Nur kein Neid! Warum eigentlich nicht?
Die neueste Studie des DIW zur Vermögensverteilung in Deutschland bestätigt das verstärkte Auseinanderdriften der Wohlstandsschere.
Ein Prozent von Deutschlands Bevölkerung besitzt 20% des Gesamtvermögens, das auf ca. 5,4 Billionen geschätzt wird. Eine andere Größe besagt, dass 60 % des Vermögens in den Händen von 10% der Bevölkerung liegen. Der größte Teil davon fällt auf Grund- und Immobilienbesitz. Wäre das Vermögen gerecht verteilt, besäße jeder Bürger über 17 Jahre 81.000 EUR.
Es zeigt sich, dass Männer mehr besitzen als Frauen. Die Bevölkerung im Osten hat weniger als die im Westen. Und jeder zweite, also 50%, besitzt
fast nichts.
Man könnte meinen, durch diese Studie würde eine regelrechte Neiddebatte entfacht. Falsch, allenfalls diskutiert man über Gerechtigkeit. Die jährlichen Ackermann-Millionen oder die satte Erhöhung für Bahnchef Mehdorn erhitzen die Gemüter wesentlich mehr. Warum? Weil jeder das Gefühl hat, dass die Mitarbeiter die Zeche bezahlen müssen. Sei es, dass Tausende entlassen werden oder dass sie für niedrige Löhne arbeiten müssen. Aber die Aldi-Brüder haben ihre Milliarden, weil sie dem Konsumenten, also uns, günstige Einkaufsmöglichkeiten bieten. Und so viel Geld allein macht auch nicht glücklich.
Es zeigt sich immer wieder, wenn es um ein Vermögen geht, das außerhalb der Vorstellungskraft des Einzelnen liegt, wird es achselzuckend akzeptiert und man geht zur Tagesordnung über. Wenn aber der Nachbar ein tolles neues Auto hat, bekommen einige große Augen. Solch ein Auto auch zu besitzen, das könnten sie sich vorstellen. Dabei sollte man Neid keinesfalls mit Missgunst verwechseln. Neid bedeutet, dass ich etwas auch haben möchte. Missgunst dagegen gönnt dem anderen etwas, z. B. das neue Auto, nicht. Umgangssprachlich werden diese beiden Begriffe oft verwoben.
So kann eine gewisse Portion "positiver" Neid uns helfen, im Leben vorwärts zu kommen, unseren Ehrgeiz anzustacheln. Auch die Werbung nutzt diesen Neidreflex. Wer kennt es nicht? "Mein Haus, mein Auto, mein Boot". Dadurch, dass uns anderen vor Augen führen, was wir alles erreichen oder haben könnten, erhalten wir eine gewisse Hilfe bei unserer Lebensplanung. Nicht immer muss es sich dabei um materielle Erfolge handeln. Beneidenswert sind ebenso eine intakte Familie, gesunde Kinder, eine gute Schulbildung oder eine Lehrstelle in dem angestrebten Lieblingsberuf. Wer würde nicht gerne über die dieselben rhetorischen Fähigkeiten verfügen wie Joschka Fischer und Gregor Gysi oder perfekt mehrere Fremdsprachen beherrschen?
Leider oder Gott sei Dank sind Begabungen und Fähigkeiten unterschiedlich verteilt. Deshalb muss jeder für sich entscheiden, was er gerne möchte, aber vor allem, welche Ziele realistisch sind. Der Rest wird aussortiert und in den Bereich der Wunschträume verbannt.
Bürgerreporter:in:Brigitte John aus Königsbrunn |
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