Schwarzarbeit

Schwarzarbeit ist gut! Mehr als zehn Prozent des BIP (Brutto-Inlands-Produkt) wird durch Schwarzarbeit geschaffen (nur nicht im BIP gezählt). Wir leben alle durch Schwarzarbeit bedeutend besser. Die Behauptung, durch Schwarzarbeit würden öffentliche Abgaben entzogen ist nur vordergründig richtig, einer Nachprüfung hält sie nicht stand. Wer keine (weniger) Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge zahlt, bekommt auch keine (weniger) Rente bzw. Arbeitslosenunterstützung, hier also stehen spätere Einsparung gegenüber. Die Kranken- und Pflegeversicherung ist in der privaten Versicherung einkommensunabhängig – und wenn in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung der Beitrag vom Einkommen abhängt, dann ist das ein Fehler dieses Systems, nicht der Schwarzarbeit. Außerdem, was ist, wenn der Schwarzarbeiter ohnehin schon die höchsten Beiträge zahlt? Bleibt die Steuer, genauer die Einkommensteuer. Bleibt der Schwarzarbeiter unter den Freigrenzen, ist das Argument ohnehin falsch. Aber durch die Schwarzarbeit werden (Verbrauchs-)güter gekauft, da fällt allemal neunzehn Prozent Mehrwertsteuer an – und bei den Händlern die Gewinnsteuern (Einkommen-, Körperschafts-, Gewerbesteuer). Also: Schwarzarbeit erzeugt sehr wohl Steuerabgaben, Schwarzarbeit ist gut!
Als Kapitalist und Ausbeuter lasse ich gerne andere für mich arbeiten. Als Nachfahre von Skavenhaltern und Kolonialherren selbstverständlich Schwarze. Ich bezahle diese Kerle auch nicht, sogar für Unterkunft und Verpflegung sollen diese Kerle gefälligst selbst sorgen. Ihr Werkzeug müssen sie selbst mitbringen, schön gelb ist es, zeigt an, dass sie gesund sind. Ich lasse diese Gesellen in meinem Garten herum wühlen, ins Haus kommen die mir nicht – würden mir vielleicht alles dreckig machen.
Die schwarzen Gehilfen werfen sich mit aller Kraft und ihrem ganzen Körpergewicht auf ihr Werkzeug, um es in den Boden zu treiben und den gelockerten Aushub dann nach rechts und links (es wird keine politische Richtung bevorzugt) zu werfen. Dabei sammeln diese Brüder auch noch fleißig das Ungeziefer heraus, das womöglich meine Pflanzen beim Wachsen stören könnte. Ich lasse sie arbeiten, Störungen und Aufsicht oder gar Kontrolle mögen sie nicht, und fliehen dann mit lautem Schimpfen „Keck, Keck, Keck“ - eine komische Sprache, aber was will man schon von schwarzen Schwarzarbeitern erwarten?
Eigenartig ist nur, es kommen nur die schwarzen Männchen, die braunen Weibchen haben offenbar bessere Futterquellen. Na dann, bis zum nächsten Besuch - Schwarzer!

(Die Amsel)

26.01.2011
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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