Studenten der Hochschule Augsburg präsentieren Entwicklungen für Menschen mit Handicap
Spielen, Musizieren, Malen – für die Schüler und Erwachsenen des Fritz-Felsenstein-Hauses rückt dieser Wunsch in greifbare Nähe. 70 Studenten des Mechatronikstudiengangs an der Hochschule Augsburg stellten 11 Geräte vor, die helfen, körperliche Handicaps von Menschen mit schweren Körperbehinderungen auszugleichen. Die Präsentation im FFH lockte zahlreiche Besucher an.
Tore schießen per Joystick
Mit glänzenden Augen scharen sich die jugendlichen Fußballfans um den Kickerautomaten, der mit lautem Klackern Holzkugeln auf das Tor abfeuert; ein Torwart versucht die Bälle zu halten, was nur selten gelingt. Damit der Spaß nicht langweilig wird, erlaubt der Joystick nicht nur das Schießen, sondern auch das genaue Zielen. Ähnlich faszinierend sind die entwickelten Malsysteme für Stifte oder Pinsel; sogar der Farbenwechsel ist möglich. Zwei weitere Studententeams haben sich Musikinstrumente vorgenommen: Eine Panflöte, die mit Kompression bespielt wird sowie ein Xylophon, dessen Klöppel mit dem System eines Plotters verbunden ist und damit die millimetergenaue Führung ermöglicht.
„Die Studenten haben hier enorm viel Kreativität, Know-how und Einfühlungsvermögen bewiesen“, so Roland Salvamoser vom Team INTERAKTIV. Die Fachleute beraten und begleiten Menschen mit Körperbehinderungen beim Einsatz von computergesteuerten Assistenzsystemen und Kommunikationshilfen. In der Entwicklungsphase haben sich die Studenten eng mit den FFH-Experten über die Bedürfnisse und körperlichen Möglichkeiten der künftigen Nutzer abgestimmt.
Inspirierende Kooperation
Einige Wochen lang haben die angehenden Ingenieure mit Unterstützung der Professoren Wolfgang Klüver und Franz Raps geplant, getüftelt, entwickelt und gebaut und insgesamt rund 15 000 Arbeitsstunden investiert. Das Ergebnis sind robuste Assistenzsysteme, die entweder per Joystick, Maus oder einem Taster angesteuert werden können. Diese Eingabegeräte sind für Menschen mit Behinderung leichter zu bedienen und ersetzen die feinmotorischen Bewegungen, die beim Musizieren, Spielen oder Malen erforderlich sind. „Teilhabe kommt damit auch in der Freizeitgestaltung der Menschen mit Behinderung an“, so FFH-Geschäftsführer Gregor Beck. „Die Zusammenarbeit mit der Hochschule Augsburg war für beide Seiten begeisternd und inspirierend.“
Empathie und richtige Kunden
Professor Wolfgang Klüver vom Lehrstuhl für Informatik hat bei seinen Studenten eine besondere Motivation festgestellt: „Hier ging es nicht um Industrieprojekte, sondern um Entwicklungen für Menschen. Die Zusammenarbeit war geprägt von Empathie und der Begeisterung, dass die Geräte tatsächlich Verwendung im Alltag der Förderstättenbesucher finden.“ Und sein Kollege Professor Franz Raps, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, sagt: „Die Studierenden hatten plötzlich richtige Kunden und da will man seine Sache besonders gut machen. Wir alle waren von der Lebensfreude und dem Optimismus hier im Haus beeindruckt.“ In einem nächsten Schritt werden die Geräte sicherheitstechnisch optimiert.
Bürgerreporter:in:Gerlinde Weidt aus Königsbrunn |
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