Sauer Erspartes erhöht Unternehmensgewinne
40.35 Mio. Menschen waren im vergangenen Jahr in unserem Land erwerbstätig. Das waren 582.000 mehr als in 2007. Davon sind allerdings derzeit ca. 3 Mio. Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor beschäftigt. Wer denkt, dass es sich dabei hauptsächlich um Menschen ohne Schulabschluss und Berufsausbildung handelt, liegt voll daneben.
Wer im Niedriglohnsektor beschäftigt ist, kann trotz Vollzeitarbeit und Überstunden von seinem Verdienst oft nicht leben. Geschweige denn, dass er davon eine Familie ernähren kann. Großzügig wird den Menschen vom Staat angeboten, ihren Verdienst auf das Niveau von Hartz IV-Empfängern aufzustocken. Dass es sich hierbei nicht um eine Unterstützung der Arbeitnehmer handelt, sondern eindeutig um staatliche Subventionen der Arbeitgeber, die nicht bereit sind, ordentliches Geld für ordentliche Arbeit zu bezahlen, ist bei vielen Bürgern leider immer noch nicht angekommen.
Eines vorneweg: Es macht niemandem Spaß, Aufstocker zu sein. Wer auf staatliche Hilfe angewiesen ist, hat oft einen bitteren Weg hinter sich. Viele hatten einen ordentlichen Beruf gelernt, jahrelang gearbeitet und sich auch etwas Erspartes zur Seite gelegt. Die Arbeitslosigkeit wirft jegliche Lebensplanung über den Haufen. Ein Jahr lang gibt es Arbeitslosengeld. Und dann? Wer bis dahin keine ordentliche Arbeit findet, sich aber auch gegen eine Beschäftigung zu einem Hungerlohn wehrt, dem bleiben nicht mehr viele Alternativen. Harzt IV oder doch noch ein Arbeitsplatz im Niedriglohnsektor? Um wenigstens zum Teil selber für sich und die Familie sorgen zu können, beißen viele in den sauren Apfel und nehmen einen Billiglohnjob an.
Das Leben als Aufstocker beginnt zwar mit der Aufnahme einer unterbezahlten Arbeit. So richtig bewusst wird es einem aber erst, wenn der Antragsteller bei der Arge seine persönlichen Verhältnisse darlegen muss. Wer sich in seinem früheren Leben ein kleines Polster für das Alter angespart und vielleicht auch noch einen Notgroschen auf der hohen Kante hat, bekommt erst Geld, wenn nur noch die erlaubte Rücklage übrig ist.
Bevor ein Aufstockungsantrag bewilligt wird, muss man zuerst mit seinen eigenen Spargroschen seinen geringen Lohn aufstocken. Das bedeutet, dass die Unternehmensgewinne in dieser Zeit durch das sauer Ersparte der unterbezahlten Arbeitskräfte erhöht werden. Erst, wenn diese Quelle versiegt ist, übernimmt der Staat die Subvention der Unternehmen.
Die Politiker überlegen gerade fieberhaft wie sie den Konsum in Deutschland ankurbeln können. Jahrelang spielte der deutsche Konsument nur eine untergeordnete Rolle. Die große Kohle wurde mit Exporten in die ganze Welt gemacht. Jetzt, da die Aufträge ausbleiben, soll es die Inlandsnachfrage richten. Doch selbst wenn z. B. die Krankenversicherungsbeiträge gesenkt werden, hat der Aufstocker nichts davon. Er verdient dadurch etwas mehr und bekommt entsprechend weniger aufgestockt. Unterm Strich bleibt es gleich viel oder besser gleich wenig.
Bürgerreporter:in:Brigitte John aus Königsbrunn |
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