Barrierefreies Lernen mit interaktiver Schultafel
In der Klasse 8/9a der Fritz-Felsenstein-Schule steht heute deutsche Grammatik auf dem Lehrplan. Wortarten müssen den richtigen grammatikalischen Begriffen zugeordnet werden. Jonas und Korbinian haben ihre Lösungen in Teamarbeit erstellt, jetzt wollen sie die Ergebnisse an der Tafel präsentieren.
Jonas legt los und schnell ist klar: Barrierefreies Lernen ist für ihn eine enorme Chance, am Unterricht aktiv teilzunehmen. Ein unscheinbarer Beamer an der Decke, eine Schultafel, die sich erst auf den zweiten Blick als High-Tech-Gerät entpuppt und ein Laptop, den Jonas mit einem Joystick steuert - mehr braucht er nicht, um seinen Mitschülern die Arbeitsergebnisse vorzustellen. Ohne diese Technik könnte er dem Unterricht nur passiv folgen, denn der 15-Jährige meistert seinen Alltag mit starken körperlichen Einschränkungen. Aufgrund der Muskelatrophie, im Volksmund auch Muskelschwund genannt, sitzt er im Elektro-Rollstuhl, kann seine Arme nicht bewegen und hat einen sehr hohen Hilfebedarf. Zur Tafel gehen, mit dem Stift handschriftlich etwas notieren – für ihn undenkbar. Im Unterricht wird er von einer Krankenschwester medizinisch betreut.
Aktive Mitarbeit
Deshalb steuert Jonas mit der Restbeweglichkeit seiner Finger von der Schulbank aus einen Joystick und damit über eine Schnittstelle auch die Maus auf der interaktiven Schultafel. „Jetzt kann ich aktiv am Unterricht teilnehmen. Ich will meinen Quali schaffen und freue mich sehr, nun auch im Unterricht endlich mitmachen zu können“, sagt er. Jonas und seine Mitschüler werden im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung nach dem regulären Lehrplan der Mittelschule unterrichtet. „Das eBeam-System ist ein multifunktionales High-Tech-Gerät, das wir auch als normale Schul- und Magnettafel und damit sehr flexibel nutzen können“, erklärt Michael Löffler, Klassenlehrer der 8/9a am Königsbrunner Förderzentrum für Körperbehinderte. „Gerade für Jonas ist das ein unglaublicher Schritt, selbst präsentieren zu können.“
Doch auch Schüler mit besserer Motorik profitieren vom digitalen Lernen. Korbinian z.B. greift zum elektronischen Stift, klickt auf einen Begriff und zieht ihn über die Tafel, ganz so, als ob er am PC arbeiten würde. Die elektronische Schultafel ist der Bildschirm, der Stift ersetzt die Maus und das dazugehörige Lernprogramm läuft auf dem Laptop des Lehrers, der an einen Beamer angeschlossen ist. Deutsche Grammatik und der Umgang mit digitaler Technik – beides sind wichtige Fähigkeiten, die die Förderschüler hier trainieren.
Wunsch nach weiteren Schultafeln
„Komplett barrierefreies Lernen – das ist die ganz große Chance, die sich unseren Schülern damit eröffnet. Unabhängig von der Art der Körperbehinderung erhalten sie stufenweise die individuelle Unterstützung, die sie brauchen, um körperliche Schwächen auszugleichen“, so Schulleiterin Petra Lichtenberg. Der eBeamer ist bisher in zwei Klassen im Einsatz „Leider kann die Fritz-Felsenstein-Schule diese Geräte nur aus privaten Spendenmitteln unseres Vereins finanzieren. Es wäre schön, wenn weitere FFH-Schüler vom eBeamer profitieren könnten.“
Bürgerreporter:in:Gerlinde Weidt aus Königsbrunn |
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