben, normalerweise also das Gehalt als Einnahme und die laufenden Ausgaben. Wir wollen hoffen, dass die Einnahmen über den Ausgaben liegen.
Da ist das bisher Angesparte zur Alterssicherung. Wer im Alter mit 65 Jahren in die Rente eintritt, hat noch 20 bis 30 Jahre zu leben – und dieses Leben kostet Geld. Private Versicherungen haben zwar einen Barwert, aber da dieser Vermögensteil für das Alter vorgesehen ist, sollte man hier nicht leichtfertig etwas ändern und die Ansprüche aus der gesetzlichen Rente oder bei Beamten Pensionen können ohnehin nicht anders eingesetzt werden, obwohl hier ganz erhebliche Vermögen vorhanden sind. Es lohnt also nicht, hier den Rentenbarwert (abhängig vom gewählten Zinssatz und der Sterbetafel) sich auszurechnen. Wer trotzdem gerne rechnet, hier die Fausregel: Jahresrente mal 20 ist so ungefähr der Rentenbarwert.
Was haben wir denn nun nach sorgfältiger Rechnung als Vermögen herausbekommen? Jetzt müssen wir noch für eine Sicherheitsreserve sorgen. Sie sind Arbeitnehmer, ungekündigt? Das kann sich schnell ändern. Und das Arbeitsamt zahlt nicht mal die kümmerliche Unterstützung, weil das Amt einfach behauptet, Sie seien ja selbst schuld am Verlust des Arbeitsplatzes. Es gibt erstmal eine Sperre von drei Monaten. Das mag sich später anders darstellen und auch nachgezahlt werden – aber diese drei Monate müssen erstmal überbrückt werden. Aber eine Reserve von drei Monatsausgaben ist eigentlich zu wenig, da auch die Waschmaschine, sie läuft schon dreißig Jahre, gerade jetzt ihren Dienst einstellt. Das Auto möchte unbedingt wieder in die Werkstatt und ein wenig Glatteis besorgt Ihnen einen Knochenbruch. Also, die Reserve muss höher sein, mindestens sechs Monate sollten überbrückt werden können. Übrigens, manche Vermögens- und Anlageberater sprechen hier von drei Jahresausgaben! - Und wenn Sie jetzt immer noch was an Vermögen anzulegen haben, dann dürfen Sie auch zur Bank oder dem Vermögens- und Anlageberater gehen.
Ist der Berater gut, fragt er sehr indiskret nach allen eventuell vorhandenen Vermögenswerten (daher die Aufstellung!), fragt er danach nicht oder nur sehr oberflächlich, dann ist wohl auch die Beratung etwas oberflächlich. Ein guter Berater wird sich mehrere Stunden Zeit für Sie nehmen (Stundenpreis so um 200 Euro) und der Berater will von Ihnen bezahlt werden, planen Sie also schon mal den ersten Tausender ein. Wollen Sie das nicht bezahlen, gegen Sie getrost zur Bank, die macht es scheinbar umsonst. Nur der Berater, der Ihnen nicht offen eine Rechnung stellt, wird von denen bezahlt, deren Produkte er Ihnen aufhängt – und das ist weitaus teurer, aber Sie merken es ja nicht.
Eine über Vertreter (Bank!) vermittelte Lebensversicherung kostet rund 5 Prozent der Versicherungssumme (bei Direktversicherern liegt das deutlich darunter), die Bausparkassen haben ihre Abschlussgebühr (Vertreterprovision, Bank), Kontoführungsgebühr und mickerige Sparzinsen.
Bundesanleihen haben einen miesen Zins von derzeit rund 2 Prozent. Wer mehr bietet, könnte nicht so sicher sein. Und Bankschuldverschreibungen, außer dem echten Pfandbrief, sind jedenfalls nicht sicher, wie wir jüngst gelernt haben. Dann schon eher Industrieanleihen namhafter Unternehmen.
Grundsatz: je höher der Zinssatz, um so unsicherer das Wertpapier.
Eine Frage ist bei jeder Kapitalanlage auf Empfehlung wichtig: welche Eigeninteressen hat der Empfehlende an dieser Empfehlung? Bekommt er Provision, Gebühren, Gewinnanteile und das alles in welcher Höhe? Bei Banken kostet jede Anlageempfehlung Geld, nicht immer offen aber versteckt um so mehr. Größenordnung: 5 Prozent des anzulegenden Kapitals wechseln direkt oder indirekt in die Taschen des Vermittlers / der vermittelnden Bank.
Wie sicher ist die Anlage? Wenn das Kapital verloren geht, dann nützt auch die versprochene Rendite von 10 Prozent nichts.
Und noch eins: reich wird man nicht durch das eine gute Geschäft sondern durch die vielen schlechten, die man lässt!

13.10.2010
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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