Tigerente & Co. gingen auf große Fahrt: Biker laden Körperbehinderte auf Motorradtour ein
Die „Tigerente“ fällt auf inmitten der chromblitzenden Motorräder, Trikes und Gespanne, die sich am Samstag Morgen vor dem Fritz-Felsenstein-Haus postiert haben. Erst noch eine Tasse Kaffee, eine kleine Flachserei unter Motorrad- und Trike-Experten und dann sucht jeder nach seinem Mitfahrer. Die Biker treffen sich alljährlich, um Menschen mit Handicap aus dem Fritz-Felsenstein-Haus auf eine Motorradausfahrt durch den südlichen Landkreis mit zunehmen.
Neugierde und Spass
Gleich zu Beginn findet das erste Kennenlernen statt, manchmal ist es auch ein großes Hallo, denn einige der Fahrer haben seit Jahren den gleichen Sozius. Die Besitzerin der „Tigerente“ ist Brigitte Greif aus Schwabmünchen. Sie ist zum ersten Mal mit ihrem Gespann dabei und nimmt die 17-jährige Sonja Mayer mit, Schülerin der Fritz-Felsenstein-Schule, die ebenfalls das erste Mal in so einem Fahrzeug Platz nimmt. Die 40-jährige Fahrerin ist der „bunte Hund“ unter den Bikern, denn ihr Beiwagen hat den schwarz-gelben Anstrich einer Janosch-Tigerente. „Das Design ist ganz nach den Vorstellungen unserer Tochter Amely gestaltet“, lacht sie. Das Fahrgestell des individuellen und von Hand geschweißten Motorradgespanns hingegen entspricht wohl eher dem Geschmack des Ehemanns, der Kfz-Meister ist. „Die vordere Felge stammt von einem Smart, die des Beiwagens von einem Ford und am Auspuff prangen Citroën-Teile“, erklärt er stolz. Dass Brigitte Greif heute mitfährt und so der körperbehinderten Sonja einen unvergesslichen Tag bereitet, liegt wohl an ihrer Neugierde. Sie hat bisher wenig Kontakt zu Menschen mit Handicap und sucht bei dieser Aktion einen Anfang. „Ich habe Spass am Motorradfahren und diese Freude möchte ich heute mit Sonja teilen“, sagt sie und will einfach mal sehen, was der Tag so bringt.
Weite Anreise
Ganz anders Joe Eder, der aus Landshut kommt und damit die weiteste Anreise unter den rund 40 Fahrern auf sich genommen hat. Der 58-jährige Gold Wing-Fahrer nimmt mit seinem Gespann regelmäßig an mehrtägigen Motorradtouren teil, die für körperbehinderte Menschen organisiert werden. In Königsbrunn ist er das dritte Mal mit von der Partie. Er weiß, dass diese Aktionen wichtig sind für die Integration Körperbehinderter. Der Vater dreier Kinder hat vor 15 Jahren eine Selbsthilfegruppe für Eltern und Angehörige gegründet und engagiert sich in seiner Freizeit für deren Belange. Sein Beiwagen bietet Platz für Alexander Rieblinger und dessen Vater Ludwig. Alexander ist 34, war einst Schüler der Fritz-Felsenstein-Schule und besucht immer noch den Stammtisch der Ehemaligen. Diesmal haben die beiden eine der begehrten Mitfahrgelegenheiten ergattert und freuen sich auf die Ausfahrt.
Feste Größe im Kalender
Bereits zum neunten Mal veranstalten die FFH-Organisatoren „Felsenstein on the Road“; die Aktion wurde von der AZ bereits mit der Silberdistel ausgezeichnet. Sie sind zum Teil selbst passionierte Biker. Mit Unterstützung des Motorradclubs „Street Bike Dragracing Association“, deren Mitglieder den Jugendlichen etwas Besonderes bieten wollen, kann der Motorradkonvoi die Ausfahrt durch die Stauden auch sicher durchführen. Begleitet werden die Fahrer von Polizeibeamten auf Motorrädern und dem BRK. Nach einer ausgedehnten Mittagspause in den „Erkstuben“ beim TV Willmatshofen, bei der sich auch die Gelegenheit zu Gesprächen zwischen Fahrern und Jugendlichen bot, kehrte der Konvoi wieder nach Königsbrunn zurück und beschloss den Tag mit einem Grillfest.
Bürgerreporter:in:Gerlinde Weidt aus Königsbrunn |
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