Bad Gandersheimer Fusionsvisionen
Betr.: Leserbrief Mehrländer „Fusion Bad Gandersheim und Kalefeld – gemeinsam in Richtung Zukunft“, Gandersheimer Kreisblatt 03. April 2012
Ein interessanter Leserbrief! Herr Mehrländer zitiert die bekannten Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung. Hierzu eine andere Sicht: Seit 1970 liegt die Geborenenzahl je Frau bei 1,4, zum Bestandserhalt wären aber (mindestens) 2,1 erforderlich. Es werden also in jeder Generation rund ein Drittel zu wenig Kinder geboren. Da eine Generation heute rund dreißig Jahre dauert, ergibt sich damit langfristig überschlägig in zehn Generationen, also im Jahr 2300 ein Bevölkerungsbestand von ((2/3) hoch 10 =) 1,7 Prozent des heutigen Bestandes – und zwar mit und ohne Fusionen. Bad Gandersheim hätte noch rund 200, Kalefeld 140 Einwohner. So viel zur langfristigen Aussicht in einem historisch durchaus überschaubaren Zeitraum von 300 Jahren. Allerdings wird dieser Bevölkerungsverlust ausgeglichen durch Einwanderung – aus Afrika und Asien (China, Indien) und zwischendurch Türken. Damit werden sich zwar alle Probleme lösen, aber anders, als es sich heute mancher denkt. [Mehr hierzu in Hermann Müller, Bevölkerungspolitik, ISBN 978-3-86468-100-4]
Her Mehrländer fürchtet um die Ortschaften. Das NkomVG (Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz) beschreibt im fünften Abschnitt in den Paragraphen 90 bis 96 die Zuständigkeit der Ortschaften. Grob gesagt, alles außer dem hauptamtlichen Bürgermeister und einem eigenen Haushalt dürfen die Ortschaften allein selbst entscheiden und tun. Das Gesetz gibt den Ortschaften sehr viel mehr Rechte, als ihnen die heutigen Satzungen der Gemeinden Bad Gandersheim, Kalefeld, Kreiensen, Einbeck einräumen. Fusionen nehmen den Ortschaften keine Rechte, eher werden sie ihnen (zurück-)gegeben, weil die zentralen Verwaltungen sich mit dem örtlichen Kleinkram gar nicht befassen können und wollen.
Fusion: Wer mit wem? Kreiensen und Einbeck haben sich gefunden – und haben selbst nach eigener Planung mindestens bis 2015 und noch einige Jahre darüber hinaus mit der Umsetzung zu tun. Bad Gandersheim und Kalefeld mögen es tun, sie werden dann als fusionierte Stadt in zehn Jahren folgen, genau wie Dassel, das nach einer Online-Meldung der Einbecker Morgenpost vom 01. März 2012 den Fusionsgedanken schon mal gedacht hat. Fusionen sind keine Gefahr, sie bieten auch Chancen – man muss sie nur nutzen!
03.04.2012
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen
Bürgerreporter:in:Hermann Müller aus Einbeck |
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