Jugendliche mit Handicap beweisen beim Monoskifahren sportliches Geschick
Nicht alle Sportler streben nach olympischen Ehren – doch eine besondere Herausforderung ist es allemal, sich als Rollstuhlfahrer auf Ski einen Abhang hinunter zu wagen. Robert beherrscht mittlerweile das Monoskifahren und wedelt gekonnt den Abhang hinunter.
Der Elfjährige ist Schüler am Fritz-Felsenstein-Haus in Königsbrunn, dem größten Kompetenzzentrum für körperbehinderte Kinder und Jugendliche im Großraum Augsburg. Gemeinsam mit drei Mitschülern und vier Betreuern nahm er an einem speziellen Skikurs teil. Untergebracht war die Gruppe am Unterjoch im Haus des Bayerischen Behinderten- und Versehrtensportverbandes, der gemeinsam mit dem Deutschen Rollstuhlsportverband das Projekt auch finanziell unterstützt hat.
Technisches Können
Robert fährt als Einziger der Gruppe Monoski. Da er Oberkörper und Arme gut einsetzen kann, sitzt er in einer eigens für ihn angepassten Schale, die auf einem handelsüblichen Carving-Ski montiert ist. Dazu bedient er sich zweier Krückenski und los geht’s! Nur ein Gummiseil verbindet ihn mit seiner Betreuerin, die so auch mal korrigierend eingreifen kann. „Es ist gar nicht einfach so Ski zu fahren“, erklärt Dagmar Simnacher, Physiotherapeutin und Projektleiterin am Fritz-Felsenstein-Haus. „Wir Betreuer haben zunächst selbst einen Monoskikurs gemacht, um die Technik zu erlernen.“ Denn im Gegensatz zum „normalen“ Skifahren werden die Schwünge ausschließlich über die Gewichtsverlagerung, den Oberkörper und die Arme ausgelöst. Und auch das Lift fahren will gelernt sein: über ein Seil ist der Monoskifahrer mit dem Bügellift verbunden, den Auslöseme-chanismus betätigt er selbst.
Bi-Ski als Alternative
Für Markus, Tobias und David, denen Monoskifahren auf Grund ihres Handicaps nicht möglich ist, gibt es eine Alternative: den Bi-Ski. Die Sitzschale ist auf zwei Ski befestigt und mit Hilfe eines Bügels oder eines Gummibandes wird der Jugendliche vom Betreuer unterstützt.
Das Skifahren hat einen hohen therapeutischen Wert, denn die körperbehinderten Jugendlichen sind gefordert, ihr Gleichge-wichtsgefühl zu trainieren. Zudem entwickeln sie ein stärkeres Selbstbewusstsein; schließlich stellt die Beherrschung dieses Sports durchaus eine Herausforderung dar. Auch für skibegeis-terte Familien mit einem körperbehinderten Kind bietet Mono- oder Bi-Skifahren die Möglichkeit, gemeinsam sportlich aktiv zu sein.
Für die Fritz-Felsensteiner ging mit der Skifreizeit ein Traum in Erfüllung: das Erlebnis von Bewegung, Geschwindigkeit und Natur sind Erfahrungen, die für Jugendliche ohne Handicap weitaus selbstverständlicher sind. „Das Schneegefühl war ein-fach toll“, beschreibt Robert die Skifreizeit. Nur mit erheblichem Aufwand und Engagement lässt sich ein solches Projekt realisie-ren. Die Physiotherapeutinnen des Fritz-Felsenstein-Hauses haben dafür ihre Freizeit zur Verfügung gestellt. Informationen zum Monoskifahren bei Dagmar Simnacher Tel. 08231-6004-366.
Bürgerreporter:in:Gerlinde Weidt aus Königsbrunn |
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